Der Macher der "Schrottis" im Interview
Kunst aus Schrott - Acht "Schrottis" pro Recycling
Seit Freitag, dem 02. November zieren acht Skulpturen aus Metallelementen Läden und Einrichtungen der Braunschweiger Innenstadt. Sie sind Teil der diesjährigen Europäischen Woche der Abfallvermeidung. Die Stadt Braunschweig und die ALBA Braunschweig GmbH möchten auf diese originelle und spielerische Art und Weise möglichst viele Menschen für das Thema Abfallvermeidung sensibilisieren.
Verantwortlich für die mehr als gelungene Umsetzung ist Tobias Wehrstedt aus Wolfenbüttel. In rund 100 Stunden hat er den acht Kunstwerken aus alten Harken, Töpfen und Rechen Leben eingehaucht. Aber wie kam der selbständige Metallbauer eigentlich auf die Idee der Motive? Wo hat er all den vermeintlichen Schrott gefunden und wie lange dauert es eigentlich so eine Skulptur zusammenzuschweißen? All das und viele Anekdötchen rund um die Schaffungsphase hat uns "Schrotti"-Macher Tobias Wehrstedt im Interview verraten.
Warum wollten Sie als Metallbauer die Aktion mitmachen?
Tobias Wehrsted: es war einmal etwas anderes als hundert Meter Geländer zu bauen. Neben dem Projektansatz geht es mir als Metallbauer auch darum, auf den Beruf aufmerksam zu machen. Es wird immer schwieriger Auszubildende zu finden.
Was sind normalerweise ihre Aufträge?
Tobias Wehrstedt: das kommt ganz darauf an. Geländer, Tore, Fenster. Auf jeden Fall sind es immer Unikate. Jeder Auftrag ist einzigartig.
Wo kam das Material her?
Tobias Wehrstedt: die sollten uns vom Abfallentsorgungscenter Watenbüttel zur Verfügung gestellt werden. Nachher bin ich dann selber darin herumgekrochen und habe mir die besten Stücke herausgezogen. Aber auch privat habe ich das ein oder andere Stück eingebracht. Den Topf zum Beispiel, der jetzt als Kopf für den "Pfau" dient, habe ich auf diese Weise vor dem Müll gerettet.
Also waren die Motive frei?
Tobias Wehrstedt: Ja genau. Das hat sich dann bei der Suche ergeben. Es gab keinerlei Vorgaben. Da war ich völlig frei.
Wie lange haben sie pro Figur gebraucht?
Tobias Wehrstedt: Unterschiedlich. Sagen wir pro Figur zwischen acht und vierzehn Stunden.
Was ist ihre persönliche Lieblingsfigur?
Tobias Wehrstedt: den "Pfau" und den "Droiden" finde ich persönlich am schönsten. Die "Men at Work"-Figur war von meinem Sohn inspiriert, das kennen ja viele, dass man am liebsten mal mit der Spitzhacke in den Rechner schlagen würde (lacht). Am anstrengendsten war "Ludmilla" (die Wahrsagerin, die von ihrer Gastgeberin Brigitte Quast von "Heimatrausch", dem Standort der Metall-Dame, so getauft wurde). 186 Haare musste ich ihr anschweißen! Für das Flugzeug habe ich lange noch einen Passagier - in etwa einen alten Teddy gesucht - aber leider keinen auftreiben können.
War die ganze Familie kreativ dabei?
Tobias Wehrstedt: die Ideen für die Figuren kamen schon von den Teilen, die ich gefunden habe. Aber klar - meine Frau hat und mein Lehrling haben auch kräftig mitgeholfen. Es sind witzige Sachen passiert, wie anatomisch nicht korrekte Beinstellungen der Vögel oder auch mal ein spontaner Schweißkurs für ein paar Damen. Einige waren echte Naturtalente!
Sind sie generell auch ein Müllvermeider und strikter Mülltrenner?
Tobias Wehrstedt: Privat bin ich mit gelbem Sack, Glas und Korkensammlung immer vorne dran. Und im Betrieb trenne ich sowieso nach Metallsorten und Wertstoffen.
Ihre "Schrottis" stehen ja jetzt bald eine Woche in der Stadt? Gibt es schon Resonanzen?
Tobias Wehrstedt: Ja, durch die Medien werde ich oft darauf angesprochen. Ich denke schon, dass es Aufmerksamkeit erregt und den eine oder anderen zum Nachdenken bringt, wie viele, noch gute Dinge eigentlich auf dem Müll landen.
Was sind ihre nächsten Projekte? Würden sie sich nochmal als Künstler betätigen?
Tobias Wehrstedt: jederzeit - da die ganze Sache großen Spaß gemacht hat! Allerdings war es eine Herausforderung, das Projekt zeitlich mit dem Alltagsbetrieb zu vereinbaren.
Vielen Dank für das nette Gespräch.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-live!