Showdown wird zum Thriller und endet mit bitterem FEC-Aus
Löwen führten bei nur noch 0,5 Sekunden vor dem Ende
Was für ein Spiel, was für ein Drama. In der lauten Hexenkessel-Atmosphäre in Thessaloniki sahen die Basketball Löwen Braunschweig nach einem starken Drive mit Korberfolg von Joshi Obiesie bei nur noch 0,5 verbleibenden Sekunden schon wie der Sieger in der Entscheidungspartie um den ersten Gruppenplatz bei PAOK BC aus. Doch pfiffen die Schiedsrichter in der darauffolgenden Sequenz ein Foul gegen die Löwen, was die Gastgeber mit zwei Freiwürfen zur 88:87-Führung nutzten. Die letzte Löwen-Chance bei noch 0,4 Sekunden blieb erfolglos und damit endete eine bis zum Ende packende und intensive Partie, die für die Löwen gleichbedeutend mit dem schmerzhaften Aus im FIBA Europe Cup ist. Bei einem Sieg wäre die Mannschaft von Kostas Papazoglou in die zweite Runde des internationalen Wettbewerbs eingezogen. Doch so fehlten den Löwen schlussendlich wenige Korbpunkte, um unter den sechs besten Zweitplatzierten von insgesamt zehn Gruppen zu landen – was die zweite Option war, um noch weiterzukommen.
Der Start in die Partie ließ nicht erwarten, dass es zum Ende noch so packend werden würde. Die Löwen hatten in der ersten Halbzeit kaum einen defensiven Zugriff auf die Gastgeber gefunden, die insbesondere in Korbnähe nicht zu stoppen waren. 18 Punkte erzielte PAOK BC im ersten Viertel bei 100-prozentiger Quote in der Zone, generell lag die Trefferquote bei 75 Prozent aus dem Feld. „Wir haben versucht, die Spieler darauf vorzubereiten. Es ist aber normal, dass eine junge Mannschaft von der hier herrschenden, anderen und besonderen Atmosphäre beeinflusst wird. Deshalb brauchten wir etwas Zeit, um uns anzupassen“, sagte Kostas Papazoglou nach der Partie und erklärte damit den defensiv ausbaufähigen Beginn. Denn offensiv waren die Löwen und insbesondere Joshi Obiesie gut im Spiel, sie versenkten ihre Würfe selbst bei guter Quote (64 Prozent) und standen nach zehn Minuten bei 23 Punkten.
Das Problem waren jedoch die 30 Zähler, die PAOK BC schon erzielt hatte. Doch mit zunehmender Spieldauer bekamen die Löwen ihren Gegner besser in den Griff – Stück für Stück. Denn im zweiten Viertel zogen die Griechen angefeuert von ihren laut singenden Fans erstmals auf 13 Punkte weg (33:46), weil sie angeführt vom kaum zu stoppenden Duo um Cleveland Melvin und Ben Moore weiterhin zu leicht zum Korb durchkamen. Aber es war deutlich: Die Löwen-Verteidigung wurde griffiger, was nicht nur leicht sinkende Trefferquoten des Gegners, sondern auch einige Ballverluste zeigten. So blieben die Löwen dran und gingen nach einem wichtigen Dreier von Grant Sherfield mit 41:50 in die Halbzeitpause.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Spiel. Die Offensive beider Teams tat sich schwerer, was an einer Steigerung in der Verteidigungsarbeit lag. Die Löwen waren jetzt wach, hatten sich an das Umfeld gewöhnt und machten die Löcher aus der ersten Halbzeit viel mehr zu. Außerdem kontrollierten die Löwen das Spielgerät besser. Sie verloren im dritten Viertel nur einmal den Ball, weshalb PAOK BC kaum noch über Fastbreaks zu Punkten kam. Zum Vergleich: In den ersten 20 Minuten hatte das Papazoglou-Team bereits neun Ballverluste produziert und sieben gegnerische Punkte aus Schnellangriffen kassiert. Aber jetzt war das Spiel anders – und die Löwen kamen über Stopps heran, wenngleich die Dreierquote rapide von 57 auf 29 Prozent fiel. Das Entscheidende war jedoch, dass Obiesie & Co. PAOK BC in diesem Abschnitt nur bei 13 Punkten hielten. Der Offensivmotor der Hausherren ruckelte gehörig.
