Die Evolution des Fahrradfahrens
Fahrradfahren 4.0
"Fahrrad Hahne" ist seit 1927 am Markt. Die Filialen in Braunschweig und Peine zählen daher zu DEN Ansprechpartnern in Sachen Zweiräder. Geschäftsführer Marc Katholing hat in über dreißig Jahren Berufserfahrung viele Trends kommen und gehen sehen. Welche Modelle aktuell hoch im Kurs liegen, ein großes Comeback feiern und welche technischen Features gerade für eine regelrechte Fahrradrevolution sorgen, hat uns der passionierte Radfahrer und Zweirad-Experte im Gespräch verraten.
Herr Katholing, welche Trends haben Sie in den letzten Jahrzehnten beobachten können?
Ich bin seit über dreißig Jahren dabei. Anfang der Achtziger Jahre waren sogenannte Leichtlaufräder und Rennräder insbesondere von französischen Herstellern topaktuell. Etwas später eroberten Mountainbikes erst das Gelände und wenig später auch die Straßen, aufgrund der komfortablen, breiten Reifen und der Wendigkeit.
Was sind die aktuellen Bestseller bzw. die Frühjahrstrends 2019?
Definitiv E-Bikes. Inzwischen gibt es jedes Modell, egal ob Crossrad, Mountainbike, City- oder Rennrad mit Akku-Antrieb. Durch das immer größere und vielseitigere Angebot der Händler erschließen wir aktuell ganz neue Zielgruppen. Vor allem Berufspendler kommen durch Leasingmodelle über ihre Arbeitgeber wieder oder erstmalig aufs (E-)Rad.
Was sind die Vorteile von E-Rädern?
Wer es einmal ausprobiert hat, kommt mit einem Lächeln wieder und will gar nicht mehr ohne. Der Grund ist: man hat Rückenwind. Wie stark der ist, also wie intensiv man selbst trainieren möchte oder nicht, ist flexibel einstellbar. Dadurch sind die neuen E-Modelle auch für Berufspendler spannend, da man nicht verschwitzt zur Arbeit kommt, aber auf dem Heimweg gleich das Ausdauertraining, was man sonst im Fitnessstudio macht, noch gleich mit erledigen kann. Auch für Cargo-Räder als Lastenräder für etwa Bringdienste oder ähnliches sind E-Bikes eine tolle Sache in der Stadt. Aber auch in meinem Bekanntenkreis sind es viele "Radmuffel", reine Autofahrer, die durch die E-Bikes plötzlich aufs Rad umgestiegen sind. Dieser „Hype“ wenn man so will, zieht auch das Gesamtinteresse fürs Radfahren hoch. Die Vorteile sind einfach bestechend: keine Parkplatzsuche, frische Luft, gelenkschonender Sport und eben jetzt mit der E-Technologie auch noch regulierbarer Rückenwind. Während die ersten Modelle in den Achtzigern noch eine Zielgruppe von Siebzig plus hatten ist diese heute bei Dreißig Jahren plus angekommen.
Wie teuer ist so ein E-Bike aktuell?
Wir bieten diese Räder zwischen 1.600 und 7.000 Euro an. Natürlich eine große Investition besonders die Hightech-Modelle mit ABS-System, GPS-Ortung etc., aber wie gesagt, es gibt komfortable Leasing-Modelle und wer einmal drauf saß... Jederzeit können Modelle bei uns Probe gefahren werden.
Da möchte man sich ja doppelt gegen Diebstahl absichern
ja, eine Fahrradversicherung ist gegen Diebstahl ist ratsam und diese kann auch auf Verschleißkosten ausgeweitet werden. Des Weiteren haben wir Alarmschlösser im Sortiment, die bei Manipulation gestaffelt anfangen zu piepen. Unter Umständen geht das bis 100 Dezibel. Da entfernt sich aber auch der hartnäckigste Dieb. Regulieren kann man die Alarmbereitschaft selber mit der Schließung. Nur in einer Schließposition ist es "scharf geschaltet". Ansonsten empfehle ich: immer anschließen an feste Gegenstände und das nie in dunklen Ecken, sondern dort, wo viele Menschen langgehen - abends am besten noch unter einer Straßenlaterne.
