Klein aber fein - Buchhandlung Pfankuch
Bücher kaufen, das kann man doch am besten direkt im Laden. Man kann sich die komplette Auswahl anschauen, stöbern und kann es direkt mit Heim nehmen, um schnell mit dem Lesen anzufangen. Trotzdem gehen heutzutage viele den scheinbar gemütlicheren Weg über das Internet und bestellen sich den Lesestoff per Klick.
Wir haben mit Ralf Harrendorf von der Buchhandlung Pfankuch in der Burgpassage gesprochen: über Buchläden in der heutigen Zeit, e-Books und den Wandel, den das Buchgeschäft erlebt hat.
Frage: Wie lange gibt es Ihre Buchhandlung bereits und wie kam es zur Gründung?
Ralf Harrendorf: Die alteingesessene Firma Pfankuch hat mehrere Veränderungen erlebt, deren letzte vor zehn Jahren zum heutigen Stand führte. Die Firma musste Insolvenz anmelden, woraufhin sich zwei altgediente Mitarbeiter zum Kauf zwecks Fortführung der Buchhandlung entschlossen was damals eine relativ mutige Entscheidung war, da die Eröffnungen einerseits der Schlossarkaden, andererseits des Thalia-Buchkaufhauses am Kohlmarkt unmittelbar bevorstanden.
Frage: Ich studiere Literaturwissenschaften und kann die Begeisterung für Bücher absolut nachempfinden. Trotzdem gibt es bestimmt Menschen, die sich fragen: Wieso wird man Buchhändler? Die Liebe zu Büchern oder die Freude Menschen den Büchern näher zu bringen?
Ralf Harrendorf: Eine Beziehung (und zwar eine gute, wenn nicht gar innige) zum Buch ist die Voraussetzung. Aber ich habe in den letzten dreißig Jahren erfahren und gelernt, dass der Dienstleistungsgedanke immer wichtiger wurde. Eine Buchhandlung lebt ja nicht vom Verkauf von Hoch-Literatur, sondern eher von Kochbüchern, Katzenratgebern und "50 Shades of Grey". Das ist auch in Ordnung so, aber Arroganz, wie sie Buchhändler früher oft auszeichnete, ist weißgott nicht mehr angebracht. Dienstleistung macht Spaß. Dass ich mit Büchern handeln darf, ist das Sahnehäubchen.
Frage: Was macht eine gute Buchhandlung heutzutage aus? Was sind die Besonderheiten speziell Ihrer Buchhandlung?
Ralf Harrendorf: Eine Buchhandlung sollte anregend sein, ihr Sortiment überraschend. Wichtig ist vor allem das Persönliche, die individuelle Ansprache und die freundschaftliche Kommunikation. Daran arbeiten wir und hoffen, dass es auch gelingt, denn das kann das Internet mit seinen dumpfen Algorithmen nicht leisten.
Wir sind, denke ich, ziemlich gut in Sachen Belletristik, weil diese Abteilung sehr sachkundig betreut wird. Unsere Reiseführerabteilung kann sich sehen lassen genauso wie unser Sortiment mit Büchern über Verkehrstechnik. Bewusst verzichten wir, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf das Anbieten von Nippes, Geschenkartikeln oder Schreibwaren. Da sind wir ziemlich starrsinnig, oder höflicher ausgedrückt: da beschränken wir uns auf unsere Kernkompetenz.
Frage: Gibt es bei Ihnen Aktionen oder ähnliches, durch die Sie die Menschen zum Lesen animieren wollen? Vielleicht auch besonders jüngere Menschen?
Ralf Harrendorf: Leider passiert da bei uns kaum etwas, was auch unserer dünnen Personaldecke geschuldet ist. Wenn unsere Nachbarn, das Gymnasium Kleine Burg, Aktionen durchführt, die wir sinnvoll unterstützen können, sind wir dabei. Das ist aber weiter nicht der Rede wert.
Frage: Gab es für Sie als Geschäft spürbare Veränderungen, als sich nach und nach das Internet in den Buchhandel geschlichen hat? Hat sich vielleicht sogar der Arbeitsalltag verändert?
Ralf Harrendorf: Kann man da von "schleichen" reden? E-Commerce mag anfangs ein Problem für den stationären Verkauf von Büchern und anderen Medien gewesen sein, inzwischen betrifft es den kompletten Handel. Was das aus unseren Innenstädten macht, ist ja teilweise heute schon zu sehen und wird ja auch oft diskutiert. Die schlichte Wahrheit ist: Je weniger im stationären Handel nachgefragt wird, desto schneller schmilzt das Angebot, was dann wiederum die Nachfrage weiter abwandern lässt.
