Wie kann KI die öffentliche Verwaltung verbessern?
Ein Sprung in die Zukunft städtischer Dienstleistungen
Im TRAFO Hub in Braunschweig fanden sich kreative Köpfe zusammen, um im Rahmen eines 24-stündigen KI-Hackathons innovative Lösungen für städtische Herausforderungen zu entwickeln. Von der Vorhersage von Hochwasserständen bis hin zur digitalen Inklusion durch Chatbots – die präsentierten Konzepte zeigten eindrucksvoll, wie Künstliche Intelligenz die städtischen Dienstleistungen effizienter und bürgerfreundlicher gestalten und besonders bürokratische Hürden überwinden kann.
Man stelle sich vor, eine Künstliche Intelligenz (KI) sagt den Wasserstand der Oker voraus und kann frühzeitig bei anstehenden Überschwemmungen warnen oder hilft dabei, komplizierte amtliche Formulare in jede Sprache zu übersetzen und im Handumdrehen auszufüllen. Die Möglichkeiten, wie KI die Stadtverwaltung unterstützen kann, scheinen endlos zu sein. Diesen Eindruck erweckte der zweitägige KI-Hackathon, der im TRAFO Hub in Braunschweig erstmals stattfand. Obwohl die Region bisher nur begrenzten Zugang zu KI-Technologien bietet, könnten zahlreiche Organisationen von diesen innovativen Lösungen profitieren. Um das Potenzial von KI greifbarer zu machen, haben das KI Lab Braunschweig – eine Initiative visionärer Unternehmen wie ESE, ITU Consult, TEQYARD – und der TRAFO Hub, gemeinsam mit der Stadt Braunschweig, Siemens Mobility, Microsoft und weiteren namenhaften Unternehmenspartnern, deswegen den KI-Hackathon ins Leben gerufen. 24 Stunden lang, größtenteils ohne große Pausen, arbeiteten kreative Köpfe in Teams von vier bis sechs Personen intensiv daran, innovative Lösungen zu entwickeln, die den Zugang zu städtischen Dienstleistungen mit Hilfe künstlicher Intelligenz erleichtern und effizienter gestalten sollten – mit bemerkenswerten Ergebnissen.
KI keine Zukunftsmusik mehr – auch in der Verwaltung
Die Teilnehmenden wurden herzlich von Christian Eckert, Leiter „Ressourcenmanagement & Services“ in der E/E bei Volkswagen, mit einer inspirierenden Keynote empfangen. In seiner Rede sprach er über die weit verbreitete „German Angst“ vor Veränderungen durch künstliche Intelligenz. Eckert stellte klar: „Es ist nicht die KI, die Arbeitsplätze gefährdet – es sind die Menschen, die sie einsetzen, die Arbeitsplätze gefährden.“ Er betonte, dass KI längst keine Zukunftsmusik mehr sei und dass sich jeder mit diesem Thema auseinandersetzen müsse. „Dies müssen wir sowohl den Unternehmen als auch den Mitarbeitenden unmissverständlich vermitteln!“ Auch Dr. Neven Josipovic, Chief Innovation Officer und Leiter der Stabsstelle Digitalisierung und Smart City der Stadt Braunschweig, hob die Vorteile des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz hervor: „Betrachtet man die Aufgaben in der Verwaltung, wird schnell deutlich, wie stark diese mit den Fähigkeiten von Large Language Models übereinstimmen.“ Die Stadt beschäftigt sich daher intensiv mit verschiedenen Anwendungsfällen von KI und stellte den Teams die Aufgabe, innovative KI-Lösungen im Kontext der Braunschweiger Stadtverwaltung zu entwickeln. „Es ist großartig, dass ihr alle hier seid. Eure Ideen werden uns dabei unterstützen, die anspruchsvolle Herausforderung zu meistern, künstliche Intelligenz in die Praxis von Behörden zu integrieren“, wandte sich Josipovic an die bereits hochmotivierten Teams.
