The Holy Barnyard
Bierduschen und Konfetti-Schießen scheinen auf Konzerten dieser Band normal zu sein: The Holy Barnyard. Die Punkrock-Band ist laut und hat bei Auftritten immer eine Winke-Katze dabei Wie es dazu kam und was die Jungs musikalisch noch so bewegt, lest ihr hier in unserem Interview.
Stellt euch doch mal kurz vor.
Jojo: Das bin einmal ich, Jojo. Ich bin im Endeffekt der Sänger der Band und mache eine Menge albernes Gehampel vorne.
Marco: Dann besteht die Band noch aus mir, ich bin Marco und spiele Gitarre.
Jojo: Dann haben wir noch Juli an den Drums und Simon am Bass.
Wie und wann seid ihr als Band zusammengekommen?
Jojo: Das ist eine schwierige Frage, weil Juli und ich schon in einer Schulband zusammen gespielt haben, das begann so 2008/2009. Dann ist da viel hin und her rotiert Gitarristen und Bassisten kamen und gingen, auch ein Schlagzeuger ging, der von ziemlich Anfang an dabei war. In dieser Konstellation spielen wir jetzt seit knapp einem Jahr zusammen. Simon war der letzte, der dazu gekommen ist, Marco kam vor zwei Jahren. So hat sich das dann alles ergeben.
Kommt ihr alle aus Braunschweig?
Marco: Jein, wir sind da etwas gesplittet. Zwei kommen hier aus der Ecke von Braunschweig, aus Lamme und Watenbüttel, ich komme aus Schöppenstedt und unser Basser Simon kommt aus Helmstedt.
Jojo: Genau, Juli kommt aus Watenbüttel und ich aus Lamme.
Wie ist euer Bandname zustande gekommen?
Jojo: ich war auf einem Schüleraustausch in den USA und da fuhren wir an einer Scheune vorbei, mein Austauschschüler guckte aus dem Fenster und sagt, so blau wie er war, "Holy shit, look at this fucking Barnyard!", und ich dachte nur "holy shit" und daraus wurde dann im Laufe eines betrunkenen Abends holy barnyard. An dem Abend ging auch noch eine Facebook-Nachricht raus an Juli "Holy barnyard, wäre das nicht ein Name für uns?". Die Band gab es da aber eigentlich noch gar nicht, da war der Name scheinbar wichtiger als die Band. Allerdings wurde dann eineinhalb Jahre nicht mehr darüber geredet, wir haben einfach Musik gemacht. Auf einmal hieß es, wir hätten einen Gig und ab dann brauchten wir einen Namen, den wir auf das Plakat drucken können. Ohne weiter darüber nachzudenken hat Juli den Namen "holy barnyard" weitergegeben. Ob wir da deutsch oder englisch gesungen haben, war uns in dem Moment ziemlich egal. Zumal das meiste, was wir zu dem Zeitpunkt gesungen haben, Cover waren.
Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Marco: Laut, extrem.
Jojo: Extrem finde ich aber zu extrem.
Marco: Okay
Jojo: Also vor allem soll es druckvoll nach vorne gehen, es ist halt Punkrock. Das ist momentan das, wo wir stehen.
Worum handelt eure erste CD "Wir spielen blinde Kuh!"?
Jojo: Ja, das war die erste Scheibe. Das hatte nicht wirklich ein Konzept. Von daher kann man sagen, dass es über nichts und alles handelt. Das fing damit an, dass uns kein Text eingefallen ist und wir einen Song geschrieben haben, der "lalala" heißt. Dann ging es um die Non-Konformität mit der Gesellschaft wie man halt als Punkband mit 16 Jahren anfängt.
Worum geht"s allgemein in euren Songs? Verfolgt ihr mit euren Liedern eine Mission?
Jojo: Ja. Ich verfolge die Mission, dass ich das, was ich produziere eigentlich ganz geil finde. Also, ich muss damit mein Ego stimulieren, mein Ego ist ziemlich groß. Da muss man ziemlich lange stimulieren (lacht).
Marco: Allgemein kann man sagen, es geht um das tägliche Leben und über sämtlichen Schwachsinn.
Jojo: Das klingt so nach Deutschrock-Band! Aber es ist tatsächlich so. Alles, was uns irgendwie über den Weg läuft, wird in den Liedern verarbeitet oder eben nicht. Wie es sich ergibt. Und wenn es dann mal um einen Pinguin geht, geht es um einen Pinguin. Warum auch immer!
Ist eine weitere CD in Planung?
