Interview mit Gerhard Baller
Vom Heischegänger zum Zugmarschall
Er ist eines DER Gesichter des Braunschweiger Karnevals, kennt fast jeden Landwirt in der Region und ist Mitherausgeber der Geschichte des Schoduvels (Titel: „Von der Fastnacht zum Karneval im Braunschweiger Land“, 2016): Zugmarschall Gerhard Baller. Im Interview auf dem Schoduvel-Gelände in Kralenriede gewährt uns der ehemalige Vizepräsident der Hochschule für Bildendende Künste (HBK) und Gründer des Fördervereins Karneval in Braunschweig Einblicke in seine närrische Karriere, sein schönstes Karneval-Erlebnis und zukünftige Wege des Zuges.
Wie lange sind Sie schon im Braunschweiger Karneval aktiv?
1994/95 habe ich mit dem Wagenbau begonnen. Ende der 1990ger Jahre habe ich den Förderverein Karneval in Braunschweig gegründet und seit 2012, dem Jahr in dem ich in Pension gegangen bin, bin ich Zugmarschall und Geschäftsführer.
Was war das schönste Erlebnis in ihrer Amtszeit?
Das Beste ist immer die erste Teilnahme auf einem Wagen. Das war für mich 2013. Da merkte ich erstmal was da alles Grandioses an der Zugstrecke passiert!
Waren Sie auch schon als Kind dabei?
Nein, ich komme aus Vöhrum vom Dorf. Da gab es einen Karneval von den Junggesellen, die sogenannten "Heischegänge" wie sie zum Beispiel auch im Elm Brauch sind. Als kleiner Junge habe ich dabei mitgemacht.
Und der erste Schoduvel?
Mein erster Schoduvel war im Jahr 1994. Davor habe ich Karneval an der HBK organisiert. Das waren die "Kunsterbunt-Feste". Da war mir der offizielle Karneval noch weitgehend unbekannt.
Wie lange wollen Sie das noch machen? Das ist ja ein Vollzeitjob.
Meiner Frau habe ich versprochen bis Siebzig (lacht). Das wären dann theoretisch noch zwei Jahre. Das stimmt, der Karneval beschäftigt einen das ganze Jahr. Mal sehen. Möglicherweise werden wir die Aufgaben in den kommenden Jahren auf noch mehr Schultern verteilen.
Wird es etwas komplett Neues geben? Vielleicht die Tribüne, die letztes Jahr im Gespräch war?
Die Tribüne ist auf jeden Fall ein Fernziel, aber dieses Jahr wird es noch keine geben. Die Zugstrecke an sich wird sich in den kommenden Jahren verändern. Zum Beispiel soll der Zug wegen der Sanierung der Stadthalle nächstes Jahr etwas umgeleitet werden. Da werden wir dann voraussichtlich durch das Friedrich-Wilhelm-Viertel Richtung Volkswagenhalle zurückgehen. Bei der Gelegenheit prüfen wir gerade mit allen Verantwortlichen, ob wir auch auf etwas anderen Wegen durch die Innenstadt ziehen dürfen.
Waren Sie auch schon einmal zu Besuch auf dem Mainzer oder Kölner Karneval?
Die Züge selbst habe ich nie geschafft zu besuchen (lacht) - dafür blieb keine Zeit! Aber ich war schon in den Wagenbauhallen in Mainz und durfte mir anschauen, unter welchen luxuriösen Bedingungen hier gearbeitet wird. Und da war ich sehr stolz darauf, dass wir mit unseren Mitteln jedes Jahr einen so großartigen Zug auf die Beine stellen!
Vielen Dank für das Interview und Brunswiek Helau!
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!