Laut Klub - Laut bleiben
Schonmal im Laut gewesen? Ich auch nicht. Umso passender, dass der Klub Ende November zum Tag der offenen Klubtür lud.
Beim Rundgang durch den Außen- und Innenbereich vom Laut scheint auf den ersten Blick alles da, was ein guter Berlin-Untergrund-Club so braucht: Mehrere Tanzflächen mit virtuoser Beleuchtung, Anlagen mit ordentlich Wumms, feierfreundliche Getränkepreise, künstlerisch anspruchsvolle Dekoration, mit Liebe gestaltete Bereiche zum Entspannen, die gleichwohl auch auf entsprechenden Szene-Festivals stehen könnten.
Aber, Moment: Wir sind gar nicht in Berlin, sondern in Braunschweig. Und hier wird nicht einfach nur gefeiert bis die Wolken wieder lila sind (oder noch länger), sondern hier wird die hiesige urbane Kunst- und Kulturszene mitgestaltet – und das schon seit Jahren.
Der Laut Klub wird vom Kunst- und Kulturverein KuK-BS betrieben, jene Initiative feiert übrigens ihren sechsten Geburtstag. Rund 30 aktive Mitglieder zählt der Verein, rund 50 ehrenamtliche Engagierte hat das Laut insgesamt. Dazu zählen Studierende, Künstler, Dozenten, Kreativwirtschaftler und viele mehr. Auch die DJs im Laut bringen sich ein: Nicht nur in die programmatische Gestaltung des Klubs, auch verzichten sie stets auf ihre Gage. Das verringert freilich keinesfalls die Motivation: Auf den beiden Areas Mainfloor und Holzhopper sind jeweils Funktion One-Anlagen verbaut – der Kenner weiß, dass das amtlich hämmert. Die LED-Decke auf dem Mainfloor ist mehr als aufwendig, sie zählt gar 1.422 Lötpunkte – achja, Teile der Musikanlage stammen derweil aus England, Spanien und Österreich. Über die Jahre wurden viele wichtige Meilensteine erreicht, angefangen wurde mit einfachsten Mitteln: Die erste Wand, die im Laut gebaut wurde, bestand aus Kühlschränken vom Vorbesitzer. Das erste Deck war ein Baustellengerüst.
Die Basslawinen genießen, in Trance tanzen
In den vergangenen Jahren wurden schließlich mehr als 6.500 Steine verbaut – oder auch ausgebaut – sowie zehn Tonnen Sand, rund 2,5 Tonnen Gips und mehr als 350 Meter Dachlatten untergebracht. Alles mit dem eigenen Team, alles ehrenamtlich. „Es ist eine Geschichte mit Höhen und Tiefen“, erzählt das Team bei dem Tag der offenen Klubtür den interessierten Gästen. Einige wichtige Etappenziele wurden erreicht – und einige Tiefpunkte durchgehalten. „Ein besonderer Dank gilt den Nachbarn“, ergänzen sie. Eine aufrichtige Entschuldigung an die Nachbarn, die so einige Male unter den intensiven Partys im Laut gelitten haben. Aber, sie betonen auch: Das Laut ist keine Disco. Vielmehr eine Plattform um die hiesige, urbane Kunst- und Kulturszene zu fördern. Im Fokus stehe dabei die Kunstform der elektronischen Tanzmusik. Aber das ist nicht alles, das Laut ist ein Kunstobjekt in sich: Hier kommen Malerei, Lichtkunst, Ausstellungen, Lesungen und mehr zusammen. Sie fassen zusammen: „Wir verstehen es als unsere Aufgabe über unsere Kunst- und Kulturarbeit aufzuklären.“ Sie strecken die Hand aus – nicht nur ihren regelmäßigen Gästen, sondern allen Interessierten. „Im Laut können Gäste zu Freunden werden, für eine Nacht oder ein ganzes Leben.“ Warum eigentlich nicht? Sich in Trance tanzen, die Basslawinen mit geschlossenen Augen genießen. Die magische, energetische Stimmung aufsaugen. Kunst kann sich auf so viele Wege ausdrücken. Hier findet sie statt, definitiv. „Perfektion ist unser Ziel, Originalität ist unser Anspruch.“ Mit dem Laut Klub ist für die Engagierten ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Und für viele Nachtschwärmer sicherlich ebenso – mit Blick auf die hiesige, urbane Szene.
Mehr über den Laut Klub und die Arbeit des Vereins KuK-BS gibt es auf www.facebook.de/lautklub.
Ein Beitrag von Falk-Martin Drescher