Braunschweiger Auto Touren-Club e.V.
Braunschweiger Auto Touren-Club (BATC)
In unserer Serie “Vereine der Region“ waren wir beim Braunschweiger Auto Touren-Club e.V. Der Braunschweiger Auto Touren-Club (BATC) besteht seit 1948 (75-jähriges Jubiläum in 2023) und ist mit aktuell rund 130 Mitgliedern ein gemeinnütziger Ortsclub des ADAC. Die Mitglieder sind zwischen ½ und 82 Jahren alt. Viele der Mitglieder sind gar nicht im Rennsport aktiv, sind aber bei Veranstaltungen immer dabei, um zu helfen, sei es beim Auf- und Abbau oder Kuchen backen, es gibt immer viel zu tun. Seit der Gründung bis heute wird im BATC aktiv Motorsport betrieben.
Regelmäßig organisiert der Club Veranstaltungen, wie die „ADAC Welfen-Winter-Rallye“ in der Motorsport Arena Oschersleben, Läufe zum „Norddeutschen ADAC Börde Tourenwagen Cup“ (NATC), das „Sidecar-Festival“ in der Motorsport Arena Oschersleben, inkl. WM-Lauf oder das legendäre Braunschweiger Oldtimertreffen auf dem Harz und Heide Gelände.
Seit 1993 existiert zudem die Nachwuchs-Gruppe „KART-Löwen“, wo Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geboten wird, unter Anleitung und Betreuung mit clubeigenen Renn- und Slalom-Karts zu trainieren und an Wettbewerben teilzunehmen.Der BATC leistet damit einen wichtigen Beitrag in der ehrenamtlichen Jugendarbeit in der Region Braunschweig. Ziel ist es, talentierte Nachwuchsfahrer zu entwickeln. Aus den KART-Löwen der 90er Jahre sind inzwischen die erfolgreichsten Fahrer in Norddeutschland geworden, die sowohl auf Rallyepisten als auch im Rennsport und Simracing Furore machen.
Bei den „KART-Löwen“ sind die 5 Kinder der Familie Schmidt zuhause. Die Jungs Jonas und Jan-Nico haben mit 8 und 11 Jahren mit dem Kart fahren angefangen. Bei Wettkampftagen immer mit dabei, sind die Zwillinge Julina und Julica, 11 Jahre, da so mit reingeschlittert, ebenso die jüngste, Junis, 6 Jahre. Jonas, inzwischen 16 Jahre alt, hat in diesem Jahr den Welfenpokal gewonnen. Jan-Nico ist mit jetzt 19 Jahren zu alt für den JugendKart und macht die Ausbildung zum Trainer. Die Eltern Stefanie und Andre leben das Hobby ihrer Kinder. Dabei ist Kartfahren schon kein Hobby mehr, es ist Sport. Generell macht es Spaß, sich mit anderen zu messen, aber auch das ganze Drumherum. Regelmäßige Teilnahme am Training, aber auch an Wettbewerben ist quasi Voraussetzung.
Spätestens mit 18 ist bei den Kartfahrern Schluss. Der Wechsel zum Slalomfahren bietet sich an, weil hier noch kein Führerschein benötigt wird, da der Sport meistens auf Parkplätzen, also außerhalb des öffentlichen Straßenverkehr, gefahren wird. Der Automobilsport teilt sich, wie auch der Kartsport, in Rallye und Slalom fahren. Alles ist hier im Verein möglich.
Stellvertretend für die vielen Bereiche, die der Verein im Automobilsport abdeckt, haben wir Familien kennengelernt, die schon lange im Verein tätig sind. Der Verein ist familiär gewachsen. Viele der Mitglieder haben als Kinder bei den Kart-Löwen angefangen. So auch bei Familie Mehlhorn, die bereits seit 1983 im Rallyesport unterwegs ist. Vienna und York Mehlhorn haben ganz klassisch bei den Kart-Löwen begonnen und fahren heute wie ihre Eltern Carolin und Kurt Mehlhorn ebenfalls Rallye. Auch Schwiegersohn Sven hilft inzwischen mit. Vater und Sohn sitzen am Steuer und Mutter und Tochter sind die Beifahrer. Der Fahrer muss sich 100% auf die Ansagen von seinem Beifahrer verlassen können. Inzwischen sind sie so eingespielt, dass auch Vienna mit ihrem Vater oder Bruder York mit seiner Mutter gemeinsam Rallye fahren. Nachdem sie viele Wettbewerbe und Meisterschaften gewonnen haben, fahren sie heute nur noch, weil es Spaß macht. Die Rallyeszene ist wie eine große Familie. Hier unterstützt jeder jeden, auch während eines Wettkampfs.
Jens Brandes hat ebenfalls ganz klassisch den Weg über Kart Slalom und Kart Rennen genommen, später zum Auto Slalom und mit 16 zur Rundstrecke gewechselt und dort viele Preise gewonnen. Seit 2008 fährt auch er Rallye. Vater Michael Brandes ist früher selbst Slalom und in den letzten 22 Jahren Rallye gefahren, bis er 2006 aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste. Heute ist er immer noch passiv aktiv mit Hilfestellung dabei. Der Aufbau eines passenden Autos ist sehr kostspielig. Das übernehmen beide gemeinsam in der eigenen Werkstatt.
