Bedeutende Schenkung für Braunschweigisches Landesmuseum
Bedeutende Schenkung aus dem Nachlass von E. M. Lilien
Schenkung macht Braunschweig zu einem der wichtigsten Sammlungsorte für E. M. Lilien in Europa
Über Jahrzehnte hinweg wurden sie gehütet, weitergereicht, bewahrt: 30 Grafiken von Ephraim Moses Lilien (1874–1925), einem der bedeutendsten Vertreter des Jugendstils und frühen zionistischen Kunstdenkens. Nun finden sie den Weg zurück nach Braunschweig, in eine Stadt, die durch persönliche wie künstlerische Verbindungen Teil seiner Geschichte ist und in das Braunschweigische Landesmuseum, das dieses kulturelle Erbe mit großer Sorgfalt bewahrt. Mit der Schenkung gehört das Museum heute zu den bedeutendsten Sammlungsorten für das Werk E. M. Liliens in Europa.
Die Werke stammen aus dem familiären Nachlass der Braunschweigerin Helene Lilien (geb. Magnus), der verwitweten Ehefrau des Künstlers und Tochter des Justizrates Otto Magnus. In den 1960er-Jahren wurden sie von Lilian Houss (geb. Dichter), der Nichte Liliens, erworben. Lilian Houss war die Tochter von Minna Dichter (geb. Lilien), der Schwester des Künstlers. Nach Lilian Houss‘ Tod entschloss sich ihr Ehemann, Max Houss, dem Braunschweigischen Landesmuseum diese außergewöhnliche Sammlung zu schenken. Möglich wurde dies durch den persönlichen Kontakt zur Familie, der sich im Zuge der Sonderausstellung „E. M. Lilien: Träumen von Israel“, einer Retrospektive anlässlich seines 100. Todestages, intensivierte.
Die Familie zeigt sich dankbar für die Aufnahme der Schenkung in die Sammlung des Museums: „Wir danken dem Braunschweigischen Landesmuseum herzlich für die Annahme unserer Schenkung, die ab dem 28. August als Teil unserer Judaica-Sammlung [in der Lilien-Ausstellung] zu sehen sein wird. Besonders bemerkenswert ist, dass dieses Jahr sowohl den 100. Todestag des Künstlers E. M. Lilien als auch den 100. Geburtstag von Max Houss im November markiert. Unser besonderer Dank gilt zudem Tom Peters, dem Enkel von E. M. Lilien, für die Vorstellung von Bettina Gierke, der Kuratorin, die sämtliche logistischen Schritte bis zum Zielort koordiniert hat.“ („We would like to thank the Braunschweigisches Landesmuseum graciously for accepting our donation, which will be displayed in the Jewish Collection starting August 28th. Notably, this year coincides with the 100th anniversary of the artist E. M. Lilien as well as Max Houss’s 100th Birthday in November. Additionally, a big thank you to Tom Peters, grandson of E. M. Lilien, for introducing Bettina Gierke, the Curator who orchestrated all the logistics to the destination.”)
Die Radierungen fügen sich inhaltlich in das Profil der Sammlung ein. Sie zeigen einfühlsame Porträts von Familienmitgliedern, etwa Liliens Kinder Otto und Hannah, sowie Reiseeindrücke aus dem Mittleren Osten. Besonders persönlich ist die Darstellung des kleinen Otto mit einem Holzspielzeug in der Stube seiner Mutter Helene. Ein weiteres Highlight ist das kunstvolle Exlibris für Leo M. Brown, das Liliens künstlerische Auseinandersetzung mit kultureller Identität, jüdischer Geschichte und der Idee einer zionistischen Zukunft zeigt.
„Die über 1.000 Objekte umfassende Judaica-Sammlung unseres Hauses ist durch das Vertrauen jüdischer Familien in das Museum entstanden. Wir sind dankbar, dass mit der Schenkung der Sammlung Lilien-Houss diese Tradition fortgeführt wird“, erklärt Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann.
Lilien gilt als herausragender Vertreter des Jugendstils und des kulturellen Zionismus, einer Bewegung, die die Erneuerung jüdischer Kultur als Grundlage eines modernen jüdischen Selbstverständnisses sah. Seine Verbindung von zionistischen Idealen mit der Bildsprache des Jugendstils beeinflusste die visuelle Kultur des frühen 20. Jahrhunderts nachhaltig. Die Retrospektive „E. M. Lilien: Träumen von Israel“ im Landesmuseum Hinter Aegidien beleuchtet Liliens Werke anlässlich seines 100. Todestages und zeigt erstmals in Europa seine Fotografien als digitale Leihgabe des Tel Aviv Museum of Art.
Die Überführung der Schenkung von E. M. Lilien aus Florida/USA nach Braunschweig wurde durch die Förderung der Eckensberger-Stiftung ermöglicht.

Ausstellungsansicht „E. M. Lilien: Träumen von Israel“: Schenkungen aus der Sammlung Lilien-Houss
(Foto: Braunschweigisches Landesmuseum, Anja Pröhle)
Veranstaltungshinweis:
Am 31. August 2025 feiert das Landesmuseum Hinter Aegidien von 12 bis 17 Uhr ein Jüdisches Sommerfest/das Jüdische Sommerfest – der Eintritt ist frei. Besucher*innen erwartet ein buntes Programm mit Musik, Kurzführungen, israelischen Spezialitäten und Aufführungen des preisgekrönten Puppentheaters „bubales“. Unter dem Motto „100 Jahre Hornburger Synagoge“ lädt das Fest dazu ein, Kultur zu genießen und jüdisches Leben in seiner Vielfalt kennenzulernen. Ein Angebot für die ganze Familie mit kreativen Mitmachaktionen rundet den Tag ab. Die jüngst aus Florida eingetroffenen Grafiken (Auswahl) sind im Rahmen des Jüdischen Sommerfestes in der Ausstellung ‚E. M. Lilien: Träumen von Israel‘ zu sehen und bleiben bis zum Ende der Laufzeit der Schau ausgestellt.
Quelle: PM 28.08.2025