Sind E-Bikes viel schwerer als nicht E-Bikes? Und geht der Trend zu kleineren Akkus?
Die Räder sind durch den Motor und den Akku natürlich etwas schwerer - je nach Modell. Es gibt auch Exoten wie "Single Speeder", eine Rennradvariante mit nur einem Gang, als E-Variante, die extrem leicht sind, und einen verhältnismäßig kleinen Akku haben. Die Akkugröße ist entscheidend für die Reichweite. Billigmodelle aus dem Baumarkt oder Lebensmitteldiscountern haben oft nur Reichweite um 30-40 Kilometern. Gute Pedelecs haben Reichweite zwischen 80 und 140km, wenn man mal die Region Braunschweig als Streckenprofil nimmt. Das ist viel, bedenkt man die ersten E-Bikes vor gut zwanzig Jahren, die wirklich schwer waren mit großen Akkus, die lediglich für circa 15 Kilometer ausgereicht haben.
Was gibt es noch für Trends - auch bei den nicht elektronischen Modellen?
Wir bieten ja bewusst natürlich auch klassische Fahrräder an. Klar, es gibt auch generell technische Innovationen, auch unabhängig vom E-Bereich. Zum Beispiel den Kopfairbag - eine Alternative zum Helm, die sich in 0,1 Sekunden bei Auslösung aufbläst. Oder unkaputtbare Reifen aus einem Spezialmaterial. Dazu kommen neue Gepäckträgermodelle mit einem Klicksystem für bestimmte Korbmodelle zusätzlich zu den herkömmlichen Schnappbügeln. Auch in Sachen Licht liegen Welten zwischen meiner beruflichen Anfangszeit und heute, wo bereits die Standardscheinwerfer viel heller sind als früher. Je nach wünsch gibt es heute Scheinwerfer, die auf Automobil-Niveau sind.
Bei den Damen sind seit ein paar Jahren Retro- und Hollandradmodelle mit Mustern und in Pastelltönen voll im Trend. Und natürlich geht der allgemeine Trend neben der E-Technologie hin zu immer leichteren, komfortableren Modellen. Extras wie Navigationsgeräte, Handyhalter oder Lenker-Blumenvasen sind ebenfalls richtige Renner - letzteres vor allem bei der weiblichen Kundschaft.
Fahren Sie selbst Rad? Welches Modell?
Ja, an drei bis vier Tagen die Woche nehme ich das Rad. Ich fahre auch fast nur noch Pedelec.
Testen und empfehlen Sie regelmäßig Radstrecken in der Umgebung?
Da die meisten unserer Mitarbeiter auch viel Rad fahren ergibt es sich von selbst, dass wir Strecken im Kopf haben, die wir auch unseren Kunden empfehlen. Karten und Navigationsgeräte haben wir auch immer da. Wir selbst testen dabei die unterschiedlichen Modelle, um eine kompetente, aktuelle Beratung gewährleisten zu können. Wenn sich die Kunden mit ihrem Rad wohl fühlen, kommen sie automatisch rum und werden bei der Auswahl ihrer Wege experimentierfreudiger. Fahren auch mal einen Schlenker und freuen sich über schöne Landschaft und Ecken, die sie mit dem Auto nie entdeckt hätten. Das ist noch ein Vorteil der E-Bikes. Man kann natürlich weitere Strecken zurücklegen, auch mit Gepäck.
Was ist ihre liebste Radstrecke?
Ich fahre gerne eine Tour durch die vier Landkreise Braunschweig, Wolfenbüttel, Salzgitter und Peine. Es ist eine Tour mit tollen Aussichten und unterschiedlichen Eindrücken. Außerdem findet man das Ein oder andere schöne Café und Restaurants an der Strecke. Sehr zu empfehlen.
Vielen Dank für das Interview und eine schöne Fahrradsaison 2019.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!