Mit einem Fünf-Punkte-Rückstand (58:63) gingen die Löwen in den Schlussabschnitt und spürten schon längst: Hier ging was für sie. Das demonstrierte allen voran Joshi Obiesie, der gleich zwei Dreier in Folge zum 64:66 einnetzte. Und die Papazoglou-Mannschaft biss sich fest, ließ die Gastgeber nicht mehr davonziehen. Das Gegenteil war der Fall: In der 35. Minute hatte Grant Sherfield einen Dreier zur Führung versenkt (77:74). Dem war eine starke Defensive von Barra Njie vorausgegangen, der hinten den Ton angab. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen als Topscorer Obiesie einen weiteren Dreier zum 84:81 traf (38. Min.). Danach rückten die Schiedsrichter in den Fokus. Zuerst pfiffen sie ein Foul gegen David N‘Guessan, was zu Freiwürfen des Gegners führte. Und direkt danach ahndeten die Schiedsrichter beim Stand von 85:83 für die Löwen ein Foul beim Dreipunktewurf von PAOKs Stephen Brown. Es war aber klar zu sehen, dass der Guard den Kontakt selbst initiiert hatte. Dennoch: Brown verwandelte seine drei Freiwürfe zum 85:86. Aber die Löwen konterten nochmal in Person von Joshi Obiesie, der bei nur noch 0,5 Sekunden auf der Uhr per Korbleger abschloss. Der Sieg und damit das Weiterkommen in die zweite Runde schienen perfekt. Doch dann kam der finale Foulpfiff mit zwei weiteren Freiwürfen für PAOK BC – und das war die Entscheidung eines bitteren Endes.
Die Trainerstimme zum Spiel
Kostas Papazoglou (Basketball Löwen Braunschweig): „Die erste Halbzeit verlief so wie ich es ungefähr erwartet habe. Wir haben versucht, die Spieler darauf vorzubereiten. Es ist aber normal, dass eine junge Mannschaft von der hier herrschenden, anderen und besonderen Atmosphäre beeinflusst wird. Deshalb brauchten wir etwas Zeit, um uns anzupassen, und deshalb konnte der Gegner in der ersten Halbzeit die Oberhand gewinnen. Aber als wir anfingen, an uns zu glauben und mit der Atmosphäre umzugehen, konnten wir unsere Leistung in der zweiten Halbzeit defensiv verbessern. Offensiv waren wir meiner Meinung nach während des gesamten Spiels gut. Letztendlich ist es sehr bitter, was in der Schlussphase passiert ist, und ich denke, dass man klar gesehen hat, warum wir das Spiel verloren haben. Ich möchte aber eigentlich nicht über die Schiedsrichter sprechen, sondern abschließend sagen, dass ich stolz auf meine Spieler und ihre Leistung in der zweiten Halbzeit bin sowie darauf, wie wir gekämpft haben.“
Basketball Löwen: Worthy n.e., N’Guessan 13 (9 Rebounds), Schröder 3 (6 Rebounds), Hawley 6, Zylka 5, Obiesie 27 (5 Assists), Holloway 2, Njie 8 (5 Assists), Laar n.e., Sherfield 17, Flanigan 6.
PAOK BC: Melvin 28, Koniaris 4, Slaftsakis 2, Zaras 3, Jackson 8, Jones 4, Persidis 4, Iatridis n.e., Brown 9 (8 Assists), Fillios n.e., Moore 19 (7 Rebounds), Dimsa 9.
Quelle: PM 20.11.2025
