Stark ersatzgeschwächte Löwen schlagen sich wacker
Löwen mussten auf vier Spieler verzichten
Die Basketball Löwen Braunschweig haben ihr FIBA Europe Cup (FEC)-Auswärtsspiel beim favorisierten türkischen Club Tofas Bursa mit 90:102 (46:58) verloren. Dennoch kann die Mannschaft von Headcoach Jesús Ramírez die Rückreise erhobenen Hauptes antreten, weil sie stark ersatzgeschwächt beim Tabellenführer ihrer Gruppe A angetreten war und dem Top-Team unter diesen Umständen durchaus Paroli geboten und stark gekämpft hat. Für einen Überraschungssieg wäre zum einen aber eine bessere Dreierquote (25 Prozent) nötig gewesen und zum anderen hätten alle verfügbaren Leistungsträger ihr Potential abrufen müssen. Eine starke Leistung zeigte in jedem Fall Barra Njie, der mit 23 Punkten zum Löwen-Topscorer avancierte und 11 von 14 Würfen aus dem Feld traf. Für Bursa war Marcquise Reed mit 20 Zählern am erfolgreichsten.
Die Löwen waren in dieser Auswärtsbegegnung bei einem Favoriten auf den FEC-Titelgewinn der Außenseiter und diese Rolle wurde noch größer als der finale Kader feststand. Sie waren ohne Gavin Schilling (muskuläre Probleme/Wade), Benny Schröder (Hüftbeschwerden) sowie Martin Kalu (Knieprobleme) nach Bursa gereist. Zudem stand nach dem heutigen Vormittagstraining fest, dass auch Tre Mitchell würde passen müssen. Den zweitbesten Löwen-Scorer im FEC plagen Schmerzen im Fuß, weshalb Luca Joe Ewelt für ihn in den Kader rückte. Der 20-Jährige gilt im FIBA Europe Cup aufgrund der „Home Grown“-Regelung* trotz seines deutschen Passes nicht als „einheimischer“ Spieler und war in Voraussicht des kurzfristigen Ausfalls eines Importspielers mitgeflogen.
Somit war klar, dass Sananda Fru als einziger wirklicher Big Man auf der Center-Position zur Verfügung stand und der drückte dem Spiel in den Anfangsminuten gleich den Stempel auf. Fru erzielte neun der ersten zehn Löwen-Punkte und sorgte dafür, dass sein Team bis zu diesem Zeitpunkt gut mithielt (10:13). Doch wird die Belastung des 21-Jährigen nach seiner längeren verletzungsbedingten Pause noch gesteuert, was sich in limitierten Spielminuten zeigt. Deshalb ging Fru nach ca. fünf Minuten auf die Bank, wo auch Luka Ščuka Platz nahm, der bereits sein zweites Foul kassiert hatte. Ohne diese beiden kamen die Doppellizenzspieler Luca Joe Ewelt und Romario Holloway schon früh zum Einsatz. Die Löwen mussten sich mit dieser Aufstellung insbesondere in der Verteidigung neu sortieren – und das nutzte der offensivstarke Gegner sofort aus. Tofas Bursa zog über einen 10:0-Lauf davon (10:23) und spielte das Ramírez-Team in dieser Phase schwindelig. Doch es folgte der Umschwung: Angetrieben von Barra Njie und über eine gute Defensive kamen die Löwen zurück. Sie kämpften sich regelrecht ins Spiel, forcierten vier gegnerische Ballverluste in Folge und ließen einen 8:0-Lauf folgen (20:29, 10. Min.).
Auf dieser Welle ritten die Löwen noch ein bisschen weiter und verkürzten ihren Rückstand nach zwei Dreiern von Arnas Velička zuerst auf sechs und dann nochmal auf sieben Punkte. Allerdings fiel die körperliche Unterlegenheit gegen die groß gewachsenen und physischen Gegner zunehmend mehr ins Gewicht. Das Fehlen der etatmäßigen Löwen-Center zeigte sich trotz des Einsatzes und Kampfes von Holloway & Co. unter anderem bei den vermehrten Offensiv-Rebounds von Tofas Bursa, die aus den zweiten Chancen im zweiten Viertel zwölf Punkte generierten. Deshalb und aufgrund der selten zu stoppenden Offensivpower des Tabellenersten der Gruppe A geriet das Ramírez-Team wieder in einen zweistelligen Rückstand (30:40). Der wuchs nach dem bereits dritten Foul des ohne Rhythmus gebliebenen Luka Ščuka (17. Min.) sogar auf 16 Punkte an.