Immer noch mit dabei und von allen Mitgliedern sehr geschätzt ist Karl Heinz Engel. Inzwischen 82 Jahre alt, organisiert er immer noch die Alpenpassfahrt und fährt diese selber mit. Während seiner aktiven Zeit ist er im Rallyesport unterwegs gewesen. Allerdings aus Kostengründen immer nur als Beifahrer. Denn während der Fahrer die Kosten für das Auto und den Sprit bezahlt, trägt der Beifahrer lediglich das Startgeld. In seiner aktiven Zeit ist er in ganz Europa unterwegs gewesen. Das bedeutet an einem Wochenende Training und am nächsten Wochenende das Rennen. Vor einem Rennen wird die Strecke abgefahren und der Beifahrer schreibt das so genannte Gebetsbuch. Obwohl immer Amateur geblieben, hat er so manchen Urlaub dafür aufgebraucht, denn der Sport ist sehr zeitintensiv. Deshalb hat er 1992 aktiv als Beifahrer aufgehört, ist dem Verein aber als ehrenamtlicher Sportleiter erhalten geblieben.
Peter Grunow ist bis 1990 ebenfalls als Beifahrer Rallye gefahren. Als Student fehlte danach erst das Geld und später im Beruf die Zeit. Parallel hat er schon immer im Hintergrund bei der Organisation mitgewirkt und sich zusätzlich als Zeitnehmer ausbilden lassen und ist damit seit 1983 bis heute an Veranstaltungen beteiligt. Ausschreibungen, Genehmigungsverfahren mit der Straßenverkehrsbehörde, die gesamte Infrastruktur ist sehr personal-und zeitintensiv. Da die Zuschauer sehr nah am Geschehen sind, ist die Sicherheit während einer Veranstaltung am Wichtigsten.
Der BATC betreibt auch digitalen Motorsport und hat im Herbst 2020 das simulierte Racing als zusätzliches Format in sein vielfältiges Motorsportangebot aufgenommen. Unter Anleitung erfahrener Simracer werden künftige Talente des virtuellen Motorsports gefördert und bei der Beschaffung der richtigen Ausrüstung beraten . Außerdem werden online- und offline-Trainings für Simracing Meisterschaften, wie dem ADAC Simracing Cup, organisiert. Dort belegte das Simracing-Team „CARLAR esports“ bereits im Debut-Jahr den ersten Platz in der Teamwertung und der Ortsclubwertung. In diesem Jahr gewann Clubmitglied Dominik Gieseler vorzeitig die Fahrerwertung in der Liga 3 – er legte eine absolut makellose Saison hin und gewann jedes einzelne Rennen dieser Saison. SimRacing stellt inzwischen eine echte Alternative zum Motorsport dar. Ein nennenswerter Faktor sind hier die Kosten, denn ein Testtag auf einer Rennstrecke kostet schnell mal an die 1000€, zuzüglich den Betriebskosten des Fahrzeugs wie Kraftstoff und andere Verschleißteile. Dem gegenüber steht ein Rennsimulator, der, sobald er einmal steht, außer den Stromkosten keine laufenden Kosten verursacht. Ein weiterer Vorteil des Rennsimulators ist die Sicherheit. Wie jeder weiß ist Motorsport gefährlich. Im Rennsimulator hingegen ist nach einem Tastendruck wieder alles in Ordnung. All dies führt dazu, dass auch echte Motorsportteams immer häufiger Rennsimulatoren einsetzen, um Strecken zu trainieren oder ans Limit und darüber hinauszugehen. Aber das Training im Simulator verbessert nicht nur physische Aktionen eines Fahrers, sondern bietet auch Potential auf der mentalen Ebene. So kann es die Konzentration und Reaktionsschnelligkeit fördern und hilft dem Fahrer dabei, kritische Situationen besser einschätzen zu können. Eine Zertifizierung garantiert die Gleichheit der genutzten Simulatoren. Damit wird garantiert, dass alle Simulatoren unter den gleichen Voraussetzungen betrieben werden. Alle Teilnehmer der Rennserien fahren auf dem gleichen Level und jedem steht dabei das gleiche Material zur Verfügung.
Fabian Krost ist 9 Jahre sehr erfolgreich aktiv Slalom gefahren. Als ehemaliger Vize Meister im Kart Slalom, ist er später zum Slalom Sport gewechselt und fährt seit 2021 Simracing. Hierfür werden täglich mehrere Stunden trainiert. Da es bei den Wettbewerben keine Unterschiede beim Material gibt, steht das Können, bzw. die Fahrer Zeit an oberster Stelle.
Jung und Alt verbindet gemeinsam die Liebe zum Motorsport. Eine herbstliche Orientierungsrallye erfreut sich in jedem Jahr höchster Beliebtheit bei den Clubmitgliedern. Aber auch außerhalb der Rennstrecken kommen die Mitglieder regelmäßig zusammen. Von Sommerfest bis Braunkohlwanderung, Anlässe gibt es genug. Und mit „Kart für alle“ bedanken sie sich jedes Jahr bei allen ehrenamtlichen Helfern der zahlreichen Veranstaltungen.
„Sie engagieren sich in einem Verein und brauchen finanzielle Unterstützung? Auf www.braunschweigische-sparkassenstiftung.de finden Sie die Förderrichtlinien und alle Informationen zu den möglichen Förderungen durch die Braunschweigische Sparkassenstiftung.“
Text: Nicole Redmann
Fotograf: Jürgen Pluschke / Farbtiefe
Mehr Fotos hier: https://www.bs-live.de/reportagen/fotos/index.php?id=2533484