Die Berliner Jahre von Henriette Schrader-Breymann
Zehn Jahre FrauenOrt
Zehn Jahre FrauenOrt Henriette Schrader-Breymann kann in diesem Jahr in Wolfenbüttel gefeiert werden. Gabriele Drewes blickt diesmal auf die Berliner Jahre der Namensgeberin. Zudem gibt es Neuigkeiten zu den geplanten Feierlichkeiten im November.
Am 30. April 1872 heiratete Henriette Breymann den sieben Jahre jüngeren gebürtigen Wolfenbütteler Karl Schrader. Er hatte an der Großen Schule Abitur gemacht, war Jurist, Politiker und Mitbegründer vieler sozialer Einrichtungen, Stiftungen und Vereinen. Mit 45 Jahren hatte Henriette den „ergänzenden Pol“ gefunden. Es war eine partnerschaftliche Ehe auf Augenhöhe, das Ehepaar verband die Sorge für die praktische Erziehung der Jugend, sie unterstützten sich bei ihren Aufgaben. Als Karl Schrader Direktor der Berlin-Anhalter Eisenbahn wurde, übersiedelte das Ehepaar 1872 nach Berlin. Die Leitung von Neu Watzum übernahm Henriettes Bruder Karl.
1874 gründete Henriette den „Berliner Verein für Volkserziehung“. Mitbegründer war ihr Mann. Kronprinzessin Victoria, die spätere „Kaiserin Friedrich“, übernahm das Protektorat für die Erziehungsstätte. Die offizielle Verwendung der Bezeichnung Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) lässt sich auf Anfang 1883 datieren. Mit den beiden Namen sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass sich die neue Institution an den pädagogischen Konzepten dieser beiden großen Pädagogen orientierte. Das PFH wurde Henriettes eigentliche Lebensleistung. Ihr Anliegen war auch, dass Frauen durch eine berufliche Ausbildung gesellschaftliche Anerkennung und wirtschaftliche Unabhängigkeit erlangen konnten. Frauen die keine Mütter sind, sollten zu „geistiger Mütterlichkeit“ erzogen werden.
Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich das PFH zu einem der führenden Bildungs- und Berufsanstalten für Mädchen und Frauen, sowie Erziehungsstätte für Kinder. Hedwig Heyl (1850-1934), eine Schülerin von Henriette, gründete 1884 die erste Koch- und Haushaltungsschule für Frauen in Deutschland, Sie wurde dem PFH als Haus II angegliedert. Alice Salomon (1872-1948) gründete 1908 im Haus III die „Soziale Frauenschule“. Sie bereitete junge Mädchen und Frauen auf freiwillige, ehrenamtliche oder berufliche Tätigkeit auf sozialem oder kommunalem Gebiet vor.
Um die Jahrhundertwende galt das PFH als DIE moderne und wegweisende, an politischem Fortschritt und gesellschaftlicher Wirksamkeit orientierte Richtung der Kindergartenpädagogik. Obwohl Henriette seit 1893 an einer Nierenkrankheit litt, arbeitete sie unermüdlich weiter für ihr Berliner Bildungsinstitut. Sie starb am 25. August 1899 in Berlin. Auf dem Bürgerfriedhof in Wolfenbüttel wurde sie begraben.
Karl Schrader war 26 Jahre lang Abgeordneter im Reichstag, dort setzte er sich unter anderem für die Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium ein. Nach seinem Tod 1913 vermachte er sein gesamtes Vermögen dem PFH. 2015 wurde Henriette Schrader-Breymann „frauenORT“ in Wolfenbüttel. Das Pestalozzi-Fröbel-Haus feierte 2024 sein 150-jähriges Bestehen.
Der Frauenort feiert
Am 15. November das zehnjährige Bestehen des frauenOrtes - gern mit vielen Gästen - gefeiert: Im Renaissancesaal wird ein Orchester, dass zu Walzer- und Tango-Klängen in die Welt der 1870er Jahre entführt, einem Buffet, dass ebenfalls mit Köstlichkeiten aus der Zeit zum gemütlichen Miteinander einlädt sowie einem Beiprogramm, an Henriette erinnern. Karten gibt es ab sofort ausschließlich im Vorverkauf für 40 Euro pro Person in der Tourist-Information (Löwenstraße, neben dem Parkhaus) und der Theaterkasse (Stadtmarkt) in Wolfenbüttel.
Quelle: PM 22.09.2025