Das Ringgleis: einzigartiger Freizeitweg

Foto/ Karte: Stadt Braunschweig

Das Ringgleis ist einzigartig. Zwar gibt es auch in anderen Städten stillgelegte Gleise, die als Freizeitwege umgebaut wurden, aber ein Ringschluss um eine Innenstadt ist etwas Besonderes. Besonders in der warmen Jahreszeit, aber auch sonst ist der stadtnahe Rundweg, der zu großen Strecken im Grünen liegt, ein Magnet für Fußgänger, Skater und Radfahrer. Was die Faszination Ringgleis noch ausmacht, was die Geschichte dahinter ist und auf welche Highlights sich die Besucher freuen können, erfahrt Ihr im Interview mit Stadtrat Holger Herlitschke.

BS-Live!: Wie kam es zu der Idee vom Ringgleis als Freizeitweg?

Holger Herlitschke: Im Jahr 2001 fand die Initialzündung durch das braunschweiger forum – Verein zur Förderung bürgernaher Stadtplanung e.V. statt. Den Start bildete das brachliegende Gleisbett im Westlichen Ringgebiet. Im selben Jahr gab es die Idee dieses als Freizeitweg umzugestalten und damit gleichzeitig auch den damaligen Güterstrom der Vergangenheit zu würdigen. 2011 im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ ist dann die Transformation eines sieben Kilometer langen Gleisabschnittes in einen Freizeitweg wortwörtlich auf die Schiene gesetzt worden.

BS-Live!: Wer ist dafür verantwortlich und was ist Ihre Funktion bei dem Thema?

Holger Herlitschke: Der Freizeitweg an sich fällt bei der Stadt Braunschweig in das Referat 0617. Zuständigkeiten wie anliegender Baumschnitt und Grünflächenpflege fallen in den Fachbereich 67 - der Flächenbewirtschaftung der Stadt. Ich bin Stadtrat im Bereich Umwelt-, Stadtgrün-, Sport- und Hochbaudezernat, womit die das Ringgleis betreffenden Abteilungen in meinen Zuständigkeitsbereich fallen. Dazu sind wir nach wie vor mit dem braunschweiger forum im Austausch.

BS-Live!: Wie lang ist die Strecke insgesamt?

Holger Herlitschke: Die aktuelle Gesamtstrecke beträgt 22,5 Kilometer. Der Ausbau erfolgte zwischen 2011 und 2019. Damit haben wir aktuell den „provisorischen Ringschluss“. Das heißt, noch liegt der Rundweg nicht komplett auf der Originalgleisstrecke. Diese beträgt eigentlich 19 Kilometer. Unser Ziel ist es an den bisherigen Umleitungen wie zum Beispiel an der Echobrücke beim Kennelbad oder der Gleisschleife am Brodweg Wege zu finden, auf die Originalstrecke zurückzufinden.

BS-Live!: Was sind in ihren Augen die Highlights an der Strecke?

Holger Herlitschke: Diese finden sich in allen Himmelsrichtungen! Beginnend im Westlichen Ringgebiet gibt es inzwischen zahlreiche spannende Gewerbeansiedlungen sowie das Kulturzentrum westand. Kulturell spannend sind hier auch die Industriecontainer, die über die ehemals dort angesiedelten Signalanlagen und die alten Weichen kurzweilig informieren. Da lernt man ganz nebenbei noch etwas zum Hintergrund und der Stadtgeschichte! Und auch gastronomisch haben sich Braunschweiger etwas einfallen lassen! Wie zum Beispiel der Eisladen „Coney Island“ oder Bars uns Clubs, die hinten raus, direkt am Ringgleis lauschige Biergärten im Beachbar-Style errichtet haben und vieles mehr . Übersicht über die Gastronomie am Ringgleis Braunschweiger Ringgleis.

Weiter im Norden gibt es jetzt auch solche „Kulturcontainer“, die hier von der Braunschweiger Jute oder der damaligen Firma „Schubert Helme“ erzählt. Besonders reizvoll sind hier die Verschmelzungen von Vergangenheit und Gegenwart. Ehemalige Studenten haben beispielweise die ehemalige „Gala Brauerei“ wieder zu neuem Ruhm gebracht National Jürgens Brauerei - Craft Beer Braunschweig . Ein weiteres, großartiges Beispiel für die Reanimation alter Stätten ist das selbstverwaltete „Haus der Kulturen“ Haus der Kulturen Braunschweig e. V. am Nordbahnhof. Hier gibt es ein breites Angebot unterschiedlicher Kulturen von Sprachkursen, über Musikveranstaltungen bis hin zu hawaiianischen Kochkursen. Oder man kann einfach mal ein Eis essen!

