"Feuerfalke“ von Rüdiger A.
Über die Grenzen des Harzes hinaus:
Feuerfalke
Drei Leichen, zwei rivalisierende Gruppen, ein Ermittlerteam – In seinem dritten Kriminalroman„Feuerfalke“ verteilt Rüdiger A. Glässer auf 512 Seiten auch über die Grenzen des Harzes hinaus Hinweise, denen der Hauptkommissar Pierre Rexilius mit seinem Team der Mordkommission Osterode nachjagen muss. Egal, ob man den Harz schon kennt oder ihn kennenlernen möchte, mit diesem Buch kommt jede:r auf seine:ihre Kosten!
Handlung und Charaktere
Per Zufall wird in der Salamanderhöhle in der Nähe des Ortes Zorge im Harz eine Leiche gefunden.
Der Fall scheint zunächst simpel, da nur wenige Personen von dieser Höhle wissen. Doch als Hauptkommissar Pierre Rexilius in der Kleidung des Toten Worte in Sanskrit findet und noch zwei weitere Leichen auftauchen, wird dem Team der Mordkommission klar, dass dieser Fall doch weitaus größere Dimensionen annimmt, als zunächst gedacht...
Das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt auf dem Team der Mordkommission Osterode, dem unter anderem der Hauptcharakter, Hauptkommissar Pierre Rexilius und seine Lebensgefährtin Sandra Koch angehören. Besondere Unterstützung bekommt Rexilius von dem ehemaligen Kriminalreporter Walter Vieth, mit dem er sich in kniffligen Ermittlungsstadien austauscht und wertvolle Denkanstöße bekommt.
Rüdiger A. Glässer lässt während der Geschehnisse auffällig viele Charaktere auftauchen, die mal größere und mal kleinere Rollen einnehmen. Allerdings werden diese so vorgestellt, dass die Lesenden auch noch ein paar Kapitel später wissen, wer diese Person doch gleich war. Der Fokus bleibt aber auf einem gut überschaubaren Personenkreis, zu dem, neben dem Ermittlerteam aus Osterode, beispielsweise auch die Chefs der Spurensicherung und des MEK gehören.
Der Kriminalroman von Glässer ist so geschrieben, dass einem auch nach 512 Seiten nicht langweilig wird. Der Autor lässt immer wieder neue Handlungsstränge und Konflikte auftauchen, denen sich die Charaktere stellen müssen und legt falsche Fährten. Damit schafft er eine durchgehende Spannung, die zwischendurch auch stark ansteigt. Der Epilog ist sehr ausführlich und bringt noch einmal die wichtigsten Charaktere zusammen, was schon fast familiär wirkt.
Die Kapitellängen des Buchs variieren stark, mal sind es nur zwei Seiten, manchmal gar 20. Die Überschriften beinhalten immer den Ort und die Uhrzeit, sodass die Lesenden immer einen Überblick über die reichlichen Ortswechsel während der Ermittlungen haben.
Kritik
Wer Rüdiger A. Glässers Kriminalroman liest, muss sich auf einen sehr direkten Schreibstil ohne viele Schnörkel gefasst machen. Ich persönlich musste mich daran erst mal gewöhnen, da der Autor eher einen Punkt setzt als das Gesagte weiter auszuschmücken. Aber nach dem Lesen des ganzen Buchs muss ich sagen, dass der Schreibstil überwiegend gut passt! Gerade in spannungsaufbauenden Situationen passen kurze und prägnante Sätze sehr gut und ließen mich als Leserin mitfiebern. Wenn es allerdings zu eher romantischen oder gefühlvollen Szenen kommt, musste ich das ein oder andere mal schmunzeln, weil doch der ein oder andere Schnörkel fehlt und die Szene damit... nun ja... sehr direkt wirkt.
Was mich tatsächlich etwas gestört hat, war das wiederkehrende Einbringen von bekannten Informationen. Zum Beispiel arbeitet die Lebensgefährtin des Hauptkommissars, Sandra Koch, nebenbei noch in einer Einrichtung, die Mädchen und Frauen wieder auf die Beine hilft. Hauptkommissar Rexilius merkt dabei öfter an, dass er das Engagement Sandras zwar super findet, sie aber durch ihre reduzierte Stundenzahl bei den Ermittlungen fehle. Als Leserin kann ich den Gedankengang gut nachvollziehen und ich finde auch, dass dadurch seine Wertschätzung gegenüber seiner Lebensgefährtin gut zur Geltung kommt – allerdings war die Anzahl der Wiederholungen dieses Gedankens über das Buch verteilt zu viel. So ging es mir auch mit anderen Informationen, was mich dann doch des Öfteren mit einem Seufzer zurückgelassen hat.
Dennoch hat mir sehr gut gefallen, dass das Ermittlerteam sehr harmonisch und eingespielt wirkte und die Charaktere als solche gut und nicht stereotypisch beschrieben wurden. Ich bin selbst keine Polizistin, aber verglichen mit anderen Krimis wirkt es, als hätte Rüdiger A. Glässer viel zum Thema Polizei recherchiert, um ein möglichst reales Bild der Personen, der Arbeit und der Abläufe vermitteln zu können. Generell scheint der Autor viel Zeit in die Recherche für seinen Krimi investiert zu haben, da Hauptkommissar Rexilius während seiner Ermittlungen tief in die indische Mythologie sowie das Thema Religion abtaucht und dies sehr glaubhaft vermittelt wird. Neben den vielen Charakteren, die während der Geschichte auftauchen, werden die Lesenden einmal quer durch den Harz und das Umland bis nach Hannover geführt. Diese Ortswechsel sind dabei gut begründet und passen in die Geschichte, sodass die Lesenden neben den Ermittlungen auch viel vom Harz mitbekommen. Generell finde ich, dass der Einbezug realer Orte ein großer Pluspunkt ist. Die Ortschaften können alle auf der Landkarte nachvollzogen werden und wer den Harz bereits kennt, hat sofort ein Bild vor Augen. Das macht die Geschichte für mich rund und auch erfrischend, da ich gedanklich komplett in die Harzlandschaft abtauchen konnte. Das hat dem gesamten Buch – für mich – noch einmal das i-Tüpfelchen verpasst.
-
GUT
• präziser Schreibstil ohne viele Schnörkel
• gelungene Charaktere
• Einbezug des Harzes durch reale Orte
• Kapitelüberschriften mit Ort und Datum
• scheinbar sehr detaillierte Recherche des Autors
• viele Wendungen und Details, was Fallauflösung betrifft
-
NICHT SO GUT
• präziser Schreibstil ohne viele Schnörkel
• viele Wiederholungen von Informationen
• kleinere Fehler (Leerzeichen zu viel, Wort fehlt, Wort doppelt...)
Fazit
Wenn man von dem ein oder anderen „Flüchtigkeitsfehler“ und ein paar Leerzeichen zu viel absehen kann, bietet „Feuerfalke“ eine perfekte Lektüre für Harzkenner und jene, die das Gebirge gerne näher kennenlernen wollen. Dabei entführt der Autor die Leserschaft nicht nur in den Harz, sondern auch in fernere Kulturen und Religionen. Insgesamt bietet Rüdiger A. Glässers Krimi eine tolle Auszeit vom Alltag und schafft ein Setting, in dem man gerne selbst mit ermitteln möchte.