Lebenshilfe Braunschweig zeichnet Kooperationspartner aus
„Wir sind inklusiv“
Schulterschluss von Wirtschafts- und Sozialdezernat zur Weiterentwicklung von Arbeitsangeboten
„Wir sind inklusiv“ – ein (noch) eher ungewöhnliches Statement in der Arbeitswelt - und ein Statement, das für Wirtschaftsdezernent und Sozialdezernentin gleichermaßen überzeugend ist. Und so folgten nicht nur beide Dezernatsleiter der Stadt Braunschweig in einer (noch) ungewöhnlichen Kombination der Einladung der Lebenshilfe Braunschweig, sondern auch eine illustre Schar an Arbeitgebern und deren Mitarbeitende. “Wir sind inklusiv“ ist eine Botschaft, die die Lebenshilfe Braunschweig während eines Unternehmertreffs auch als deutlich sichtbare Auszeichnung verliehen hat.
Moderator Frank Rogalski rollte geschickt einen roten Faden mit seinen Bühnengästen aus, der im verbalen Spiel mit sportlichen Erfolgen und künstlerischen Bezügen eins klar herausarbeitete: Firmen, die oft schon in jahrelanger Kooperation Menschen mit Beeinträchtigung in ihrem Unternehmen beschäftigen, können Vorbild sein, Motivation versprühen, Erfahrungswerte kommunizieren und aus ihrer Warte berichten, welche personelle Assistenzen von der Lebenshilfe Braunschweig und welch attraktive finanzielle Unterstützung zum Beispiel durch das „Budget für Arbeit“ geboten werden.
Aufgezeigt wurde, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten sind, um Menschen mit Beeinträchtigung Arbeit mitten in der Arbeitswelt zu ermöglichen. Wie das geht, war an diesem Abend gleich mehrfach zu hören.
So erinnerte Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa in seiner Rede an einen Besuch bei Seilflechter, wo gerade eine zweite betriebsintegrierte Gruppe im Aufbau ist, die Arbeiten direkt im Unternehmen, also vor Ort, übernimmt. Hinzu kommen Budget für Arbeit plus Aufträge an einen Werkstattstandort der Lebenshilfe Braunschweig in der Kaiserstraße. „Das ist eine beindruckende Kooperation eines mittelständischen Unternehmens, und das seit mehr als 20 Jahren“, betont Gerold Leppa. „Mittlerweile sind Sie ja schon viele, mehr als 40 Betriebe, Institutionen und Firmen, die von solchen Arbeitskräften profitieren – Ihnen möchte ich ebenso wie der Lebenshilfe Braunschweig für Ihr großartiges Engagement danken!“

Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa hob in seinem Grußwort das außergewöhnliche Engagement der Lebenshilfe Braunschweig und der Firmen hervor, die Menschen mit Beeinträchtigung eine Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt geben.
Auf die unterschiedlich strukturierten Angebote machte auch Florian König, Geschäftsführer der Lebenshilfe Braunschweig, aufmerksam. „Wirtschaft und Soziales sind gefragt, um das Thema inklusive Arbeitsplätze voranzubringen - deshalb schon mal großen Dank an beide Dezernatsleiter, die hier das Thema gemeinsam verfolgen.“ Seit mehr als 50 Jahre biete die Lebenshilfe Braunschweig Arbeitsangebote für Menschen mit Beeinträchtigung und habe diese konsequent weiterentwickelt: „Nehmen Sie nur das feine Café und Bistro Anton’s im traditionsreichen Herzog Anton Ulrich-Museum, wo wir uns heute treffen, um zu erleben, wie selbstverständlich Menschen mit und ohne Beeinträchtigung einen ausgezeichneten Service bieten.“
Mit mehr als 40 Budgets für Arbeit gehöre die Lebenshilfe Braunschweig in Niedersachsen zu den führenden Institutionen, um helfende Hände in Unternehmen zu vermitteln, erläuterte Florian König weiter. „Wir betreuen und fördern derzeit mehr als 120 Menschen außerhalb von Werkstätten. In diesem Jahr konnten bereits bisher zehn ehemalige Werkstattbeschäftigte in reguläre Arbeit vermittelt werden.“ Möglich mache dies der Fachdienst Betriebliche Integration mit gut vernetzten und qualifizierten Jobcoachs. „Für uns ist das die Zukunft – dank des Fachdienstes können wir Menschen und Firmen passgenau zueinander bringen. Und heute ehren wir die Mutigen, die dies mit uns in den vergangenen schon Jahren gewagt haben. Werden Sie mehr!“
Jan-Peter Ewe, Geschäftsführer des Braunschweiger Unternehmens Ewe Armaturen, gehörte zu den Gästen, die einen kurzen Einblick in die Praxis gaben: „Natürlich sehen wir das alles auch mit einem unternehmerischen Blick. Zusammen überprüfen wir, ob sich Prozesse optimieren und persönliche Leistungen weiterentwickeln lassen.“ So habe man zum Beispiel den Arbeitsplatz an sich angepasst. „Hierfür gibt es übrigens auch Gelder vom Integrationsamt – zudem haben wir zusätzliche Qualitätskontrollen entwickelt, damit alle drei Budgetnehmer Arbeit auf gleichbleibendem Niveau abliefern können.“
Für seine zusätzlichen Mitarbeiter der richtige Weg: „Ich bin stolz auf meinen Arbeitsvertrag und im Ewe-Team angekommen“, freut sich Dennis Bonneik. „Zudem verdiene ich mehr Geld, habe eine gute Förderung sowie eine tolle Assistenz durch den Jobcoach der Lebenshilfe Braunschweig. Und ich konnte beweisen, dass ich einen echt guten Job mache!“

