Überraschung bleibt vor ausverkaufter Volkswagen Halle aus
Löwen gelingen zehn Ballgewinne
Vor einer Saisonrekordkulisse von 6.358 Zuschauenden in der ausverkauften Volkswagen Halle sind die Basketball Löwen Braunschweig am Sonntagabend auf den amtierenden Deutschen Meister und Pokalsieger FC Bayern München getroffen. Damit waren wie im Vorjahr tolle Rahmenbedingungen für eine Überraschung gegen das Top-Team gegeben, allerdings hatten die Gäste andere Pläne. Die Münchner um Weltmeistertrainer Gordon Herbert zeigten kaum Schwächen, spielten auf einem konstanten Level und trafen vor allem mit 45 Prozent gut von der Dreierlinie. Die Löwen hielten phasenweise gut dagegen, haben laut Headcoach Jesús Ramírez aber nur in manchen Momenten hart gespielt und konnten die am Ende klare 72:90-Niederlage nicht verhindern. Luka Ščuka war bei der von der Volkswagen Bank als „Sponsor of the Day“ präsentierten Partie Löwen-Topscorer, für die Gäste traf Carsen Edwards am besten (20).
Am Mittwoch geht es mit dem nächsten Heimspiel für die Löwen weiter, dann treffen sie im FIBA Europe Cup auf Keravnos Strovolou (Tip-Off: 20 Uhr). Tickets sind im Onlineshop, über die Hotline unter 040 319 747 69 52 und in der Konzertkasse in den Schloss-Arkaden erhältlich.
Nach 40 gespielten Minuten war es eine klare Sache, der Favorit aus München hatte sich mit einer souveränen Leistung gegen die Löwen deutlich durchgesetzt. Es sah aber nicht immer danach aus und schon gar nicht zu Beginn der Partie. Die Löwen waren durch einen starken Start von Luka Ščuka mit 8:3 in Führung gegangen und hatten eine gute Präsenz. Hinten generierten sie Stopps und trafen vorne ordentlich von der Dreierlinie. Aber die Bayern fanden langsam besser rein und bestraften die Löwen-Ballverluste mit leichten Fastbreak-Punkten. So zum Beispiel Andreas Obst, der einen Sahnetag vom Perimeter hatte und das Spiel mit zwei Dreiern zum 13:15 drehte. Das änderte aber erstmal nichts daran, dass sich das Ramirez-Team mit dem klar favorisierten Gegner auf Augenhöhe befand und nach mehreren guten Defensivaktionen in Folge auch wieder knapp vorne lag (20:17, 10. Min.).
Doch langsam, aber sicher zog der FC Bayern richtig an. Das machte sich zuerst entscheidend in der Verteidigung bemerkbar. Die Münchner standen TJ Crockett Jr. & Co. mehr auf den Füßen, weshalb die Trefferquote merklich sank. Vor allem die Dreier fielen nicht mehr so gut (31 Prozent), während die Bayern ihre Wurfquoten in allen Bereichen steigerten. Und als die Löwen in einer Phase drei Ballverluste in Folge produzierten, da kippte schließlich die Partie. Der wie schon so oft in der bisherigen Saison sehr starke Carsen Edwards sorgte für den Führungswechsel (24:27, 13. Min.), ehe die Münchner auf sieben Punkte wegzogen. Durch mehrere Steals und Stopps kamen die Löwen nochmal auf 33:35 heran, jedoch zeigten die Gäste ihre Kaltschnäuzigkeit sowie Qualität und trafen zwei Dreier mit Ablauf der Uhr zum 35:41 nach 20 Minuten.
