26. Festival der Klesmer- und Weltmusik auf dem Klesmerplatz
Das Programm des Festivals der Klesmer- und Weltmusik
Dieses Jahr findet das Festival der Klesmer- und Weltmusik bereits zum 26. Mal statt. Es wird von Freitag, 30. Mai, bis Sonntag, 1. Juni, wieder auf dem Klesmerplatz in Salzgitter-Bad stattfinden, mit namhaften und preisgekrönten Künstlerinnen und Künstlern, die musikalischer Vielfalt auf die Bühne bringen. Der Eintritt ist wieder frei!
Freitag, 30. Mai
„Antigua“ werden am Freitag, 30. Mai, um 17 Uhr die Bühne betreten. Das Quartett bereichert die Genres Gypsy Swing, Bossa Nova, Musette und die karibische Musik durch brillante Eigenkompositionen mit Texten in fünf Sprachen. Retro und modern zugleich, spiegeln sie das Motto des Klesmerfestival „Musik zwischen Tradition und Innovation“.
Um 19 Uhr lädt „Baba Yaga" zum Tanzen und Feiern ein. Die fünf jungen Musikerinnen und Musiker aus Österreich, Montenegro und Israel heizen mit Violine, Kontrabass, Akkordeon, Gitarre, Gesang und Percussion ein. Temperamentvolle Balkantunes mischen sich mit virtuosen Klezmerstücken, flottem Gypsy Jazz und sinnlichen, orientalischen Tänzen.
„The Les Clöchards" zerlegen um 21 Uhr in unnachahmlicher Manier vor allem die Rock und Popgeschichte in ihre musikalischen Einzelteile. Dabei überrumpeln sie sogar hartgesottene Musikliebhaberinnen und -liebhaber mit Versionen, die den Originalen die Schau stehlen, oder sie bezaubern mit überweltlichen Klängen aus ihrem zerrockten Signature-Instrumentarium.
Wie jedes Jahr gibt es in den Umbauphasen der Bühne zwischen den Konzerten wieder besondere musikalische Bonbons: Mit energiegeladenen Konzerten und ihrem Interesse an neuen musikalischen Experimenten haben sich „Crepes Sucette“ bundesweit in der Folk- und Straßenmusikszene als eine feste Größe etabliert. Rhythmisch, lebendig, einfalls- und vor allem abwechslungsreich: Ihre Kombination aus Violine, Gitarre und Cajon lässt keinen Fuß stillstehen.
Samstag, 31. Mai
„Orchestra Mondo" erzählt am Samstag, 31. Mai, um 17 Uhr von den Träumen und Wünschen der Bohème, von der Leidenschaft, die in jeder Note mitschwingt und von kreativen Seelen, die zwischen Freiheit und Sehnsucht tanzen. Die vier virtuosen Musikerinnen und Musiker spielen nicht nur Tango, Gypsy Swing und Valse Musette – sie malen Klangbilder, die vor dem inneren Auge Gestalt annehmen.
Ab 19 Uhr bietet „Dobranotch feat. Mark Kovnatskiij" eine einzigartige musikalische Mischung, gesungen in zahlreichen Sprachen, in Jiddisch, aber auch in Ukrainisch, Russisch, Türkisch, Englisch, sogar mal in Deutsch. Man kann sie mit Fug und Recht als echte Worldmusic-Band bezeichnen, die Klezmer mit Balkanbeats mischt, jiddische Traditionals mit slawischem Soul, Hochzeit mit Beerdigung, Dikanda mit Bratsch.
„Birkin Tree“, Italiens berühmteste Irish Folk Band, präsentieren um 21 Uhr brillant gespielte traditionelle irische Musik mit mediterranem Touch. Diese ergänzt die international besetzte Band durch eigene komponierte Tunes im traditionellen Stil. Sie sind die einzige Formation Italiens – und einige der wenigen weltweit – die regelmäßig nach Irland zu den wichtigsten Festivals eingeladen werden.
Auch am Samstag wird es während der Umbauphasen der Bühne zwischen den Konzerten nicht langweilig. In dieser Zeit wird „Kitchen Sunrise“ das Publikum unterhalten. Als Band-WG bringen sie mit akustischen Instrumenten eine Mischung aus melancholischer und aufregender Musik auf die Bühne und versuchen das Publikum mit ihren Geschichten zu berühren.