Florian König, Geschäftsführer der Lebenshilfe Braunschweig (rechts), zeichnete mit der Moderation von Frank Rogalski (Mitte hinten) die Firmen Auerswald, Ewe und Alertsstiftung aus.
„Es lohnt sich“, war nicht nur sein eindeutiges und absolut überzeugendes Fazit des Unternehmertreffs. Im kurzweiligen Austausch auf der Terrasse des Anton’s gab es neue Kontakte sowie zahlreiche Tipps und Ideen, begleitet durch die musikalische Untermalung von Karsten Wenzig, selbst einer der beispielhaften Arbeitnehmer. Er wurde vom Fachdienst Betriebliche Integration an die Sally Perel-Gesamtschule in Volkmarode vermittelt und mit seiner Ausbildung im Kaufmännischen verantwortet er nun den Zahlungsverkehr der Mensa-Nutzer:innen.

„Wir sind inklusiv“-Plaketten erhielten auch die Sally-Perel-Gesamtschule, Westermann und Kroschke SIGN von Lebenshilfe-Geschäftsführer Florian König (rechts).
Susanne Braun, zuständig fürs Recruiting bei Invent, betonte: „Wir beschäftigen seit vielen Jahren zwei Frauen, die aus der Werkstatt der Lebenshilfe Braunschweig zu uns gekommen sind. 14-stellige Zahlencodes in Normschrift auftragen? Kein Problem – und eine Fleißarbeit, die sorgfältig für Elemente der Luft- und Raumfahrt ausgeführt werden musste. Mittlerweile haben wir neue Aufgaben gefunden und ich kann nur sagen: Diese helfenden Hände unterstützen auch in einem Hightech-Unternehmen. Diese Kolleginnen sind fast nie krank und absolut verlässlich!“

Vertreter der Helene-Engelbrecht-Schule, von INVENT und Solvis erhielten ebenfalls die Auszeichnung für eine besondere Kooperation mit der Lebenshilfe Braunschweig.
Sozialdezernentin Dr. Christina Rentzsch fasste ihre Eindrücke so zusammen: „Ich bin absolut berührt und positiv überrascht von diesen Erfolgsgeschichten.“ Unabhängig davon, dass sie Arbeitgeber auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung sehe, könne sie nur appellieren: „Macht mit, nutzt Vielfalt. Heute gab es ausgezeichnete Beispiel, was alles geht!“ Deutlich sei geworden, wie wichtig der Schulterschluss zwischen Sozial- und Wirtschaftsdezernat bei dieser Aufgabe sei, so Stadträtin Dr. Christina Rentzsch. „Heute waren wir beide sichtbar - und das braucht das Thema – solch gelungene, nachhaltige und damit auch zukunftsorientierte Inklusion geht nur im Miteinander!“
Zu den ausgezeichnete Firmen gehören unter anderem
• Invent
• Solvis Solaranlagenbau
• Kroschke SIGN
• Westermann
• ID Logistic
• Auerswald | Telefonanlagenbau
• Haltern und Kaufmann | Garten- und Landschaftsbau
• Seilflechter
• Essilor
• Selgros
• MKN
• Alerds-Stiftung
• Ambet e.V.
• IGS Volkmarode
• Helene-Engelbrecht-Schule
• Nibelungen Wohnbau
• Seniorenheime und Kindergärten
• Einzelhandel
SERVICE: Fachdienst Betriebliche Integration
Der Fachdienst Betriebliche Integration der Lebenshilfe Braunschweig berät Firmen, Betriebe und Unternehmen ebenso wie die motivierten Menschen mit Beeinträchtigung in allen Phasen des Eingliederungsprozesses.
• Er informiert Sie über finanzielle Fördermittel und Investitionshilfen.
• Er übernimmt bei Bedarf die Antragsstellung beim Leistungsträger.
• Er berät bei der Arbeitsplatzgestaltung.
• Er erstellt Arbeitsplatzanalysen.
• Er begleitet zu Praktikum, Probebeschäftigung und Einarbeitung.
Budget für Arbeit
Das Budget für Arbeit ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigung, ihre Subventionen, die für den Arbeitsplatz bei der Lebenshilfe Braunschweig bereitgestellt werden, in einem regulären Arbeitsverhältnis zu nutzen. Somit besteht für Unternehmen die Möglichkeit, einen Ausgleich von bis zu 75 Prozent des Bruttolohnes über das Sozialamt zu erhalten. Darüber hinaus unterstützen die Assistenzen der Lebenshilfe Braunschweig.
Ansprechpartner für weitere Informationen:
Michael Schumann | Leitung Fachdienst Betriebliche Integration |
0531 4719 4957 | E-Mail michael.schumann@lebenshilfe-braunschweig.de
Quelle: PM 20.06.2024 / Text und Fotos: Elke Franzen