Die Löwen hatten das zweite Viertel klar mit 15:24 verloren und fanden nach dem Seitenwechsel auch nicht die defensiven Mittel, um den Deutschen Meister zu stoppen. „Wenn München Zeit hat, zu lesen und zu reagieren, dann machen sie jedes Mal ihr Spiel“, so Jesús Ramírez. Und so geschah es auch. Die Bayern spielten ihre Werfer geduldig frei und die waren treffsicher. In einer kurzen Phase des dritten Viertels fiel die Intensität auf beiden Seiten deutlich ab, da punkteten beide Mannschaften fast nach Belieben. Doch brachte dieses „Mitspielen“ den Löwen wenig, da sie ihren Rückstand nicht verringern konnten und nach vier Minuten bereits 17 Bayern-Punkte kassiert, aber selbst nur acht erzielt hatten. Die Löwen bekamen die Münchner, die ihren Stiefel im Stile einer Top-Mannschaft runterspielten, nicht in den Griff und lagen im Nu – auch aufgrund der unglaublichen Wurfqualität des Gegners – mit 47:65 hinten (28. Min.).
In die letzten zehn Minuten ging es mit 16 Zählern Rückstand und da konnten die Löwen die Bayern gleich ein paar Mal hintereinander mit mehr Griffigkeit am Punkten hindern. Das nutzten sie auch mit guten Angriffssequenzen aus und waren durch einen 7:0-Lauf mit Punkten von Tre Mitchell, Luka Ščuka und Arnas Velička auf 61:70 dran. Das Ramírez-Team hatte das Momentum und die Unterstützung in der Volkswagen Halle wurde wieder lauter. Das war erst recht der Fall, nachdem Velička und Crockett Jr. zwei weitere Dreier zum 67:74 versenkt hatten. Crockett Jr. bekam nach einem Block an Edwards gleich nochmal einen Dreier und hätte auf vier Zähler verkürzen können. Aber er verfehlte knapp. Anders die Münchner, die im Gegenzug aus der Distanz erfolgreich waren und spätestens nach einem weiteren Dreipunktewurf von Shabazz Napier zum 70:83 (37. Min.) endgültig für klare Verhältnisse gesorgt hatten.
Trainerstimmen zum Spiel
Jesús Ramírez (Basketball Löwen Braunschweig): „Wir haben gespielt, aber meistens eher mit zu wenig Spannung und nur in manchen Momenten hart. Wir haben versucht, den Rhythmus zu ändern und unsere physische Intensität und Identität zu finden. Aber das ist nicht ausreichend passiert. Wenn München Zeit hat, zu lesen und zu reagieren, dann machen sie jedes Mal ihr Spiel. Glückwunsch an die Bayern, sie sind in einer guten Phase und gewinnen Spiele in den letzten Sekunden. Sie haben derzeit viel Selbstvertrauen und wir sind ein bisschen das Gegenteil. Ich denke dennoch, dass wir sie schlagen können, nur hat die heutige Leistung dafür nicht gereicht.“
Gordon Herbert (FC Bayern München): „Ich bin sehr stolz auf unsere Spieler, das war eine gute Leistung im fünften Spiel in neun Tagen. Vor Kurzem hatten wir mit dieser Situation noch zu kämpfen. Heute war unser Fight viel besser. Madar und Yebo kamen rein und haben uns frische Beine gegeben, beide haben einen tollen Job gemacht, nachdem sie zuletzt nicht viel spielten. Die zwei Siege in der Euroleague diese Woche haben uns verbessert und unsere Identität entwickelt. Mit der Woche bin ich happy, verschiedene Jungs von der Bank haben zugelegt, wie Elias Harris und heute Yam und Kevin.“
Basketball Löwen: Crockett Jr 16., Mitchell 8 (6 Rebounds), Aydinoglu n.e., Ščuka 16 (5 Rebounds), Zylka 5, Velička 9 (3 Assists), Fru 9, Flanigan 6 (4 Assists), Njie, Kalu, Gerhardt n.e., Schilling 2.
FC Bayern München: Edwards 20 (4 Assists, 3 Ballgewinne), Voigtmann 2, Napier 3, Kharchenkov 7, Obst 17 (3 Assists), Harris 2, Brankovic, Booker 18 (7 Rebounds), Madar 12 (4 Assists), Volf, Yebo 7 (6 Rebounds).
Quelle: PM 03.11.2024