Aber die Löwen steckten nicht auf und konnten über ihr schnelles Tempospiel immer wieder Nadelstiche setzen. Sie hatten sich auf 46:58 nach 20 Minuten herangepirscht und waren nach der Halbzeitpause mehr am Drücker. Nach zwei Ballgewinnen und daraus resultierenden Punkten traf auch der sonst recht blasse Chip Flanigan seinen ersten Wurf zum 53:60 (23. Min.). Tofas-Headcoach Orhun Ene hatte genug gesehen, nahm eine Auszeit und danach stellte seine Mannschaft wieder den zweistelligen Vorsprung her. Der Offensivmotor der Türken lief auf Hochtouren. Sie schraubten ihre Trefferquote nochmal höher, netzten selbst bedrängte Würfe mit Ablauf der Uhr ein und profitierten zudem von Fehlern der Löwen. Vor allem Barra Njie stemmte sich dagegen und kam mit seiner Geschwindigkeit immer wieder erfolgreich zum Korb durch. Letztendlich gelangen den Löwen aber zu selten Stopps, weshalb die Gastgeber mit einer 60-prozentigen Trefferquote unaufhaltsam auf 61:81 davonzogen.
In der letzten Minute des dritten Viertels hatte Gian Aydinoglu allerdings noch vier Zähler erzielt und die gaben den Löwen Auftrieb fürs den Schlussabschnitt. Sie ließen sich nicht abschütteln, gewannen das letzte Viertel sogar mit 25:21 und zeigten starken Einsatz, was Jesús Ramírez positiv hervorhob: „Ich bin stolz darauf, wie wir gekämpft haben, wie wir in guten wie in schlechten Momenten zusammengespielt und bis zur letzten Sekunde zusammengehalten haben.“ Sein Team war in der 36. Minute nochmal auf zehn Punkte an Tofas Bursa dran und hatte die Chance, weiter zu verkürzen. Aber ihnen fehlte in dieser Phase das Wurfglück, das der Gegner die gesamte Zeit hatte. So blieb es bis zum Schluss bei einem zweistelligen Rückstand. Dennoch kann man den Löwen wenig vorwerfen und auch Ferdinand Zylka sagte abschließend: „Heute lag es nicht am fehlenden Einsatz, wir haben alles auf dem Feld gelassen.“
Löwen-Stimmen zum Spiel
Jesús Ramírez (Headcoach Basketball Löwen): „Glückwunsch an Tofas für dieses Spiel. Beide Mannschaften haben hart gekämpft, und wir haben die meiste Zeit unser Möglichstes gegeben. Aber gegen eine Mannschaft wie Bursa reicht das nicht, um das Spiel zu gewinnen. Wir müssen in einigen Dingen cleverer sein, Glück haben und einige freie Würfe treffen, die uns nähergebracht hätten. Aber ich bin stolz darauf, wie wir gekämpft haben, wie wir in guten wie in schlechten Momenten zusammengespielt und bis zur letzten Sekunde zusammengehalten haben. Das ist es, was ich sehen will, und das ist uns in den letzten Spielen nicht gelungen. Wir müssen aus dem heutigen Spiel lernen und weiter daran arbeiten zu verstehen, wer wir sind und wie die Basketball Löwen spielen. Das haben wir heute getan und das müssen wir fortsetzen. Also, auf zum nächsten Spiel.
Ferdinand Zylka (Guard, Basketball Löwen): „Heute hat es gegen die erfahrene Mannschaft von Tofas Bursa nicht gereicht. Aber wir haben gekämpft wie verrückt, so müssen wir immer spielen. Heute lag es nicht am fehlenden Einsatz, wir haben alles auf dem Feld gelassen. Manchmal verliert man trotzdem. Aber so wie heute müssen wir weitermachen.“
Basketball Löwen Braunschweig: Crockett Jr. 12, Aydinoglu 7, Ščuka 1, Zylka 8 (7 Rebounds), Velička 12 (5 Assists), Ewelt 6, Fru 14, Flanigan 3 (3 Ballgewinne), Njie 23 (3 Assists), Holloway 4.
Tofas Bursa: Reed 20 (5 Assists), Cengiz 3, Perez-Kaufmann 5 (7 Assists), Saybir 19, Trifunovic 9 (6 Assists), D. Demir n.e., Gecim 13 (6 Assists), B. Demir 2, Kucukozkan n.e., O’Brien 15, Bankston 9, Thompson 7 (6 Rebounds).
*Erläuterung zur „Home Grown“-Regelung gemäß den Regularien im FIBA Europe Cup: Als „home grown“ (einheimischer) Spieler gilt ein Spieler, der mindestens drei Spielzeiten lang im Alter zwischen 12 und 20 Jahren beim nationalen Verband des betreffenden Vereins registriert ist/war. Dies trifft weder auf Luca Joe Ewelt noch auf Mertcan Gerhardt zu – im FIBA Europe Cup gelten deshalb beide trotz ihres deutschen Passes als nicht-einheimische Spieler.
Im FIBA Europe Cup gilt folgende Einsatz-Regelung:
a) bei zwölf oder elf Spielern müssen mindestens fünf einheimische (home grown) Spieler im Kader sein;
b) bei zehn oder weniger Spielern müssen mindestens vier einheimische (home grown) Spieler im Kader sein
Quelle: PM 23.10.2024