Ohne große Pausen und auch durch die Nacht: 24 Stunden „Hacken“
Im Anschluss machten sich die Protagonist:innen an die Arbeit, und es folgte 24 Stunden intensives Arbeiten im Teamverbund. Obst, Pizza, Snacks und Softdrinks sorgten für die nötige Energie, und selbst beim gemeinsamen Abendessen und Frühstück drehte sich alles um das eigene Projekt. Große Pausen gab es kaum und einige Teams schlugen sich im TRAFO Hub sogar die Nacht um die Ohren. „Wir hatten vorher keine Berührungspunkte mit KI, konnten durch diesen Hackathon aber enorm viel lernen“, berichtete ein Teilnehmer nach Ablauf der Abgabefrist. „Dafür haben wir in diesen 24 Stunden auch fast jede Minute gearbeitet“, fügte er sichtlich erschöpft hinzu. „Es war ein unglaublich kreativer Prozess, von der Idee bis zum fertigen Produkt, das theoretisch jetzt schon eingesetzt werden könnte. Dabei haben wir von Höhen bis zu den Tiefen alles erlebt“, skizzierte ein weiterer Mitstreiter, der sich auch über den Austausch mit den anderen Teams und Anwesenden aus der Szene freute: „Die Erfahrungen, der Austausch und das Networking: Das waren wirklich tolle Erlebnisse für uns.“
„Durchweg geniale Lösungen“
Nach über 24 Stunden harter Arbeit war es soweit und die Ergebnisse konnten vor der vierköpfigen Jury bestehend aus Dr. Neven Josipovic, Christian Simon, Global Client Executive bei Microsoft, Anne Fischer, KI-Projektleiterin der Business Unit Rail Infrastructure von Siemens Mobility, Andre Kemper, Product Lead im Software Innovation & Development Center bei Volkswagen sowie einem gespannten Publikum im TRAFO Hub vorgestellt werden. „Wir haben sehr intensiv diskutiert. Das waren alles durchweg geniale Lösungen, weil sie vor allem konkrete Lösungen für konkrete Probleme vorangebracht haben“, schwärmte die Jury nach Vorstellung der sieben Pitches und verdeutlichte, dass die Wahl der Sieger:innen durchaus schwer gefallen war. Am Ende konnte das Team „We don’t Hallucinate“ sich über den dritten Platz und über das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro freuen. Sie widmeten ihrer Arbeit einem akuten Problem in der Region: Die Hochwasserstände der Oker. Mithilfe öffentlich zugänglicher Wasserstandsdaten und gleich sechs trainierten KI-Modellen sind sie in der Lage, Wasserstände der Oker vorherzusagen und bei möglichen Überschwemmungen vorwarnen zu können.
„Auf dem zweiten Platz landete das Team der Programmierschule 42 Wolfsburg, das sich dank der großzügigen Unterstützung von Siemens Mobility mit 1.500 Euro Preisgeld auf den Heimweg machte.“ Sie wollen den Bürger:innen einen leichteren Zugang zu öffentlich verfügbaren Daten verschaffen. Ob durchschnittliche Lautstärke in der Nachbarschaft oder Überschwemmungsgefahren in der Region – mit ihrem Chatbot „der LÖWE“ können alle Daten, die der Öffentlichkeit zur freien Verfügung stehen, zugänglich gemacht werden. Relevante Informationen werden dabei übersichtlich angezeigt und, wenn nötig, auf einer Karte dargestellt, um sich nach Belieben auszutoben. Ziel sei es, einerseits das Engagement für Bürger:innen zu stärken und andererseits auch für digitale Inklusion durch Demokratisierung der Stadtdaten zu sorgen. „Der Case war rund, die Idee war rund und die Präsentation war rund“, lobte die Jury.
Ein Team ragt heraus
„Dieses Team hat ein Alltagsproblem genommen, das wir alle kennen und sehr intuitiv umgesetzt“ kündigte die Jury das Siegerteam an, das das Preisgeld von 3.000 Euro gewann. Die Rede war vom Team „ThinkAI“ und ihrem Chatbot „Simba“. Immer wieder würden Menschen beim Ausfüllen von amtlichen Anträgen scheitern. Simba begleitet die User bei diesem Prozess. Automatisiert füllt er Formulare aus, klärt über komplizierte Passagen auf und übersetzt in einfache Sprache. „Für viele Menschen ist die Bürokratie eine große Hürde im Alltag. All denjenigen könnten wir mit Simba das Leben ein wenig leichter machen“, erklärten die Gewinner:innen und zeigten sich durchaus Überrascht über den Sieg. „Da wir uns erst vor Ort kennengelernt haben, haben wir wirklich nicht damit gerechnet zu gewinnen. Am Ende hat die Chemie aber perfekt gepasst und wir sind überglücklich“, berichtete ein Teammitglied, das extra aus Rheinland-Pfalz angereist war. Groß zu feiern war ihm dann jedoch trotzdem nicht mehr zu Mute: „Nach diesen 24 Stunden ruhen wir uns jetzt erstmal aus.“
Quelle: PM 14.08.2024