Aero-Club Braunschweig e.V.
Segelfluggruppe des Aero-Club Braunschweig e.V.
In unserer Serie “Vereine der Region“ waren wir bei der Segelfluggruppe des Aero-Club Braunschweig e.V.. Der Segelflugplatz liegt direkt am Verkehrsflughafen Braunschweig-Wolfsburg und ist deshalb durch einen hohen Zaun und ein Drehtor gesichert. Nach vorheriger Anmeldung ist das aber kein Problem. Zur Segelfluggruppe gehören 90 Mitglieder, von denen 65 Aktiv dabei sind.
Das älteste Mitglied ist 83 Jahre alt und noch immer aktiv. Beim Segelfliegen gibt es keine Altersobergrenze. Solange die Flugtauglichkeit durch einen Fliegerarzt bestätigt wird, darf man abheben. In der Jugendgruppe U25 sind z.Zt. 15 Mitglieder.
Um das Segelfliegen zu erlernen sollte man schon eine gewisse Reife mitbringen, weshalb die Ausbildung ab 14 Jahren begonnen werden kann. Das Segelfliegen kann im Verein erlernt werden. Die Ausbildung teilt sich in drei Abschnitte, A,B und C. Die praktische Ausbildung findet von April bis Oktober an jedem Wochenende statt. Einer der neun ehrenamtlichen Fluglehrer ist an diesen Tagen immer anwesend. Im Winterhalbjahr folgt dann die theoretische Ausbildung. Nach sämtlichen erworbenen Ausbildungsnachweisen werden die einzelnen Abschnitte mit einer Prüfung abgeschlossen. Die komplette Ausbildung dauert 2-3- Jahre, je nach dem, wie engagiert der Flugschüler an den Schulungen teilnimmt.
Für uns überraschend war, das Segelfliegen gar nicht so ein teures Hobby ist, wie angenommen. Das liegt nicht zuletzt daran, das hier möglichst viel selbst gemacht wird. Jedes Mitglied muss 50 Baustunden im Jahr ableisten. Dazu gehört die Wartung und Reparatur der Flugzeuge und aller anderen Gerätschaften wie Auto und Winde. Diese Arbeiten werden in der eigenen Werkstatt vorwiegend im Winterhalbjahr erledigt. Dem Verein gehören 9 Flugzeuge, die von den Mitgliedern genutzt werden können. Die Fluglehrer arbeiten alle ehrenamtlich.
Wir haben einen Flugtag begleitet: Die meisten Flugzeuge werden in speziellen Anhängern aufbewahrt und müssen an Flugtagen erst montiert werden. Einige der häufig genutzten Schulungsflugzeuge sind aufgebaut in einer Halle abgestellt. Da das Wetter heute leider nicht optimal ist, reichen für heute die Flugzeuge aus der Halle. Das bedeutet, alle Anwesenden fassen mit an und schieben die Flieger aus der Halle ins Freie. Während einige die Schutzhüllen vom Rumpf und den Tragflächen entfernen räumen die Anderen das benötigte Equipment an die Startstelle. Die Winde muss an das andere Ende des Flugplatzes gefahren werden. Diesen Dienst muss jeder Pilot übernehmen können. Ganz wichtig ist ein gründlicher Check der Flugzeuge. Nach einer Liste wird Punkt für Punkt akribisch überprüft. Das alles verläuft reibungslos, es gibt keine Diskussionen, wer was zu tun hat oder tun möchte. Es gibt kurze Absprachen und dann geht’s los. Einige der Flugschüler benötigen für ihre Ausbildung noch Starts und Landungen, was auch bei einem Wetter wie heute, wo es schwierig ist Thermik zu finden, gut machbar ist. Nach jeder Landung muss das Flugzeug von der Landebahn wieder auf die Startbahn geschoben werden, dafür sind die anderen Vereinsmitglieder immer sofort zur Stelle. Auch das Seil der Winde muss mit einem Auto wieder zurück zum Startpunkt gezogen werden. Und nicht zuletzt muss für die Abrechnung der Fluggebühren eine Startliste geschrieben werden. Ganz deutlich wird: Segelfliegen ist ein Gemeinschaftssport. Allein zum Starten werden möglichst mehrere Helfer benötigt und einen Windenfahrer braucht man auch. Da natürlich nicht alle Anwesenden gleichzeitig fliegen können, werden den ganzen Tag über, wie auch zum Auf- und Abbauen alle Helfer benötigt. Das bedeutet, das jeder der Fliegen möchte auch den ganzen Tag vor Ort sein muss, um bei den anderen Mitgliedern Hilfestellung zu leisten. Also nur mal auf den Platz kommen, eine Runde fliegen und wieder gehen, wäre sehr unfair. Jeder der hier mitmacht, weiß das und bei der tollen Gemeinschaft, die wir hier erlebt haben, möchte das auch niemand, dafür haben alle viel zu viel Spaß an der Sache. Bei guter Thermik kann ein Segelflugzeug mehrere Stunden fliegen, so dass man je nach Erfahrung durchaus auch große Strecken über 500km, oder noch weiter, zurücklegen kann. Da sich die Mitglieder die Flugzeuge teilen, werden die Flugzeiten des einzelnen natürlich gut abgestimmt, damit an einem Flugtag auch jeder einmal fliegen kann. Nach Abschluss eines Flugtages wird oft noch gemeinsam gegrillt und beisammen gesessen um die Erlebnisse des Tages zu besprechen. Auch außerhalb des Flugplatzes stehen gemeinsame Aktivitäten auf dem Plan, das schweißt zusammen. Die gemeinsamen 2 wöchigen Fluglager an der Wasserkuppe halten für jeden neue Erfahrungen, Erlebnisse und Bekanntschaften mit anderen Segelflug Begeisterten bereit.
Einige der erfahrenen Mitglieder nehmen auch am Mannschaftswettbewerb der Segelflug Bundesliga teil, aber das ist noch mal ein extra Thema.
Einige Regenschauer später darf unser Fotograf einen Flug begleiten und traut sich auch. Also Fallschirm anlegen, ins Flugzeug klettern, Kamera sichern und schon geht’s los. Anfangs noch mit einem unguten Gefühl im Bauch, ist das in der Luft schnell vergessen. Es überwiegt die Faszination die Umgebung von oben zu betrachten und im Bild festzuhalten. Auf Grund der Wetterverhältnisse hat der Erdboden schon nach kurzer Zeit einen restlos begeisterten Fotografen wieder.
Segelfliegen ist viel Erfahrungssache, die Herausforderung und das Spiel in und mit der Natur genießen. Man lernt Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Wenn euch das Segelfliegen interessiert, einfach mal an einem Flugtag dabei sein. Wir haben uns hier trotz Wind und Kälte wirklich wohl gefühlt Die Mitglieder sind alle super freundlich und aufgeschlossen. Wir haben alles sehr ausführlich erklärt bekommen. Man spürt die Begeisterung jedes einzelnen für dieses Hobby.
„Sie engagieren sich in einem Verein und brauchen finanzielle Unterstützung? Auf www.braunschweigische-sparkassenstiftung.de finden Sie die Förderrichtlinien und alle Informationen zu den möglichen Förderungen durch die Braunschweigische Sparkassenstiftung.“
Text: Nicole Redmann
Fotograf: Jürgen Pluschke / Farbtiefe
Mehr Fotos unter https://www.bs-live.de/reportagen/fotos/index.php?id=2510662