Ich packe meinen Koffer und nehme mit…
Jedes Jahr zur Ferienzeit dasselbe Spiel: Die schönste Zeit des Jahres der Urlaub kommt immer Hand in Hand mit der nervenaufreibendsten Tätigkeit direkt neben den Weihnachtseinkäufen: Das Kofferpacken.
Wo es besonders Frauen jeden Tag im Jahr so vorkommt, als sei der Kleiderschrank verdammt leer, so könnte man dann, wenn es darauf ankommt, Klamotten für zwei Wochen in einen winzigen Koffer zu zwängen, plötzlich ein ganzes Bekleidungsgeschäft füllen.
Wir fahren, so wie jedes Jahr, nach Dänemark. Urlaubsland für Familien, Hunde lässt man zumindest die skurrilen und willkürlichen Gesetze bezüglich bestimmter Hunderassen außer Acht und Land des wechselnden Wetters. Wer sagt in England würde man vom Regen überrascht werden, der war noch nie an der Nordsee. Da liegt man eben noch tiefenentspannt in der Sonne, brutzelt vor sich hin und fragt sich, ob man daran gedacht hat, sich einzucremen und in der nächsten Sekunde schüttet es aus allen Eimern. So ist das. Genau das liebe ich an Dänemark. Ich brauche keine zwei Wochen Sonnenschein, denn braun werde ich ohnehin nicht. Ich brauche die Natur als Ablenkung vom Alltag. Und zur Natur gehört nun mal auch der Regen.
Dieses wechselnde Wetter, so sehr ich es auch liebe, sorgt aber jedes Jahr für eine leichte Panik, wenn ich meinen Koffer packen muss. Denn eigentlich will ich für jede Situation gewappnet sein, doch so viel Platz habe ich einfach nicht. Schließlich packe ich nicht nur für mich, sondern auch noch für das schwarze Fellknäul. Man glaubt es kaum, doch so ein Hund brauch beinahe mehr, als wir Menschen:
Da ist zunächst einmal eine diverse Auswahl an Leinen, die in den Koffer wandern. Eine kurze, eine lange, eine ganz lange für den Strand denn Ableinen am Strand ist strengstens verboten. Darüber hinaus Handtücher, um den Hund nach dem Baden wieder sauber und trocken zu bekommen und somit zu verhindern, dass man für das Ferienhaus nach dem Urlaub eine neue Einrichtung kaufen muss. Diverse Kuscheldecken, damit sich wie Zuhause gefühlt wird brauchen wir natürlich auch. Und Spielzeug es darf ja nie langweilig werden. Dazu kommen die Säcke und Dosen voller Hundefutter, damit der Hundebauch stets gefüllt wird. So langsam denken die meisten bestimmt "Oh, das reicht jetzt doch alles dabei." Aber ich muss euch enttäuschen. Ich muss noch an den Impfausweis denken, den Versicherungsnachweis, und daran, dass er einen Zeckenschutz hat, denn die Zecken in den Dünen Dänemarks sind fies. Außerdem habe ich für den Hund eine Notfallapotheke dabei. Komisch, für mich nehme ich nur Pflaster mit. Mein Labrador dagegen bekommt vielfältiges Verbandszeug für Wunden aller Art, Desinfektionsmittel, eine Zeckenzange, falls die fiesen Zecken gegen den Zeckenschutz immun sind, und ich habe für den Hund ausgedruckte Erste-Hilfe-Anleitungen, falls er in eine Muschel tritt, auf einen dänischen Hundefeind trifft, einen Hitzekollaps bekommt oder ihm ein Krebs in die Nase zwackt. Wenn dagegen mir oder meiner kleinen Schwester ein Krebs in die Nase oder anderswohin zwackt, bin ich machtlos. Ich habe sogar Adresse und Telefonnummer vom Tierarzt einen Ferienort weiter. Wo sich das nächste Krankenhaus befindet weiß ich leider nicht.
Interessant wird es auch, wenn man mit dem Kofferpacken beginnt, und der Hund im selben Zimmer sein darf. Denn selbstverständlicher Weise will er helfen. Er hat zwar keine Ahnung was ich tue, und warum, doch es sieht so spannend aus. Also werden mühevoll zusammengelegte T-Shirts, Socken und sogar mein Bikini wieder aus dem Koffer geschnappt, quer in der Wohnung verteilt und stattdessen noch ein weiteres Hundespielzeug zwischen Zahnbürste und Sonnencreme verstaut. Das Tier setzt seine Prioritäten, und die liegen ganz klar nicht bei Klamotten.
Irgendwie hat er damit doch aber auch Recht. Das Wichtigste für den Urlaub habe ich sowieso nicht in meinem Koffer, sondern es sitzt neben mir im Auto und im Kofferraum. Nämlich meine Familie und unsere Hunde, die den Urlaub so spannend und schön machen werden, wie er sein sollte. Wenn wir wiederkommen werden wir berichten!
Text: Annika Schwedhelm