Jojo: Da haben wir eben gerade bei der Probe erst drüber gesprochen. Aber wir haben ja gerade erst unsere neue Platte "Benzin" rausgefeuert. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir sagen, dass das nächste was rauskommt, eine Single ist, wo wir wirklich nochmal näher darüber nachdenken, was wir eigentlich wollen. Dadurch, dass wir mit der Besetzung so viel rotiert haben
Marco: müssen wir uns erstmal wieder finden und einspielen. Was Vernünftiges zustande bringen. Wir haben überlegt, dass wir erst einmal eine Single rausbringen mit einer B-Seite. Aber das steht noch alles in den Sternen. Wir sind noch am überlegen, wo wir überhaupt hinwollen.
Ihr wollt den Punkrock zurück nach Deutschland bringen. Wie schafft ihr das?
Marco: Gar nicht, Punkrock ist tot! (lacht)
Jojo: Konzerte sind tot. Und Punkrock ist noch viel toter. Wenn man überlegt, dass der durchschnittliche Punk im Brain zur Elektromucke abgeht. Mir soll noch einmal einer mit Punkrock kommen und dann am besten die mit einem "Punks not dead"-Pulli...
Was bedeutet Punkrock für euch?
Jojo: Punkrock ist die Mucke, die ich geil finde. Und das ist zum großen Teil Musik, die es nicht mehr gibt, weil alles immer flexibler wird. Wenn du dir mal die Punkbands ansiehst, die jetzt hochkommen, wenn sie Bock darauf haben, spielen sie einen Tango! Und das finde ich extrem geil. Punk ist mittlerweile wirklich das, dass es einem egal sein kann, was man macht.
Was habt ihr bei euren Auftritten immer dabei?
Beide: Eine Winke-Katze!
Woher kam die Winke-Katze?
Jojo: Die Winkekatze kam mit unserem Basser Simon und ging nie wieder nach Hause.
Marco: Und neuerdings auch ein batteriebetriebenes Strobo.
Jojo: Genau, das braucht jede Band! Ach ja, und Bernhard.
Marco: Das ist eine unglaublich coole Plüschkuh mit Piercings und Iro.
Habt ihr Rituale vor euren Auftritten?
Jojo: Ja, ich frage jeden Zuschauer "Haste Bock, haste Bock??" Und alle sagen dann, dass ich nerve. Das tue ich auch. Aber das ist für mich mittlerweile mein Ritual.
Wer sind eure musikalischen Vorbilder?
Jojo: Vorbilder Du weißt ja, wie das mit Idolen ist. Idole sind Vorbilder, Vorbilder sind auch nur Bilder und Bilder soll man aufhängen. Ich glaube, wir belassen das dabei.
Was können die Zuschauer bei einem Auftritt von euch erwarten?
Jojo: Nichts und alles. Ich würde mal darüber nachdenken, was will man sehen und was will man nicht sehen. Es kann beides passieren im schlimmsten Fall. Aber meist gibt es gratis Alkohol, das ist eigentlich gar nicht so beschissen.
Marco: Wenn nicht wieder eine Dosenbier-Schlacht daraus entsteht, wo die ganze Location geflutet wird
Jojo: Und dann mit Konfetti schießen! Viele Locations mögen uns deswegen auch nicht mehr. Aber sie vergessen uns auch nicht mehr!
Wo seht ihr euch musikalisch in 5 Jahren?
Jojo: Hoffentlich noch in der Band.
Marco: Wir wissen nicht einmal, wo wir uns selbst jetzt gerade sehen.
Jojo: Ich weiß noch nicht einmal, was ich morgen zum Mittag esse. Da ist die Frage, was wir in fünf Jahren machen auch nicht einfacher zu beantworten
Würdet ihr bei einer Casting-Show mitmachen?
Jojo: Nächste Frage!
Was kommt in den nächsten Monaten auf euch zu und worauf freut ihr euch am meisten?
Jojo: Erst einmal noch die letzten zwei Konzerte. Dann ganz viel Arbeit. Wir müssen einiges ändern. So eine Tour zeigt einem auch, was man falsch macht, wo man gerade steht und wo man eigentlich stehen möchte. Worauf ich mich freue, ist im Dezember das Abschlusskonzert des Jahres 5 Jahre the holy barnyard und einfach mal zeigen, wir sind jetzt da, wo wir hinwollen, haben unsere Ziele erreicht und einfach nochmal so richtig einen Ablassen!
Interview: Lea Marie Bender