Löwen besiegen Anwil nach Verlängerung
Krimi mit Happy-End
Lautstarker Jubel der Erleichterung brandete in der Volkswagen Halle auf, nachdem die Auftaktpartie der Basketball Löwen Braunschweig im FIBA Europe Cup nach 45 Minuten beendet war! Die Mannschaft von Headcoach Kostas Papazoglou gewann das Spiel gegen Anwil Wroclawek nach 28 Führungswechseln sowie drei zweistelligen Rückständen mit 98:97 (40:41; 82:82) nach Verlängerung und hat damit die Durststrecke von vier Pflichtspiel-Niederlagen in Folge beendet. Kostas Papazoglou – für den es der erste Sieg als Headcoach war – lobte seine Mannschaft insbesondere für die Einstellung und bezeichnete diesen wichtigen Erfolg als Charakter-Sieg. Luka Ščuka überragte dabei mit 30 Punkten als Topscorer, für die Gäste traf Isaiah Mucius am besten (24).
Zum Start in die Partie vor 1.775 Zuschauenden war David N‘Guessan omnipräsent. Der Löwen-Big Man machte gefühlt alles – punkten, verteidigen und Assists geben. Wie zum Beispiel ein Pass für ein Alley-Oop-Anspiel auf Luka Ščuka, der es per Dunking krachen ließ. David N’Guessan hatte zu diesem Zeitpunkt schon sieben Zähler erzielt und war zusammen mit Ščuka maßgeblich an einem 8:0-Lauf zum 13:8 beteiligt. Überhaupt lief die Löwen-Offensive besser als zuletzt, wenngleich das Papazoglou-Team das im ersten Viertel noch nicht richtig verwerten konnte. Dafür war die Trefferquote mit 43 Prozent nicht gut genug. Ihr Gegner aus Polen hatte auch noch kein Zielwasser getrunken (36 Prozent), war aber dennoch dran, weil die Löwen schon früh die Teamfoulgrenze erreicht hatten und die Gäste somit regelmäßig an der Freiwurflinie standen.
Das machte sich im Score bemerkbar. Nach 10 Minuten stand es 15:15 – es war alles andere als ein Offensiv-Feuerwerk. Doch das sollte sich ändern. Auf beiden Seiten wurden die Handgelenke lockerer, was insbesondere für Grant Sherfield galt. Der Guard war in den ersten Saisonspielen ziemlich kalt geblieben, kam in dieser Partie aber mehr auf der Position 2 zum Einsatz und das klappte besser. Er lief warm, erzielte im zweiten Viertel elf Punkte und riss Lücken. Drei seiner Punkte machte er in der 15. Minute, und das war in dieser Phase sehr wichtig. Anwil hatte nämlich gerade neun Punkte in Folge erzielt und war von 23:17 auf 23:26 an den Löwen vorbeigezogen. Durch Sherfields Dreier war dieser Run gestoppt, der auch aus Fastbreaks resultierte. Viermal verloren die Löwen in diesem Viertel den Ball, während Anwil nach drei Turnovers zu Beginn den Ball bis zur Pause kein weiteres Mal herschenkte. Einen richtigen Vorteil konnten die Gäste daraus aber nicht generieren, weil sie nach zwei Vierteln bereits sechs Freiwürfe vergeben hatten. Insgesamt sollten sie 14 Freiwürfe liegenlassen.
So war das Spiel weiterhin ausgeglichen und ging mit einem knappen 40:41-Rückstand in die zweite Halbzeit. Da erwischten die Gäste den besseren Start und waren nach 24 Minuten auf sieben Punkte weggezogen. Das Problem in dieser Phase: Die Löwen, denen neben Josh Hawley und LJ Ewelt dieses Mal unter anderem auch Benny Schröder und Romario Holloway angeschlagen fehlten, generierten Stopps und erspielten sich viele offene Würfe, aber die fielen jetzt kaum. „On top“ kassierten sie ein unsportliches Foul, wodurch Anwil Wloclawek erstmals zweistellig in Führung ging (45:55). Angetrieben vom starken Luka Ščuka verkürzten die Löwen ihren Rückstand auf fünf Zähler, gerieten danach aber erneut mit zehn Punkten ins Hintertreffen (52:62). Ein Grund für den entstandenen Rückstand waren lediglich drei getroffene Dreier bei elf Versuchen. Einen davon traf Sherfield zum 57:62 und damit ging es ins letzte Viertel.
