Fünf gute Gründe für einen Road-Trip
Heute möchte ich in meiner Kolumne von einer absoluten Herzensangelegenheit schwärmen: Dem Reisen. Sicherlich bin ich nicht einzige Person, die gerne in fremde Länder reist, dem Alltag und den Pflichten entflieht und Luftveränderungen genießt. Zum Glück habe ich einen Menschen an meiner Seite, der genau das ebenso liebt. So kommt es, dass ich seit wenigen Tagen aus Island zurück bin. Island: Kalt, eisig, karg wunderschön! Jemanden mit Bildern davon zu überzeugen, wie schön ein Land ist, ist einfach. Doch ich will euch heute mit Worten nahe bringen, weshalb jeder wenigstens einmal im Leben einen Roadtrip machen und teure Hotels, gute Restaurants und entspanntes am-Strand-liegen gegen ein Abenteuer eintauschen sollte.
Erstens: Im Auto sieht man mehr
Wenn man jeden Tag viele Kilometer im Auto zurücklegt, kann man so viel von der Landschaft sehen. Ein eigenes Auto (oder eben ein Mietwagen) hat gegenüber von Busgesellschaften den Vorteil, dass man flexibel dort halten kann, wo es einem gefällt, und nicht an Reiseführer gebunden ist. In Island gibt es dort, wo bekannte Sehenswürdigkeiten sind viele Touristen. Oft aus einem Reisebus aussteigend, innerhalb von drei Minuten die Sehenswürdigkeit 50x fotografiert und wieder in den Reisebus gestiegen. An Orten abseits der gängigen Routen findet man dagegen Ruhe und nicht weniger idyllische Natur. Obwohl natürlich die berühmten Wasserfälle, Geysire und heiße Quellen sehr beeindruckend sind und definitiv erlebt werden müssen, so fand ich auch Routen abseits der Hauptstraße sehr spannend. So viel unberührte Natur findet man vermutlich nur sehr selten sonst auf der Erde. Man macht sich klar, wie faszinierend unsere Welt eigentlich fernab von großen Städten und Menschengedränge ist.
Zweitens: Gasthäuser statt Hotels
Ein Hotel hat sicherlich seine Vorteile. Feste Mahlzeiten, ein Pool, Schokolade auf den Kopfkissen. Bei Gasthäusern ist es so ein wenig wie Lotto spielen, außer man achtet sehr genau auf die Bewertungen auf Kundenportalen. Wir hatten Glück und haben in schönen Gasthäuser gewohnt, die in Punkto Sauberkeit mit Hotels durchaus hätten mithalten können. Eines hatte mehr Luxus, als jedes Hotel, in dem ich jemals war. Jedoch der größte Vorteil am Gasthaus ist mit ein bisschen Glück die Gastfreundlichkeit des Besitzers. Man kann natürlich an Gasthausbesitzer geraten, denen es nur um das Geld geht. Die einem viermal dieselbe Frage stellen und beim Antworten dennoch nicht ausreden lassen. Die alles versuchen höflich zu wirken, aber dadurch das Gegenteil erreichen. So jemanden hatten wir auch. Aber dafür haben wir auch eine Familie kennengelernt, die uns Geheimtipps der Region mitteilte, geduldig erklärten, wie der Whirlpool im Garten funktioniert und die ein liebevolles Frühstück servierten. In Gasthäusern ist man definitiv näher an den Bewohnern des Landes, als ein Hotel es jemals bieten könnte.
Drittens: Wenn dir das Wetter nicht gefällt fahr weiter.
Was in den letzten Tagen in Braunschweig unmöglich war, war in Island machbar: Sich schöneres Wetter suchen. Während wir hier nur hoffen können, dass wir fünf Minuten länger Sonne, und fünf Minuten kürzere Hagelschauer haben, muss man für eine Wetterveränderung in Island nur ein paar Kilometer weiterfahren. Wenn du los fährst, regnet es aus allen Wolken, doch kaum ist man ein paar Kilometer bis hinter den nächsten Berg gefahren wechselt das Wetter schlagartig. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Das lässt sich genießen. Am besten so lange wie möglich, denn man weiß ja nicht, ob hinter der nächsten Kurve ein Schneeschauer wartet. Für mich persönlich ist genau dieser Wechsel total spannend. Es zeigt einem doch wieder einmal, wie viel Macht die Natur hat und dass dem Menschen nichts anderes übrig bleibt, sich anzupassen. Sei es mit dicken Klamotten, Regenjacke und wetterfesten Schuhen oder eben mit der Suche nach schönerem Wetter.
Viertens: Diese Erinnerungen bleiben für immer
In einer Welt, die so materiell veranlagt ist, die sich ständig verändert und in der die eigene Existenz von so vielen Fremdeinflüssen abhängig ist, sind Erlebnisse und Erinnerungen das einzig Bleibende. Dies gilt natürlich auch für viele andere Dinge im Leben und ein Roadtrip pachtet diesen tollen Effekt nicht für sich. Trotzdem halte ich ihn für absolut erwähnenswert, weil heutzutage nur noch zählt, was man geleistet hat und nicht mehr, was man erlebt. Erlebnisse aber sind so viel mehr wert, als Gegenstände oder Leistungen. Zu leben bedeutet in meinen Augen nicht nur erfolgreich im Job zu sein oder nach Reichtum zu streben, sondern vor allem sich selber zu finden, zu entwickeln und schließlich genau damit glücklich zu sein. Für diese Entwicklung sind Erfahrungen wie das Reisen in andere Länder genauso wichtig, wie das Knüpfen von Freundschaften.
Fünftens: Wiedersehen ist die schönste Freude
Ich kann definitiv jedem Menschen empfehlen einmal einen Roadtrip zu machen, doch den Vierbeinern unter uns, wie meinem Hund, kann ich es nicht empfehlen. Auch für uns war es anstrengend wenigstens 8 Stunden am Tag im Auto zu sitzen, für einen bewegungsfreudigen Hund wäre das wohl der Alptraum. Deshalb hat Jamie in der Zeit, in der wir weg waren, Urlaub in unserer liebsten Hundepension dem Auehof gemacht. Dort konnte er den lieben langen Tag mit seinen Artgenossen spielen, Blödsinn machen und die Betreuer kuscheln. So hatten wir beide etwas von den zehn Tagen, in denen wir getrennt waren. Jamie lebt bei mir, seit er ein klitzekleiner Wurm war und daher habe ich ihn sehr vermisst. Genau deswegen war es ein tolles Gefühl, als wir ihn abgeholt haben und er nun wieder neben uns auf dem Sofa liegt. Er ist so entspannt, und nach einem gelungenen Urlaub für uns alle hier, darf nun auch der Alltag wieder kommen. Wir sind bereit!
Text: Annika Schwedhelm