NIILA
" Von blauen Pferden, weißen Rehen, schwarzen Seen, alten Ängsten, neuen Wegen, blauen Flecken, vom Verrecken, vom Aufstehen, vom sich nicht mehr verstecken müssen, von einem Leben voller Lücken, von unter den Zypressen schlafen und seine Feinde tief begraben, von sich an einen Schmerz gewöhnen, von einer Lust und einem Stöhnen, von diesem Schrei, der mich verstört, von dem Gespenst, das dir gehört " Klingt "spooky", oder!? Das ist das erste, was man liest, wenn man auf die Homepage der Band "NIILA" geht. Auch ihr aktuelles Album, das am 27. Juni erschienen ist, trägt einen gruselig-schönen Namen: "Gespenster". Doch worum geht es eigentlich? Warum beschäftigt sich die Band mit Spukgestalten und Dämonen? Wir haben mal nachgefragt und stellen die drei Musiker aus Braunschweig jetzt in einem exklusiven Interview vor!
NIILA im Interview
KLH: Wer steht hinter "NIILA"? Stellt Euch selbst mal im Einzelnen vor!
Daniel Hirschligau (DH): Niila sind Michael Schellhammer, Kati Hollstein und ich, Daniel Hirschligau.
KLH: Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?
DH: Niila ist ein Protagonist aus dem Buch "Populärmusik aus Vittula" von Mikael Niemi. Ein Junge, der die Musik lieben lernt. Aber auch die tragische Person dieses Buches. Wir fühlen uns in gewisser Weise wie dieser Junge. Ein Hin und Her zwischen Euphorie und Ablehnung zu dieser Welt.
KLH: Wie habt ihr zusammengefunden?
DH: Wir sind 2006 zusammengekommen. Ich habe MusikerInnen gesucht und gefunden. Und viel mehr ist entstanden in den nun schon fast 8 Jahren. "Niila" ist zwar in erster Linie Musik, aber nicht nur. Die Ideen gehen weiter in Form von Grafik, Video und auch in Kurzgeschichten. Es wird nicht unser letztes Album sein, das wir aufgenommen haben.
KLH: Welche Instrumente spielt ihr?
DH: Michael Schellhammer am Schlagzeug, Kati Hollstein am Bass und Backroundgesang und ich Gitarre und Gesang. Es ist gerade beim aktuellen Album eine "Reduktion", die man hört. Eine Reduktion von Instrumenten oder Klängen, die Räume lässt für Störgeräusche oder auch für eigene Ideen vom Hörer! Die Songs sind nicht überladen, nicht mit zusätzlichen Streichern oder Chören angefüllt. "Roh" beschreibt es ganz gut, aber trotzdem abgeschlossen, in sich stimmig.
KLH: Beschreib eure Musik mal in fünf Worten!
DH: Roh, direkt, zärtlich, dreckig, anders.
KLH: Euer aktuelles Album heißt "Gespenster". Gab es einen bestimmten Auslöser für das Album oder wie ist euch die Idee dazu gekommen?
DH: Das Wort "Gespenster" lässt einen vielleicht zuerst an Gruselgeschichten erinnern. Oder an beängstigenden Dingen oder Wesen. So ein Geistwesen kann aber auch ein Symbol für das Unmanifeste sein. Für Dinge, die man nicht sehen kann, aber um uns herum trotzdem da sind. Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, ist alles das, was im Leben wirklich wichtig ist, nicht materiell. Aber unser Leben, unsere Gesellschaft lebt und funktioniert nur nach dem Streben nach mehr Materiellem. Deshalb beschwören wir als Widerstand quasi all die Gespenster, die diesem faden Leben wieder einen neuen Sinn zuflüstern.
KLH: Wovon handeln die Songs im Album?
DH: Sie erzählen von diesem Unmanifesten, von Fantasiewesen, von Geistern. Die Lieder sind oft Geschichten, die sich dem Konstrukt "Familie" nähern, mit all ihren Abgründen. Sie handeln vom Anderssein, von Trennung und von Erlösung. Sie handeln von einer Verweigerung zu dem Stumpfsinn dieser Gesellschaft.
KLH: Wer hat die Texte geschrieben?
DH: Ich verfasse die Texte und die Grundkomposition. Gemeinsam im Proberaum finden wir dann das richtige Gewand für die Lieder.
KLH: Habt ihr eigentlich Angst vor mysteriösen Spukgestalten und dunklen Dämonen?
DH: Nein. Denn im Prinzip sind es ja alles Bilder, die der Mensch gefunden hat, um dem Bösen ein Gesicht zu geben. Dem Bösen des Menschen natürlich. Niemand anders als der Mensch selber ist für all das Leid verantwortlich. Wenn, dann fürchten wir uns vor Dingen, die der Mensch erschaffen kann.
KLH: Gibt es bestimmte Musiker oder Musikrichtungen, die euch zu den Songs auf "Gespenster" inspiriert haben?
DH: Die Rock- und Grungebands der 1990er Jahre sind vielleicht eine Referenz, eventuell sind Sonic Youth, Radiohead oder Deftones zu hören. Ich selbst höre solche Vergleiche eigentlich nicht von außen, also klaue ich anscheinend recht gut :-)
Textlich ist der Liedermacher Gerhard Schöne definitiv eine Inspiration für mich, er erzählt Geschichten wie kein anderer.
KLH: Wo kann man euch in den nächsten Monaten live erleben?
DH: Wir machen eine kleine Sommerpause, in denen wir mehr oder weniger reisen. Im Herbst sind wir aber wieder pünktlich auf der Bühne, auch natürlich in Braunschweig.
KLH: Wenn ihr die freie Auswahl hättet, wo würdet ihr gerne einmal auftreten?
DH: Ich fahre seit Jahren gerne zum IMMERGUT Festival, dort würde ich gern selbst mal spielen. Toll wäre auch mal eine Tour im Ausland, das wäre etwas ganz neues für uns.
KLH: Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg mit euren Projekten!
Bandinfo
Niila sind Daniel Hirschligau (voc/git), Kati Hollstein (b/voc) und Michael Schellhammer (dr). Seit 2006 sind sie auf vielen Bühnen Deutschlands unterwegs und spielten auf ihren Touren u.a. in Berlin (Magnet), Hamburg (Kaiserkeller; Knust), Hannover (Béi Chéz Héinz), Kiel (Pumpe) und auf Festivals wie z.B. dem Rocken am Brocken.
Sie gewannen den Uncle Sallys Demo Contest 2008, waren Sound Foundation Band und spielten Support für z.B. Sportfreunde Stiller, Bilderbuch und Adolar. Und Niila fanden großen Zuspruch u.a. in den Medien Visions, INTRO, Deutschlandfunk, MOTOR, Tape TV, Byte FM.
Na, neugierig geworden? Wer Lust hat, mehr über "NIILA" zu erfahren, findet auf der Homepage der Band interessante Infos, Hörproben und Fotos: www.niila.de
Ein Beitrag von Kerstin Lautenbach-Hsu für BS-Live!