Im Gespräch mit Axel Milkau
Kein Turnier - sondern ein Lebensgefühl
Braunschweiger, gelernter Bäckermeister und Erfinder der LöwenClassics. Das alles und noch viel mehr ist Axel Milkau, der seit 2002 das international renommierte Hallenreitturnier ausrichtet und damit eines der größten, sportlichen Großereignisse der Region über siebzehn Jahre zum Erfolg geführt hat.
Basis und Herzstück des bodenständigen Pferdeliebhabers ist das LöwenClassics Sportzentrum. Ein Gehöft aus dem Jahr 1850 in Braunschweig Lehndorf. Gelegen am Stadtrand bietet es die perfekte Location sowohl für Pferdebesitzer und Reiter aus der Stadt, der umliegenden Region sowie von außerhalb. Hier leben dauerhaft und temporär etwa 45 Pferde und Axel Milkau selbst. Direkt über einem der zahlreichen Ställe, ausgestattet mit besonders geräumigen, luxuriös ausgestatteten Pferdeboxen, hat er sich Privat- und Büroräume im sanierten Stalltrakt eingerichtet. "Neben der unmittelbaren Nähe zu den Braunschweigern ist mir die Nähe zu den Tieren besonders wichtig. Man spürt ihre Energie förmlich durch die Wände. Bei offenem Fenster kann man sie schnauben hören" schildert Axel Milkau beim Ausblick über das großzügige 10.000 Quadratkilometer große Gelände aus Wiesen und Trainingsplätzen rund um die Ställe, die beiden großen Hallen und die Longierhalle.
Neben Pensionspferden und einer Ponyreitschule liegt der Fokus der Dachmarke LC auf der Ausbildung von Turnierpferden. Schon bei der Auswahl der Jungpferde mit etwa vier Jahren ist ebenso jede Menge Empathie und Feingefühl gefragt, wie bei der Zusammenstellung von Reiter und Pferd. "Je besser die Chemie zwischen Tier und Mensch stimmt, desto erfolgreicher ist natürlich das Team im Training, im Alltag und im Wettkampf" erklärt der ehemalige Springreiter, der selbst rund vierzig Jahre im Sattel saß. Währen der etwa vierjährigen Ausbildung erhalten die Turnierpferde ähnlich wie menschliche Spitzensportler Behandlungen wie Wärmetherapie durch Pferdesolarien in den Ställen, besondere Ernährung und Pflege. Im Alter von Acht bis Neun Jahren beginnen die Tiere dann ihre Springkarriere - überall in der Welt, je nach Käufer. "Die Arbeit mit den Tieren ist sehr intensiv und emotional, vor allem, wenn es zum Ende einer Karriere kommt, fließen nicht selten Tränen". Auch dieses Jahr wird beim CLASSICO wieder ein besonders erfolgreicher und populärer Hengst nach zwölf Jahren Springreiten verabschiedet werden. Nach ihrer Karriere als vierbeinige Leistungssportler genießen die Tiere eine Rundum-Pension sowie Vater- bzw. Mutterfreuden.
Wie Axel Milkau damals auf die Idee zu dem Braunschweiger Turnier kam, welche Momente der LöwenClassics-Geschichte für Ihn unvergesslich sind und welche Highlights dieses Jahr auf rund 25.000 Zuschauer aus vielen Nationen warten, hat uns der Springreiter, Unternehmer und Familienmensch im Interview verraten.
Wann haben Sie mit dem Reitsport begonnen?
Ich habe mit 6 Jahren den Reitsport begonnen und 11 jährig habe ich mein erstes Springen gewonnen.
Was war bisher ihr größter sportlicher Erfolg?
Ich hatte viele und prägende Momente im Sport. Einer der für mich ergreifendsten war sicherlich der 3. Platz im Nationen Cup mit dem Deutschen Team in Kopenhagen, wo ich Doppel null und bester Deutscher Reiter war.
Wer sind ihre Vorbilder im Reitsport?
Als Reiter war ich immer ein Fan von Eddie Macken, der uns dieses Jahr erstmalig als Trainer von Eve Jobs anläuft. Einer der größten Pferdeleute war für mich unser damaliger Bundestrainer Hermann Schridde.
Bald steht ja die 18. Auflage des Turniers an. Wenn Sie sich an die Anfänge der LöwenClassics zurückerinnern, wie war damals 2002 das erste Mal?
Die erste Auflage war natürlich sehr aufregend und auch von großer Angst geprägt. Drei Monate vor dem Turnierstart ging einer unserer geplanten Hauptsponsoren in Konkurs und wir hatten ein riesiges Problem. Dort musste ich mit meinem damaligen Partner HGW schon einiges bewerkstelligen, um diesen weggebrochenen und sechsstelligen Betrag zu kompensieren. Gott sei Dank haben uns die Braunschweiger Wirtschaft und Freunde des Reitsports nicht fallen gelassen und ausgeholfen. Es war auch beeindruckend wie sich viele Weggefährten mit eingebracht haben, um uns Verantwortliche durch diesen schweren Start zu tragen. Für mich persönlich stand damals viel auf dem Spiel. Wenn das Turnier eine Bruchlandung gewesen wäre, dann wäre ich bei Banken und Entscheidungsträgern auch als Jungunternehmer verbrannt gewesen.
Was hat sich in den letzten siebzehn Jahren verändert?
Die Rahmenbedingungen, um die Finanzierbarkeit des Turniers abzusichern, sind wesentlich schwieriger geworden. Sponsorenverträge sind kaum noch über ein oder zwei Jahre abzuschließen und dieses stellt uns regelmäßig unter enormen Finanzdruck. Damit umzugehen und immer unter diesem Risiko zu arbeiten und dennoch innovativ zu bleiben, muss man definitiv lernen. Wer es nicht schafft, diesen dauerhaften Druck auszuhalten, der wird schnell müde und denkt pessimistisch.