Frage: Und die Kunden? Ich könnte mir vorstellen, dass vor allem jüngere Menschen sich seltener in ein Geschäft verirren. Kann man in den letzten Jahren einen Unterschied im Kundenstamm wahrnehmen?
Ralf Harrendorf: Das ist, glaube ich, keine Generationenfrage. Junge Leute gehen gern shoppen und ältere dödeln gern im Internet herum und umgekehrt.
Frage: Ich gehe sehr gerne in den Buchladen und halte das Buch bereits in den Händen, bevor ich es kaufe. Ich finde das sehr viel persönlicher, als es einfach per Klick im Netz zu bestellen. Doch bei vielen Menschen siegt sicherlich die Gemütlichkeit es von zu Hause aus zu erledigen. Was setzt man dieser Bequemlichkeit, die das Internet bietet, entgegen, um die Menschen trotzdem dazu zu bewegen, in das Geschäft zu kommen und nicht nur auf der Internetseite zu bestellen?
Ralf Harrendorf: Yepp! Man kauft bequem vom Sofa aus ein und geht am nächsten Tag ins Fitness-Studio. Ich finde, "Bequemlichkeit" ist zwar ein oft vorgebrachtes, aber leider auch fatales Argument. Sich im Internet Waren, die man auch zwei Straßen weiter kaufen könnte, zu bestellen bedeutet: Das Zeug muss kleinteilig verpackt werden, wird durch die ganze Republik gekarrt und bei Nichtgefallen auch wieder zurück. Das ist ökologischer und logistischer Wahn-, wenn nicht gar Schwachsinn.
Frage: Die heutige Zeit bietet noch weitere Veränderungen: Self-Publishing ist eine davon. Die Anzahl an Autoren wird immer höher, sodass viele, die keinen Platz in einem Verlag bekommen (oder wollen) selbst verlegen. Bieten Sie auch solche Titel mit in ihrem Laden an?
Ralf Harrendorf: Wenn es regionalen Bezug hat, sei es vom Autor her oder inhaltlich: gern. Ansonsten sehe ich da kaum Möglichkeiten. Hier muss man sich bei der Sortimentsgestaltung schon ein wenig auf die Vorauswahl, die die Verlage leisten, verlassen. Ich denke auch, dass die meisten Selfpublisher auf die Mühe, ihr Produkt im Sortiment unterzubringen, verzichten und verzichten können, weil es dafür geeignetere Vertriebswege gibt. Meine persönliche Meinung ist, dass das Selfpublishing momentan, weil das Publizieren so einfach geworden ist, hoffnungslos überschätzt wird und im Großen und Ganzen nur viel Rauschen verursacht.
Frage: Eine weitere Frage zum Buchhandel der modernen Zeit: Was halten Sie von eBooks? Könnte dies tatsächlich irgendwann das Buch aus Papier ablösen und stellt somit eine ernstzunehmende Konkurrenz dar?
Ralf Harrendorf: Das Buch ist eine perfekte Erfindung. Warum sollte man es ersetzen wollen? In einigen Bereichen und bei einigen Lesern wird sich das eBook durchsetzen, und warum auch nicht es hat ja seine Vorteile. Insgesamt halte ich Schätzungen, in nicht allzu ferner Zukunft habe das Elektrobuch einen Marktanteil von 30 Prozent für hoffnungslos überschätzt.
Ich persönlich fühle mich immer, wenn ich auf einem Bildschirm lese, einem Beschleunigungsdiktat unterworfen. Konzentration ist da nicht möglich. Außerdem möchte ich auch, wenn ich ein Buch zuschlage und ein anderes aufklappe, das Gefühl haben, tatsächlich zwei verschiedene Bücher in der Hand gehabt zu haben. Lesegeräte bleiben immer gleich. Ich möchte dick, dünn, groß, klein, gebunden, schlabbrig, bunt oder öde das volle Programm.
Wir bedanken uns sehr, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben und für die aufschlussreichen Antworten. Man kann nur jedem ans Herz legen, bei der Anschaffung des nächsten Buches in der Buchhandlung Pfankuch vorbeizuschauen.
Adresse und weitere Infos:
Pfankuch Buch GmbH
Kleine Burg 10
38100 Braunschweig
Telefon: 0531-45303
Homepage: www.pfannkuch.shop-asp.de
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 09.30 20.00 Uhr.
Text: Annika Schwedhelm