Stadttiere Braunschweig e.V.
Stadttiere Braunschweig e.V.
In unserer Serie “Vereine der Region“ waren wir bei dem Verein Stadttiere Braunschweig e.V. Das Hauptanliegen der z.Zt. 28 Mitglieder sind aktuell unsere Stadttauben. Gut ein drittel der Mitglieder ist aktiv für den Verein tätig. Damit man die Mitglieder bei ihrer Arbeit auch erkennt, tragen sie Jacken vom Deutschen Tierschutzbund, dem der Verein auch angehört.
Die Tauben in der Stadt ernähren sich aufgrund des Fütterungsverbotes von dem, was die Menschen (leider) auf den Boden werfen: Brot, Kuchen, Pommes. Das ist natürlich alles andere als gesund für die Tiere, denn davon bekommen sie Durchfall. Schlimmer noch, während des Lockdown fanden die Tiere überhaupt kein Futter mehr und wären verhungert. Nicht nur das zeigt, dass ein reines Fütterungsverbot nicht dazu führt, dass die Tauben vor Hunger aus der Stadt abwandern. Dem Verein ist es zu verdanken, dass nach intensiven Gesprächen mit der Stadt, während des ersten Corona-Lockdown Taubenfutterplätze eingerichtet werden konnten.
Geholfen hat, dass der Verein bereits eine Ausnahmegenehmigung zum Anfüttern hatte, um verletzte oder kranke Tiere einzufangen. An den Futterstellen verteilen die ehrenamtlichen Mitglieder jeden Morgen abgestimmte Futtermengen. Eine Taube benötigt am Tag ca. 40 - 50g Futter. Da kommen pro Futterstelle schon ein paar Kilo zusammen. Während des Fütterns werden die Tauben gezählt, um jederzeit die aktuelle Anzahl der Stadttauben bestimmen zu können. Zusätzlich können kranke und verletzte Tiere eingefangen und versorgt werden. Durch das kontrollierte Füttern sind die Tiere nicht mehr gezwungen, ihre Nahrung dort zu suchen, wo sich viele Menschen aufhalten. Wenn die Tauben satt sind, müssen sie nicht mehr den ganzen Tag zur Futtersuche umherlaufen und Menschen belästigen. Das ist unter anderem ein Sinn der Fütterung. Gerade in diesem Sommer haben die Mitglieder auch noch Kanister mit Wasser dabei, um die Tiere vor Ort damit zu versorgen. Seit der Einrichtung der Futterstellen sind zum Glück nur noch wenige Tiere mit schmerzhaften Verletzungen, verursacht durch Fäden, Haare oder Plastikbändern, die sich bei der Suche nach Futter um die Füße der Tiere schlingen und zum Teil sogar den ganzen Fuß abschnüren, zu beobachten. Tauben wird es in unserer Stadt immer geben.
Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensbedingungen für die Stadttauben zu verbessern. Ziel ist es auch, ihren Bestand zu verringern. In einem Taubenschlag werden den Tauben gezielt Nistplätze angeboten, aus denen die Eier dann gegen Kunsteier ausgetauscht werden. Einen betreuten Taubenschlag gibt es bereits in Braunschweig. Hier werden die Tiere medizinisch versorgt, so z.B. die notwendig gewordene Impfung gegen Paramyxovirose und in den Nestern werden die Eier rechtzeitig gegen Gipsattrappen ausgetauscht, um so die Population zu regulieren.
Nur einem Paar wird erlaubt zu brüten, um den anderen zu signalisieren, dass es hier möglich ist und sie so weiter im Schlag zu halten. Der geplante Taubenschlag an der Martinikirche soll noch in diesem Jahr fertig gestellt werden. Dafür sucht der Verein noch hauptamtliche Mitarbeiter*innen als Tierpflegehelfer, denn die Schläge müssen in der Helligkeitsphase des Tages betreut werden. Wenn die Tauben im Schlag heimisch geworden sind, werden sie noch ein paar Mal am Tag ihre Runde fliegen, aber die meiste Zeit des Tages im Schlag verbringen. Die häufig von Bürgern und Geschäftsleuten beklagte Verschmutzung durch Taubenkot nimmt so also ebenfalls ab, da sich der Großteil des Taubenkots im Schlag sammelt und einfach entfernt werden kann. Die regelmäßige Reinigung und Desinfizierung übernehmen die Mitglieder genauso wie das Eier tauschen, Versorgen und Füttern der Tauben. In diesem Jahr wurden bereits 216 Eier ausgetauscht.
Diese konkreten Maßnahmen ergeben zusammen eine tierschutzgerechte Lösung für den Umgang mit Stadttauben, von der auch die Menschen profitieren.
Auch bei allen anderen Stadttieren, wie Igel, freilebende oder verwilderte Haustiere (häufig Katzen) kann bei den meisten Fragen und Anliegen geholfen werden.
Ein großer Wunsch der Vereinsmitglieder ist mehr Toleranz für die Tiere in der Stadt. Wichtig ist es, die Menschen aufzuklären. Denn Falschinformationen, zum Beispiel, dass Tauben Krankheiten übertragen oder für Schäden an Gebäuden verantwortlich sind, halten sich immer noch hartnäckig. Der Verein informiert und berät hier gern.
Die Stadt gehört uns nicht allein. Also sollten wir lernen, unseren „Lebensraum Stadt“ friedlich mit den Tieren zu teilen.
„Sie engagieren sich in einem Verein und brauchen finanzielle Unterstützung? Auf www.braunschweigische-sparkassenstiftung.de finden Sie die Förderrichtlinien und alle Informationen zu den möglichen Förderungen durch die Braunschweigische Sparkassenstiftung.“
Text: Nicole Redmann
Fotograf: Jürgen Pluschke / Farbtiefe
Mehr Fotos hier: https://www.bs-live.de/reportagen/fotos/index.php?id=2528029