Welche Gäste und Teilnehmer sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Ich bin so vielen besonderen Menschen begegnet und jede Begegnung hatte seine Höhepunkte.
Manchmal sind es eher die beiläufigen Begegnungen mit Menschen aus unserer Mitte, die einem von Jahr zu Jahr erneut und besonders berühren. Ich bin sehr bodenständig und empathisch und deshalb sind es oft kleine Gesten, die ich tief in mir aufnehme und die mir wichtig bei Menschen erscheinen.
Wer waren die größten VIPs?
Ich möchte in diesem Fall keine Wertung vornehmen wollen. Wir hatten Schwergewichte aus Politik, Sport, Wirtschaft und einige Schauspieler bei uns. Da ist jede Persönlichkeit für sich ein großer Moment der Begegnung.
Was war der schönste und der lustigste Moment in der LöwenClassics Zeit?
Besonders ergreifend sind sicherlich die Verabschiedungen von Hans Heinrich Isenbarth (Die Stimme des Reitsports) und von meinem Freund HGW gewesen. Das war Gänsehaut pur.
Auf welche Entwicklung sind sie besonders stolz?
Wenn ich zurück blicke, dann ist es sicherlich die komplette Entwicklung der LC Dachmarke. Gestartet als Einzel-Turnier und heute sind wir mit der LC Dachmarke eine bewiesene Förderinstitution im Reitsport. Diese Entwicklung war am Anfang weder geplant noch konnte man dieses erwarten.
Es heißt ja, dieses Jahr sind die LöwenClassics „erwachsen geworden“. Auch der Turniername hat sich zu „Braunschweig Classico“ gewandelt. Was genau ist damit gemeint?
Erwachsen deshalb, da sich unser Tagesgeschäft ganzjährig erstreckt und wir täglich einen Geschäftsalltag zu erledigen haben. Unter der Dachmarke „LC“ befinden sich nunmehr einzelne Aktiv-Bausteine, wo Förderungen, Verbandsentwicklung, Stiftungsbetreuung, soziale Projekte und unser eigenes LC Sportzentrum darunter und klar definiert stattfinden. Wir sind im Kern nicht mehr ein Kreis von Ehrenamtlichen, sondern wir sind eine Sportagentur. Insofern war es logisch, dass unser Turnierbaustein auch einen eigenen und klar definierten Baustein bekommen muss. Der Braunschweig CLASSICO war hier perfekt. Die Doppel Verbindung im Namen mit Braunschweig hebt unsere Bodenständigkeit mit Bindung an die Region nach ganz oben und unterstreicht mit der CLASSICO Ergänzung unsere Internationalität. Wir möchten erreichen, dass das Kürzel „CLASSICO“ sich genauso schnell im Sprachgebrauch für unser Event etabliert, wie sich das „LC“ unserer Dachmarke durchgesetzt hat. Somit würde es keine Vermengung mehr geben zwischen unserer ganzjährigen Arbeit und dem Event selbst. Wir wollen damit eine klare Profilschärfe erreichen. Der „CLASSICO“ steht für die große Bühne des Reitsports in dieser Region und LC steht für unsere regionalen und bundesweiten Aktivitäten im Reitsport.
Auf welche Highlights und Promis (außer Eve Jobs) können sich die Zuschauer dieses Jahr freuen?
Auch hier darf und möchte ich nichts herausheben. Es ist der herausragende Mix, der es ausmacht. Wir haben neben unseren großen sportlichen Höhepunkten auch wieder viele emotionale Themen mit ins Programm eingebaut. Dieses Jahr präsentieren wir erstmalig unsere Jüngsten Kids auf unserer großen Bühne in einem Führzügel Wettbewerb auf ihren Ponys und dort erwarte ich viele glänzende Kinder Augen. Wir verabschieden einen Sporthengst aus der Turnierszene und auch hier wird Gänsehaut garantiert. Des Weiteren haben wir erstmalig Top Live Bands aus Europa in der LC Riders Lounge aufspielen, die unser neues Life Style Konzept in Szene setzen werden. Alles in Allem wird der „CLASSICO“ ein Erlebnis für Jedermann werden. Sportinteressierte, Gourmets, Geselligkeit oder sehen und gesehen werden. Der CLASSICO bedient alle Zielgruppen, die ein tolles Wochenende erleben wollen.
Wo sehen sie den Braunschweig Classico in 2029?
Ich hoffe sehr, dass dann der CLASSICO immer noch als sportlicher Leuchtturm in der Braunschweiger Veranstaltungslandschaft erstrahlt. Das setzt voraus, dass ich Menschen in meinem Umfeld weiterhin begeistern kann, die Spaß daran haben, sich für diese Passion einzusetzen. Denn der CLASSICO unter der Dachmarke LC ist kein „normaler“ Event, es ist ein Lebensgefühl was man im Herzen tragen muss.
Mit dem Turnier zieht ja der Frühling ins Land. Was sind ihre Lieblingsfreizeitaktivitäten in Braunschweig und der Region bei schönem Wetter?
Ich spiele sehr gerne Golf in der Braunschweiger Region und in meinem Golf Club in Peine-Edemissen. Ich jogge auch sehr gerne im Westpark, da ich in Braunschweig Alt-Lehndorf mein Zuhause gefunden habe.
Reiten Sie auch durch das Gelände in der Freizeit?
Ich reite überhaupt nicht mehr, sondern ich trainiere gerne meine Bereiter und meine Pferde in unserem Sportzentrum LC. Deshalb bin ich noch immer auf Ballhöhe, was den modernen Reitsport angeht.
Vielen Dank für das Interview
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!