Coldsense Technologies
Die coole Story vom Start Up Coldsense Technologies
Frostige Geistesblitze, flammende Leidenschaft
Es klingt so einfach wie genial: Eis beziehungsweise Eisbildung oder eben die Verhinderung davon als Geschäftsidee. Das Team von Coldsense Technologies aus Braunschweig hat sie und ist auf dem besten Weg damit global durchzustarten. Genauer gesagt das Dreiergespann um Stephan Bansmer, David Burzynski und Juan Velandia, der sich live aus Madrid zum Interview dazuschaltet.
Auf dem Foto v.l.n.r.: Stephan Bansmer, Juan Velandia und David Burzynski / Coldsense Technologies
Von der Uni ins Leben
Kennengelernt haben sich die drei Gründer an der Technischen Universität Braunschweig. Neben der Uni entwerfen David und Juan die ersten Geschäftsideen. „Juan kommt aus einer Entrepreneur-Familie und ich wurde insbesondere während meines Studiums an der Technischen Universität München ans unternehmerische Denken und Handeln herangeführt. Immer wieder haben wir über verschiedene Geschäftsideen nachgedacht. Parallel dazu wollte Stephan nach einem Forschungsaufenthalt in Cambridge aktiver in der Gründungszene werden. Diverse Förderinitiativen zur Gründung von High-Tech Startups in Deutschland haben ihn dabei besonders motiviert“ berichtet David von ihren Anfängen. Als David und Juan von Stephans Vorhaben erfahren, passt das eine zum anderen: Stephan ist von der Idee überzeugt und so wird die Gründung von „Coldsense Technologies“ besiegelt.
„Die Forschertätigkeit hat durch theoretische Modelle und Simulation viel zum physikalischen Grundverständnis der Vereisung beigetragen.“ David Burzynski und Juan Velandia promovieren in dem Thema, Dr. Stephan Bansmer habilitiert darin. Immer wieder stellen sie im Rahmen internationaler Veröffentlichungen und Expertentreffen fest, dass sie mit ihrem Wissen viele Probleme in der Industrie lösen können.
Die tatsächliche Entwicklung ihrer intelligenten Eisschutzsysteme aber, sind jedoch nach der Uni entstanden. Nach dem Feierabend, oft bis spät in die Nacht hinein und fast an jedem Wochenende wird gerechnet und entwickelt. Die Essenz ist die Geschäftsidee, abgeleitet aus den besten Lösungsansätzen in der Luftfahrtbranche und Forschungsergebnissen.
Die eisige Marktlücke
„Natürlich gibt es bereits im Bereich des Flugverkehrs hochentwickelte Enteisungssysteme, die das gefährliche Einfrieren an Turbinen und Co. verhindern und eindämmen. Aber innovative Technologien auf dem Stand, wie wir sie entwickeln im Bereich der Tiefkühllager des Lebensmittelgroßhandels oder im Bereich der Windkraftanlagen oder Drohnen sind bisher einzigartig“ gibt David Burzynski bescheiden und dennoch stolz zu verstehen.
Und das ist mehr als sinnvoll, wie mir Stephan Bansmer berichtet, dass sich allein in Deutschland derzeit mehr als drei Millionen Europaletten in Tiefkühllagern befinden, die alle der Vereisungsproblematik ausgesetzt sind. Vereisung sei hier nicht nur lästig, sondern teuer! Und, dass ebenso für die Unternehmer, die mehr Energie aufwenden müssen, wie für die Umwelt! Laut Angaben vom Umweltbundesamt verbrauchen Kälteanlagen aktuell jährlich mehr als 13 Prozent der gesamten Stromproduktion. Dabei entstehen nicht nur hohe Kosten für die Betreiber, sondern auch ca. 45 Millionen Tonnen CO2-Emissionen.
„Je weniger Eisbildung, desto energieeffizienter. Damit helfen wir den Betrieben ihre Logistik effizienter und nachhaltig zu gestalten.“
Ohne Fleiß kein Preis
Und das tun sie seit 1,5 Jahren ganz konkret. Seitdem gibt es das Start Up „Coldsense Technologies“. David ist bereits in Vollzeit im neu gegründeten Unternehmen tätig. Und auch Juan und Stephan werden sich ab April zu hundert Prozent dem stetig wachsenden Kundenstamm widmen. „Noch machen wir keinen Gewinn mit unserem Unternehmen, da wir die Mittel in unsere Weiterentwicklung reinvestieren. Natürlich sind das intensive, anstrengende Phasen, aber wir wissen, es lohnt sich in die Entwicklung und ein Netzwerk zu investieren. Es ist wichtig, Menschen kennenzulernen und Vertrauen zu schenken“ erklärt David Burzynski zuversichtlich. „Ein großes Plus ist neben unserer Expertise unser Teamgeist; unser Zusammenhalt. Aber ohne Unterstützung von außen und vor allem ein gutes Netzwerk, kann es in meinen Augen kein Start Up letztendlich zum etablierten Wirtschaftsunternehmen schaffen.“
Bald spricht sich herum, dass das Braunschweiger Gründerteam mit ihren innovativen Eisbehandlungsverfahren vor allem in Sektoren wie dem Lebensmittelbereich oder im Bereich der Windkraftanlagen bahnbrechende Technologien im Portfolio vorzuweisen hat. 2023 wird Stephan Bansmer die SAE International Conference on Icing of Aircraft, Engines, and Structures leiten – ein Ritterschlag im internationalen Forscherkreis.
Über Netzwerke und Fallnetze
Wir haben uns schon früh und immer wieder um Unterstützer, Investoren und Partner bemüht. Dabei hatten wir dann auch das Glück von lokalen Förderprogrammen der Stadt Braunschweig wie dem Start-up-Zentrum Mobilität und Innovation (MO.IN) und dem Accelerator für Wachstum und Innovation (W.IN) sowie Internationalen Programmen aufgenommen worden zu sein.
Die Stadt Braunschweig hat uns einen großen Push verliehen. Und jetzt mit dem EXIST Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie haben wir für dieses Jahr eine Finanzierung von fast 150.000 Euro, die uns erlaubt, uns vollständig auf den Ausbau und die Aktivierung unseres Unternehmens zu konzentrieren“, reflektiert Juan Velandia.
"Nicht nach oben geschossen, sondern natürlich gewachsen!"
„Was uns auch zugutekommt ist, dass wir alle drei bereits Erfahrungen und Standbeine in anderen Bereichen haben. Durch Juans internationale Beziehungen und seine Wurzeln in Kolumbien haben wir Unterstützer in Südamerika und Großbritannien. Stephan hat außerhalb der Universität Berufserfahrung im Vertrieb und ich im Bereich der Automobilbranche. Dazu beherrschen wir insgesamt fünf Sprachen, was natürlich im internationalen Wettbewerb von Vorteil ist. Alle diese Faktoren spielen zusammen und sorgen für eine solide Basis, auch unabhängig von Coldsense.“
„Wenn ich anderen Start Ups einen Tipp geben müsste, wie man sich etablieren kann, würde ich sagen: man muss einen langen Atem haben, ein hohes Maß an Teamgeist und so früh wie möglich damit beginnen, Kooperationspartner und potenzielle Kunden zu suchen“ resümiert David Burzynski abrundend zum Schluss.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!