Die Polen leisteten sich in dieser Phase mehr Ballverluste, schienen aber noch gefestigt und zogen zunächst wieder davon (57:67), ehe die Löwen um David N‘Guessan ihre defensive Identität deutlich erhöhten. Es folgte ein Steal nach dem anderen, überall waren Löwenarme in den Passwegen, Anwil kam nicht mehr zu erfolgreichen Abschlüssen. Anders das Papazoglou-Team, das aus seinen Stopps auch offensive Energie entfachte und einen 13:0-Lauf aufs Parkett legte (73:67). Die Partie war gedreht, das Momentum in der 35. Minute auf Löwenseite. Aber die erfahrenen Gäste ließen sich davon noch nicht gänzlich aus dem Konzept bringen und kamen angeführt von Isaiah Mucius zurück. Plötzlich lagen die Löwen wieder hinten (77:78) und hatten Glück, als Barra Njie einen Notwurf von der Dreierlinie mit Ablauf der Uhr traf. Aber dieses Glück hatten die Löwen sich durch ihren Einsatz und Willen verdient und es sah so aus, als würden sie sich dafür belohnen: 3 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit führten sie mit 82:79. Angriff Anwil. Im Idealfall wollten die Löwen foulen – wenn die Situation es zulassen sollte, ohne ein unsportliches Foul zu riskieren. Doch dazu kam es nicht. Stattdessen zeigte der 38-jährige AJ Slaughter seine Klasse und netzte einen Dreier ein: 82:82 – Verlängerung.
Jetzt hatten die Gäste das Momentum und das nahmen sie mit in die Overtime. Die Löwen lagen schnell mit 83:87 hinten, ehe ihr starkes Big Man-Duo um Ščuka und N’Guessan erneut zuschlug. Beide versenkten einen Dreier und hatten die knappe Führung zurückgeholt. Die schwappte in der packenden Schlussphase insgesamt zehn Mal hin und her, die Spannung war kaum auszuhalten und hielt bis zum Ende an. Bei noch 22 Sekunden Spielzeit traf der ehemalige Rostocker Eric Lockett zum 96:97, Auszeit Löwen. Die lohnte sich: Njie nahm zuerst Zeit von der Uhr, ehe der Ball in den Händen von Ščuka landete. Der Topscorer traf bei noch 2 Sekunden per Korbleger und der anschließende Wurf von Anwil wurde von N’Guessan geblockt. Damit war er perfekt, der erste Saisonsieg der Löwen und die hatten in diesem Krimi erstaunliche Nervenstärke bewiesen.
Die Trainerstimmen zum Spiel
Kostas Papazoglou (Basketball Löwen Braunschweig): „Ich möchte den Jungs zu ihrem großartigen Einsatz gratulieren. Das war ein Sieg mit Charakter. Wir haben gegen eine sehr gute Mannschaft mit erfahrenen Spielern gespielt. Aufgrund von Krankheiten und Verletzungen hatten wir viele Probleme im Training, aber die Jungs haben sich da sehr gut durchgekämpft und alles dafür getan, um am heutigen Spiel teilnehmen zu können. Es ist stark, dass wir mehrfach einen Rückstand von zehn Punkten aufgeholt und nach dem letzten Dreier von Anwil zum Ende der regulären Spielzeit, der uns sehr wehgetan hat, als Team zusammengeblieben sind. Wir haben unseren Charakter bewahrt und das Spiel erfolgreich zu Ende gebracht.“
Grzegorz Kozan (Anwil Wloclawek): „Nach der ersten Halbzeit hatten wir nur drei Ballverluste, am Ende waren es 14. Diese Ballverluste und die Tatsache, dass wir 14 Freiwürfe verfehlt haben, hat uns sehr geschadet. In einem so engen Spiel sind das zu viele. Grundsätzlich haben wir zu Beginn des Spiels defensiv als Team gute Arbeit geleistet und konnten uns auch absetzen. Aber wir haben ihnen auch einige einfache Punkte in der Transition geschenkt, wodurch sie zurück ins Spiel kamen. Das zusammen mit den Ballverlusten und Freiwürfen hat das Spiel entschieden.“
Basketball Löwen: Worthy 3, N’Guessan 23 (8 Rebounds, 4 Assists, 2 geblockte Würfe), Ščuka 30 (3 Ballgewinne), Zylka 7, Tomic n.e., Obiesie, Römer n.e., Njie 10 (8 Assists), Hartwich, Laar, Sherfield 18, Flanigan 7.
Anwil Wloclawek: Fridriksson 8 (7 Assists, 5 Rebounds), Lockett 14 (5 Rebounds), Slaughter 16, Mucius 24 (6 Rebounds), Furmanavicius 3, Lazarski n.e., Borowski 2, Vucic 13 (5 Assists, 14 Rebounds), Slupinski, Kolodziej 3, Michalak 10, Pearson 4.
Quelle: PM 16.10.2025