Im Osten schließt mit dem Abschnitt durch das wunderschöne Naturschutzgebiet Riddagshausen direkt ein weiteres Highlight an!

Grün geht’s auch im Süden mit dem größten zusammenhängenden Abschnitt durch Braunschweigs Parks weiter. Hier kann man zum Beispiel Rast bei der „Okercabana“ im Bürgerpark machen.

BS-Live!: Was denken Sie, macht den Reiz der Strecke aus?

Holger Herlitschke: Wie wir gerade zusammengefasst haben, ist sie besonders vielfältig und reizvoll. Es gibt immer etwas links und rechts zu entdecken. Urbane, kulturelle Highlights liegen in einem gelungenen Mix mit naturnahen, erholsamen Abschnitten. Trotzdem man überwiegend im Grünen ist, gelangt man von nahezu jedem Punkt schnell in der Innenstadt! Dazu ist das Ringgleis gut ausgebaut, sicher und kaum von Ampeln unterbrochen. Dadurch ist die Strecke sehr gut zu fahren. Auch für die ganze Familie! Wobei ich an dieser Stelle nochmal betonen möchte, dass das Ringgleis ein Freizeitweg und kein exklusiver Radweg ist! Daher möchte ich an alle Braunschweiger und Gäste appellieren, mit Rücksicht und Vorsicht den Weg zu nutzen, sodass ihn Jeder genießen kann!

BS-Live!: Sind dieses Jahr weitere Highlights in Planung?

Holger Herlitschke: Tatsächlich! Auf der sogenannten „Ballonwiese“ neben dem Haus der Kulturen und BS Energy wollen wir die Grünfläche erweitern. Hier soll ein Jugend- und Kinderplatz mit Rollerblade-Bahn und Spielgeräten entstehen.

BS-Live!: Auch von außerhalb nutzen viele Besucher der Region die Strecke als Tagesausflugsziel – wo sind schöne bzw. praktische Startpunkte in Bahnhofsnähe?

Holger Herlitschke: Das stimmt! Immer mehr Besucher aus der Region nutzen das Ringgleis als schönes Tagesausflugsziel und steigen dafür einfach mit ihren Rädern in den Zug. Empfehlenswerte Startpunkte sind zum Beispiel, wenn ich aus dem Hauptbahnhof komme und ich mich rechts halte. Dann gelange ich vorbei am Brawo-Park und dem Marienstift Krankenhaus zum Zubringer im Prinz-Albrecht Park Richtung Brodweg. Oder man biegt in die andere Richtung nach links ab und schlägt den Weg Richtung Heinrich-Büssing Ring, Bürgerpark bis zum Einstieg auf der Echobrücke beim Kennelbad ein. Im Grunde ist man vom Hauptbahnhof in fünf bis zehn Minuten im Grünen und schon direkt am Ringgleis.

BS-Live!: Ist der Radtourismus in Braunschweig durch das Ringgleis gestiegen?

Holger Herlitschke: Da wir regelmäßig Zählungen machen, ist eine deutliche Frequenzsteigerung sichtbar. Die Popularität steigt durch den Ringschluss und das stetig wachsende kulturelle und kulinarische Angebot. Durch Infobroschüren wie Flyer Ringgleis 2020 von der Touristinfo Braunschweig und das Einbinden in die Braunschweig App fördern wir zudem das Ringgleis als Ausflugsziel in der Region.

Mit rund 20 Kilometern ist es eine schöne Tour für sich. Darüber hinaus ist es regional und sogar überregional in das Verkehrsnetz eingebunden. Zum Beispiel verlaufen Teile des Ringgleis auch auf dem Weser-Harz-Heide-Radwanderweg der von Hann Münden, über Göttingen, Goslar, Braunschweig bis nach Lüneburg verläuft. Das ist eine richtige Urlaubstour von 400 Radkilometern, die viele Bahnhöfe streift. Und 25 Kilometer davon kann man im Stadtgebiet Braunschweig, unter anderem auf dem Ringgleis, abfahren.

Vielen Dank für das Interview

Fotos: Stadt Braunschweig / Daniela Nielsen

Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!