Brunswick Rail Quarters - Braunschweig im Jahr 2035
Im Gespräch mit "Zukunftsmacher" Martin K. Burghartz
Das gab es noch nie! Weltweit. Und könnte es in 10 bis 15 Jahren in Braunschweig geben: ein „Zukunfts-Stadtviertel“ mitten in der City! Der Name des Quartiers: „Brunswick Railquarters.“ Ein Projekt initiiert und vorgestellt von Martin K. Burghartz (bita communications), Florian Bernschneider Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Region Braunschweig e.V. (AGV) und Thorsten Sponholz, AGV-Vorstand und Chef Siemens Mobility Braunschweig. Der AGV beauftragte Burghartz 2019 letter of interests bei Unternehmen der Region einzusammeln. Mehr als 80 Unternehmen und Organisationen zeigten Interesse.
Die Idee dazu kam Burghartz in der Sauna. Genauer gesagt seinem Sohn Enno Burghartz, der zwischen Aufgüssen laut darüber nachdachte, dass man doch etwas aus dem stillgelegten Güterbahnhof machen müsste - einer großen, freien Fläche mitten in der Innenstadt! „Seit diesem Moment fügten sich alle meine Vorstellungen, die ich schon lange gehegt hatte, plötzlich wunderbar zusammen. Genau dieser Ort mit der schon jetzt vorhandenen exzellenten Infrastruktur und der Nähe zu Berlin, mit diesem Quartier - das kann funktionieren, dachte ich!“ erinnert sich Burghartz mit einem Lächeln auf den Lippen.
Die Lage macht´s
Mobilität heißt, die Infrastruktur an einem Standort attraktiv zu gestalten. Und genau darum ginge es bei „Brunswick Railquarters“. Die Idee eines solchen Viertels sei nicht neu und in vielen Elementen auch schon realisiert. Was an „Brunswick Railquarters“ revolutionär wäre, sei die Lage: „nämlich nicht auf der grünen Wiese wie bisherige Quartiere dieser Art außerhalb von Städten oder an Stadträndern, sondern eingebunden in die Innenstadt mit allen Vorteilen.“ Dadurch sei eine bedeutende Grundmobilität durch bereits vorhandene Infrastruktur wie den angrenzenden Bahnhof, Autobahnauffahrten, Krankenhäuser, Hotels, Parkhäuser und den BraWo-Park als Einkaufszentrum gegeben.
Technologisches Schaufenster der Region
Wie soll das neue Viertel genau aussehen? Stellen wir uns einmal Braunschweig in zehn bis fünfzehn Jahren vor. Nach dem Braunschweiger Kommunikations- und Wirtschaftsexperten würde das neue Viertel im Jahr 2035 das Beste aus allem smarten und digitalen an einem Ort vereinen: Pakete werden zentral gesammelt und mit E-Mobilen verteilt, kostenfreie Pedelecs-Systeme stehen bereit, sozialer Wohnungsbau, Gastronomie, Smart Home, e-health-Vernetzung, ein solarthermisches und photovoltaisches Konzept für Heizung, Klima und Sonnenschutz, lebenslanges und selbstbestimmtes Wohnen durch Ambient-Assisted-Living AAL und und und… Ein neuer innerstädtischer, ökologischer, digitaler und sozialer Stadtteil - eine New-Work-City: Wohnen – Arbeiten - Leben in einem gewachsenen Umfeld und das mit den neuesten Errungenschaften aus Technik und Forschung.
„New Work City“ -autonom, grün und smart
Alles Hightech im neuen Stadtteil würde im reizvollen Kontrast zu seiner ökologischen Seite stehen: einem klimaneutralen System, nachhaltig und ressourcenschonend und sozial. Grün wäre es und ruhig, da keine Abgase mehr die Straße in Feinstaub und Smog hüllen würden. Kinder könnten sich frei bewegen. Es gäbe eine zentrale Plaza mit Einkaufsmöglichkeiten, Parks und Spielplätzen. Bestens vernetzt mit der Umgebung und trotzdem in sich funktionsfähig.“
Nach Martin Burghartz werden Autos wie wir sie kennen, in zukünftigen Wohn und Lebensquartieren, keine Rolle mehr spielen. „Meiner Meinung nach werden uns autonome Fahrkabinen bequem in wenigen Minuten von der Wohnung zum Bahngleis, zum Parkhaus oder zum Einkaufen bringen. Würde ich im Railquarters wohnen, wäre ich in 80 Minuten in Berlin.“ schildert Martin derart realistisch und lebendig, dass man kaum einen Zweifel daran haben mag, dass es genau so sein wird.
Eine Utopie? Keineswegs!
Inzwischen ist aus dem heißen Dampf der Sauna-Vision ein handfester Pitch mit Unterschriften von bereits achtzig Akteuren der Region, die sich beteiligen möchten, geworden.
„Brunswick Rail Quarters“ wäre ein überregionales Leuchtturmprojekt und damit eine große Chance für unseren Standort: ein solches innerstädtisches Viertel wäre weltweit einzigartig! Damit würden wir uns als Region innerlich stärken, uns gleichzeitig für die Zukunft rüsten und unsere Außenwirkung als neuen „Hotspot der Zukunftsbauer“ und Touristenmagnet weiter nach vorn bringen. Braunschweig ist eine „Schwarmstadt“. Damit das so bleibt, müssen wir auch angesichts der Disruption in der Automobilwirtschaft jetzt vorausschauen und die Stadt und ihre Strukturen neu planen!“
Wenn nicht wir, wer dann? Wenn nicht hier, wo sonst?
„Man muss es wollen“ betont Burghartz. Einige Hürden seien schon genommen. Allerdings gäbe es noch viele bürokratische und investorische Fragen zu klären, bis die Umsetzung des Zukunftsviertels begonnen werden könne. Burghartz gibt sich jedoch zuversichtlich: „„An keinem anderen Ort Deutschlands ist so viel Kompetenz für die Schaffung einer digitalen Stadt versammelt, wie in der Region Braunschweig-Wolfsburg. Wenn es diese Region, ausgestattet mit der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), der Technischen Universität Braunschweig (TU), der Ostfalia sowie zahlreichen Weltkonzernen und findigen Unternehmern nicht schafft, wer dann?
Alle würden davon profitieren. Der Plan steht: das Gesamtpaket wird im Sommer 2020 an die Stadt Braunschweig übergeben, die dann das Heft des Handelns in die Hand nehmen muss. Europas größter Projektentwickler und weitere innovative Stadtgestalter haben das Potenzial erkannt und Interesse signalisiert. Aber die Stadt muss die Voraussetzungen in Form einer Projektentwicklungsgesellschaft jetzt endlich schaffen“, so Burghartz.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!