»Literarische Woche« in Wolfenbüttel
Zum ersten Mal in Wolfenbüttel
Der 9. November ist ein Datum in der deutschen Geschichte, das vielschichtiger kaum sein könnte. Mit diesem manchmal als »Schicksalstag« bezeichneten Tag sind viele Ereignisse von weitreichender Bedeutung verbunden: Am 9. November 1848 scheiterte die sogenannte März-Revolution. 70 Jahre später, am 9. November 1918 rief der sozialdemokratische Abgeordnete Philipp Scheidemann die erste deutsche Republik aus. Am 9. November 1923 stoppte die bayerische Polizei den Marsch Hitlers und seiner Anhänger zur Münchner Feldherrnhalle und verhinderte diesen Putschversuch. In den Novemberpogromen von 1938 vollzog sich die endgültige Grenzüberschreitung, die nach Hannah Arendt den Beginn des Holocausts darstellt. Und schließlich ist der 9. November 1989 auch ein Tag, an dem die »friedliche Revolution« in der DDR zur Öffnung der Berliner Mauer geführt hat.
Die zum ersten Mal in Wolfenbüttel stattfindende »Literarische Woche« im November 2024 thematisiert die gravierenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, für die einige dieser historischen Ereignisse die Weichen stellten. Die Demokratie barg nicht nur in der Vergangenheit Herausforderungen – bis in die Gegenwart stellt sie Fragen, für die es keine einfachen Antworten gibt.
Demokratie im Feierabend
Demokratie im Feierabend | Eine Bestandsaufnahme in Texten und Liedern
Was ist Demokratie? Was ist demokratisch? Was sieht jede Einzelne in und versteht jeder Einzelne unter Demokratie? Gibt es allgemeinen Konsens über ihre Definition oder kocht jede ihr eigenes Demokratiesüppchen? Wer darf mitkochen? Verderben viele Köche den Brei? Ist die Demokratie ein Brei? Hat sie uns satt, träge und müde gemacht? Oder haben wir sie ermüdet? Reicht es, sich im Feierabend um sie zu kümmern? Bei schönem Wetter?
Was, wenn es ungemütlich oder bedrohlich wird, für die Demokratie einzustehen? Wenn sie Ansprüche stellt, uns etwas kostet? Wie lange können wir uns Demokratie noch leisten? Wie lange wollen wir uns Demokratie noch leisten? Wäre eine andere Staatsform effizienter und kostengünstiger? Was wäre der Preis und wer würde ihn zahlen?
Folkert Dücker, Denis Fischer, Lina Hoppe tasten singend und lesend die Demokratie ab und stellen sich gemeinsam mit dem Publikum diesen und anderen Fragen. Wie viel Demokratie steckt in einem Demokratieabend?
9. November 2024, 20.30 Uhr, Feierabendhaus, Leibnizstraße 6
Erschütterungen
Erschütterungen. Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht | Eine Lesung mit Bundespräsident a.D. Joachim Gauck
Der russische Überfall auf die Ukraine bedroht unsere liberale Demokratie in einem Moment, in dem sie zugleich auch von innen unter Druck steht. Wie ist es dazu gekommen? Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck geht gemeinsam mit seiner Co-Autorin Helga Hirsch der Frage nach, weshalb das Vertrauen vieler Bürgerinnen und Bürger in unsere liberale Demokratie erschüttert ist. Sehr eindrücklich und zum Teil auf persönliche Weise zeigt Joachim Gauck, wie in den letzten Jahren so manche Gewissheit über die Stabilität unserer Demokratie verloren ging – und wie es uns gelingen kann, auch in Zukunft unsere liberalen Freiheiten zu verteidigen und tatsächlich eine wehrhafte Demokratie zu werden.
11. November 2024, 19.30 Uhr, Lessingtheater, Harztorwall 16
Jewish Chamber Orchestra Hamburg
Jewish Chamber Orchestra Hamburg | Musikalisch-literarische Stolpersteine mit Gesine Cukrowski
Das »Jewish Chamber Orchestra Hamburg« wurde 2018 mit der Idee gegründet, nach mehr als 80 Jahren erneut ein jüdisches Kammerorchester in Hamburg zu etablieren. Damals, 1934, entstand es als Resultat der Ausgrenzung jüdischer Musiker aus dem öffentlichen Leben. Das Ensemble konnte jedoch nur noch vier Konzerte spielen, bis es aufgrund des Berufsverbots für Juden aufgelöst werden musste. Die Veranstaltungsreihe »Musikalisch-literarische Stolpersteine« verbindet Musik mit Texten über jüdisches Leben und erinnert an die zu Unrecht vergessenen Werke von Komponisten, die in der NS-Zeit verfolgt wurden und in Konzentrationslagern ums Leben kamen.
12. November 2024, 19.30 Uhr, Lessingtheater, Harztorwall 16
Fabelland
Fabelland. Der Osten, der Westen, der Zorn und das Glück | Lesung mit Ines Geipel
Der 9. November 1989. In Berlin fällt die Mauer. Es ist einer der glücklichsten Momente der deutschen Geschichte. Ines Geipel ist bereits im Sommer in den Westen geflüchtet und erlebt den Zeitriss, die Hoffnungen und Aufbrüche als Studentin in Darmstadt. 35 Jahre danach erinnert sie sich: Wie fühlte er sich an, dieser historische Moment des Glücks? Wie erzählen wir uns Ost und West und die Wiedervereinigung? Woher kommt all der Zorn, woher die Verleugnung, wenn es um den aktuellen Zustand des Landes geht? Ein fesselndes, nein, ein befreiendes Buch, das auf die Frage zuläuft: Können die Deutschen ihr Glück auch verspielen?
21. November 2024, 19.30 Uhr, Bücher Behr, Kornmarkt 4/5
Termine
Samstag, 9. November 2024, 20.30 Uhr
Feierabendhaus, Leibnizstraße 6
Demokratie im Feierabend
Eine Bestandsaufnahme in Texten und Liedern
Der Eintritt ist frei | 60 Plätze vorhanden
Montag, 11. November 2024, 19.30 Uhr
Lessingtheater, Harztorwall 16
Erschütterungen. Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht
Eine Lesung mit Bundespräsident a.D. Joachim Gauck
Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht.
Dienstag, 12. November 2024, 19.30 Uhr
Lessingtheater, Harztorwall 16
Jewish Chamber Orchestra Hamburg
Musikalisch-literarische Stolpersteine mit Gesine Cukrowski
Karten für 23 bis 32 Euro, ermäßigt ab 11,50 Euro
Donnerstag, 21. November 2024, 19.30 Uhr
Bücher Behr, Kornmarkt 4/5
Fabelland. Der Osten, der Westen, der Zorn und das Glück
Lesung mit Ines Geipel
Karten für 10 Euro (Bücher Behr & Theaterkasse am Stadtmarkt 7A)
Vorverkauf und Information
Theaterkasse, Stadtmarkt 7A, 38300 Wolfenbüttel
Telefon 05331 86-501, Telefax 05331 86-507
www.lessingtheater.de | karten@lessingtheater.de
Montag bis Freitag 10 bis 16 Uhr
Quelle: PM 02.10.2024