Sonntag, 1. Juni
Am Sonntag, 1. Juni, um 13 Uhr wird auch dieses Jahr wieder der Kinderchor "Sölter Kinder" aus Salzgitter auf der Bühne des Klesmerplatzes auftreten. Sie werden beweisen, dass man gar nicht früh genug mit der Freude an der Musik und dem Gesang anfangen kann.
"Mischpoke" tritt um 13.30 Uhr auf, ihre Musik ist ein höchst abwechslungsreicher Mix aus traditionellen, neu arrangierten und selbst komponierten Stücken, bei dem aufs Schönste ein Miteinander der Genres zwischen Klezmer, Jazz, Tango, Weltmusik und Klassik ausgelotet wird. Mit ihrem passionierten und hoch virtuosen Spiel entsteht jedes Mal diese kollektive Energie, die Herz und Hüfte in Schwingung versetzt.
"Stereo Naked" betritt um 15 Uhr in für Bluegrass ungewöhnlich kleiner Besetzung die Bühne. Das sympathische Trio bietet maximales Hörvergnügen mit Songs, die irgendwo zwischen amerikanischer Rootsmusik und experimentierfreudigem Indie-Pop zuhause und immer wieder gut für eine Überraschung sind. Bei „Stereo Naked“ wird auch schon mal fröhlich gejodelt und das Banjo im Rap eingebunden.
Die Band „Brazzo Brazzone“ wird um 16.30 Uhr für das Finale furioso in ihrem ureigenen Brass Sound sorgen. Die bunte Mischung aus Jazz, Balkan, Polka, Latin, Funk, Soul, Disco-Grove, Swing oder mal Smooth-Jazz mit Saxophon-Solo, reißt die Menge regelma¨ßig vom Hocker und verwandelt jedes Festival in eine fiesta grandissimo.
Die Salzgitteraner Wandermusikantinnen und -musikanten und das Festival
Das ist der Unterschied zwischen Klezmer und Klesmer
Klezmer ist eine instrumentale Festmusik, welche einst in den jüdischen Gemeinschaften Osteuropas zur Begleitung von Hochzeiten oder fröhlichen religiösen Festen, wie dem Purim-Fest, der Tora-Feier (Simhat Torah) oder auch der Synagogen-Einweihung, gespielt wurde.
Als Klesmer gelten die salzgitterschen Wandermusikantinnen und -musikanten, die im 19. Jahrhundert mit ihrer Unterhaltungsmusik nahezu in der ganzen Welt bekannt waren. Sie bereisten Europa, Nord- und Südamerika, Australien und Afrika und spielten an Fürstenhöfen und in Herrscherhäusern ebenso wie in Gasthöfen, auf der Straße oder an den Lagerfeuern der Goldgräber in Australien und Amerika.
Die ersten Salzgitterschen Musikantinnen und Musikanten der Jahre 1790 bis 1812 bereisten lediglich die engere Heimat oder den nordwestdeutschen Raum. Reisen nach Frankreich, Italien, Spanien, in die Schweiz oder nach Südosteuropa gehörten eher zu den Ausnahmen.
1813 zog die erste Kapelle nach Russland, viele sind ihr gefolgt. Einige Kapellen spielten am Zarenhof und den Höfen anderer Fürsten. Ab 1816 zogen die ersten Kapellen nach Südamerika. Schon früh gehörte Nordamerika zu den beliebten Reisezielen, auch Australien wurde von sehr vielen Kapellen bereist. Selbst nach China, Japan, Indien, Arabien oder Südafrika sind die Wandermusikantinnen und -musikanten gezogen.
Durch das Aufkommen „mechanischer“ Musik und die Verdienstmöglichkeiten in der Industrie war die Anzahl der Klesmer bis spätestens nach dem Ersten Weltkrieg bedeutungslos geworden.
Das Musikfest in der Altstadt des Salzgitteraner Stadtteils Salzgitter-Bad ist eine Umkehrung der früheren Verhältnisse: Sind im 19. Jahrhundert die Musikerinnen und Musiker aus Salzgitter in die weite Welt gezogen, so kommen jetzt Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt hierher, um Klesmer- und Weltmusik, aber auch und insbesondere Klezmer auf der Open-Air-Bühne zu spielen.
Quelle: PM 02.04.2025