Schülerausstellung deutsch-französische Freundschaft
Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft
Über den Zeitraum von einer Woche beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der Henriette-Breymann-Gesamtschule intensiv mit dem deutsch-französischen Verhältnis. Im Blickpunkt stand auch die frühe Städtepartnerschaft von Wolfenbüttel und Sèvres. Bis zum 1. März 2026 sind die Ergebnisse der Projektwoche durch ausgewählte Ausstellungsstücke im Bürger Archiv des Bürger Museums Wolfenbüttel zu sehen.
Die Jugendlichen aus Wolfenbüttel begaben sich auf eine Reise durch die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen: Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 sowie der Erste und der Zweite Weltkrieg schufen ein Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich, das geprägt war von Misstrauen und Feindschaft. Der Begriff Erbfeindschaft kam auf. Großer Mut und die Kraft zum Vergeben waren nötig, um ein Umdenken in der Bevölkerung beider Länder zu bewirken. Für erste Annäherungen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Präsident Charles de Gaulle verantwortlich. Im Jahr 1963 unterzeichneten sie den Elysée-Vertrag und gaben so den Startschuss für bilateralen Austausch und Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen.
Bei der Beschäftigung mit dem Thema legten die HBG-Schülerinnen und Schüler einen besonderen Fokus auf die Städtepartnerschaft von Wolfenbüttel und Sèvres; eine Partnerschaft, die bereits im Jahr 1958 und damit fünf Jahre vor der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags beschlossen wurde.
Sabrina Benner, Frauke Janzen, Stella Gilfert, Markus Gröchtemeier und die Schüler Elias Bormann und Kristers Millers bei der Vitrine
(Foto: Museum Wolfenbüttel)
Exponate aus dem Museum Wolfenbüttel und aus der Schule
Die Schülerinnen und Schüler der Henriette-Breymann-Gesamtschule haben in Anlehnung an die Wolfenbütteler Sèvres-Brücke eine Brücke aus Papier und Pappe modelliert, die anschaulich die Verbindung von Deutschland und Frankreich symbolisiert. Zu sehen sind unter anderem auch eine sich im Besitz des Museums Wolfenbüttel befindende historische Fotoaufnahme, die die Ankunft von 23 Lehrlingen aus dem Renault-Werk mit dem Reisebus auf dem Schlossplatz zeigt, und zwei von Vertretern Sèvres überreichte Erstausgaben des berühmten französischen Schriftstellers und Wegbereiter der Science-Fiktion Jules Vernes (1828–1905).
„Städtepartnerschaften und Austausch mit dem Nachbarland Frankreich sind in Deutschland weit verbreitet und werden oftmals als gegeben hingenommen. Der historische Ursprung und die bemerkenswerte Leistung, die Deutschland und Frankreich nach Ende des Zweiten Weltkriegs geleistet haben, wird dabei schnell vergessen. Es ist mir ein großes Anliegen, die immense Bedeutung dieser bilateralen Freundschaft als Zeichen für Europa und den Frieden wieder mehr in den Blick zu nehmen und auch jüngere Generationen zu ermutigen, internationalen Austausch weiter voranzutreiben“, sagte Stella Gilfert, Museumspädagogin und Projektleiterin.
„Es ist beeindruckend zu beobachten, wie Schülerinnen und Schüler in Projektarbeiten aufblühen und über sich hinauswachsen. Alle Beteiligten können sehr stolz auf die Ergebnisse sein. Ein besonderer Dank gilt meinen Kolleginnen Frau Benner und Frau Janzen für ihr großes Engagement“, erklärte die Gesamtschuldirektorin Julia Juhls.
„Als Lehrkräfte finden wir es sehr erfrischend und bereichernd, Schule für Experten von außen zu öffnen und das Lernen abweichend vom Lehrplan zu ermöglichen. Dazu hat das Bürger Museum unseren Schülern und Schülerinnen in der Oberstufe verholfen. Während unserer Projektwoche konnte so das Thema Frieden und seine Sicherung nahbar werden“, so Sabrina Benner, Tutorin und Beratungslehrerein. „Durch die Bereitstellung von Unikaten aus dem Museumsarchiv, die von gelebter Freundschaft zwischen Sèvres und Wolfenbüttel zeugen, konnten unsere Schüler und Schülerinnen sogar ein wenig Heimat- und Geschichtsforschung am echten Objekt betreiben, und die Metapher, ‚etwas mit Samthandschuhen anzufassen‘, wurde für die Schülerinnen und Schüler mit der Untersuchung der Unikate erlebbar.“
Frauke Janzen, Lehrerin der HBG, ergänzt: „Gegen Ende des Projekts fiel uns auch der Begriff der ‚Erbfeindschaft‘ auf, wie er zur Beschreibung der Geschichte ja verwendet wird: Ein Erbe, so problematisierten wir am Ende der Projektwoche gemeinsam den Begriff, wirkt wie ein Schicksal, für das man nichts kann und das einem aufgebürdet wird. Dabei sollte eine Beziehung doch das Gegenteil sein: eine freie, bewusste und aktive Entscheidung, im Privaten, wie im Politischen. Dann ist sie einem auch etwas Wert und man arbeitet daran.“
„Das Bürger Museum ist ein außerschulischer Lernort und bietet mit der Großvitrine ‚Bürger Archiv‘ eine perfekte Fläche, um die Ergebnisse junger Menschen zu historischen Themen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Schülerinnen und Schüler der Henriette-Breymann-Gesamtschule haben sich sehr intensiv mit der Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft beschäftigt, ein Thema, das heute wichtiger denn je ist, weil es zeigt, dass Völkerverständigung trotz grausamer Kriege in den Folgegenerationen möglich ist“, so Markus Gröchtemeier, stellvertretender Leiter des Museums Wolfenbüttel.
Schülerzitate zur Projektwoche
Elias Bormann: „Die Projektwoche war sehr interessant und hat mir persönlich geholfen, die Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich besser zu verstehen sowie sie auch mehr zu respektieren.“
Kristers Millers: „‚Deutsch-französische Freundschaft, gelebt in Wolfenbüttel.‘ Mit diesem Satz verbinde ich unsere Projektwoche. Dass Deutschland und Frankreich eine Freundschaft haben, dies war mir bereits klar. Aber wie und wann sie entstand oder zu welchem Nutzen, das war mir nicht klar. Und auch, dass sie in meiner Heimat Wolfenbüttel durch die Partnerschaft mit der französischen Stadt Sèvres gelebt wird, war mir vor der Projektwoche nicht bewusst.“
Quelle: PM 10.12.2025
