»Packende Apokalypse«: Großer Jubel bei Publikum und Presse
Großer Jubel für das Braunschweiger »Ring«-Projekt
Mit der letzten Vorstellung von »Die Walküren«, langem und heftigem Applaus des Publikums und einem Nachgespräch mit dem gesamten Ensemble der Produktion fast bis Mitternacht ist am Mittwoch das »Ring«-Projekt am Staatstheater Braunschweig zu Ende gegangen. Gezeigt wurden in einer beispiellosen gemeinschaftlichen Arbeit aller Sparten des Hauses neue Sichtweisen auf die vier Teile von Richard Wagners Tetralogie – »Das Rheingold« (als Musiktheater mit Schauspiel), die Uraufführungen »Die Walküren« von Caren Erdmuth Jeß (als Schauspiel mit Staatsorchester) und »Siegfried – Eine Bewegung« von Steffen Schleiermacher / Gregor Zöllig (als Tanztheater mit Staatsorchester) sowie zuletzt die »Götterdämmerung« als opulent besetztes Finale unter Beteiligung aller Sparten und einem vierköpfigen Regie- und Choreografie-Team mit Srba Dinić als Musikalischem Leiter.
Das Fachmagazin OPER! notiert zur Premiere der »Götterdämmerung« in der aktuellen Juli-Ausgabe eine »Wagner-Sternstunde«: »Jedes Braunschweiger Spartenkollektiv sowie das Regie- und Ausstattungsquartett steuerten verdichtende Ideen-Farben bei. Die Choreografien erwiesen sich in den erzählenden Rückblenden auf die ersten Ring-Teile als poetischer und ästhetisch bestechender »Götterdämmerung«-Theatercoup. Stimmen gab es hier nur charakterstarke und bezwingende – ohne Ausnahme… ein phänomenales Ensemble. Das Braunschweiger »Ring«-Finale gipfelt in düsterer Pracht, nervöser Fülle und hoher dramatischer Verdichtung. Packende Apokalypse.«
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 14. Juni 2023 bilanziert mit Blick auf die »Götterdämmerung«: »Das Ergebnis ist kein Stückwerk, sondern ein ungewöhnlich klarer und unvoreingenommener Blick auf das Werk. Der »Ring« bekommt sein menschliches Maß zurück. Und wirkt so interessant und gegenwärtig wie lange nicht… […] So, wie es hier zu sehen ist, eröffnet das alte Stück neue Perspektiven auch für die Zukunft des Theaters. Ein spektakuläres Gemeinschaftsprojekt.«
Das Magazin Tanz schreibt in seiner gerade erschienenen Juli-Ausgabe zum Finale mit der »Götterdämmerung«: »Das Tanztheater Braunschweig war ein entscheidender Motor fürs Gelingen des Kraftakts «Ausweitung des Ringgebiets»… Die Inferno-Wogen der Alberich-Szene und der große Abgesang auf die sterbende Natur (mit Brettern aus der abgeholzten Weltesche) sind Höhepunkte einer vor innerer und äußerer Spannung knisternden Inszenierung.«
Schon zum Start des Ring-Projektes konnte man in der Opernwelt (12/2022) lesen: »Regisseurin Isabel Ostermann zieht etwas auf, was als mutigste »Rheingold«-Inszenierung der letzten Jahrzehnte durchgehen kann. Schockierend fantas¬tisch.« Die Braunschweiger Zeitung sieht es so: »Das Schlussbild ist stark, weil es auf der Höhe ist der visionären Ausblicke Wagners. Fackel gegen Speer, Revolution gegen Taktik, das ist eine Zuspitzung, die packt. Ansonsten machen die Sängerinnen und Sänger den Abend, und zwar mit einer so exzellenten Textver-ständlichkeit, wie sie sich auch größere Häuser zum Vorbild nehmen könnten. Es ist wunderbar, wie Srba Dinić mit dem bestens aufgelegten Staatsorchester die Es-Dur-Wogen steigert und zusehends aufhellt.«
Zur Uraufführung »Die Walküren« notiert Nachtkritik (17.03.2023): »Dauer-Trouble im Hause Wotan: Regisseurin Alexandra Holtsch arrangiert dessen Figuren zwischen Großkitsch, Feminismus und Klimakrise neu. Clever und erstaunlich: Hier wird die Geschichte einer Zeitenwende erzählt, eines Umbruches, des Versuchs einer Art neuer Ordnung. Dazu gehört natürlich auch, den Wagner-Mythos ordentlich zu zerlegen. Und das ist oft sehr lustig… ein eigenes, kleines Stück Wahnsinn«. Die Braunschweiger Zeitung vom 18.03.2023 stellt fest: »Man muss schlucken, dass der Ring des Nibelungen als Piercing im Nabel des Drachen Fafner steckt. Dass das Schwert Nothung ein ver¬bogener Telegrafenmast ist. Dass Fricka sich an Pilzen einen Rausch bis zum Delirium anfrisst. Dass Hunding in schauerlich grimassierender Pantomime einen ganzen Bienen¬schwarm verschluckt. Dass Wagners Seidenschuh über seinen einstigen Herrn und Meister herzieht […]. Kurzweilig-knalliges Theatertheater.«
Auch die Uraufführung »Siegfried – Eine Bewegung« des Tanztheaters mit dem Staatsorchester Braunschweig begeistert die Kritik: »Steffen Schleiermacher hat keine Tanzmusik geschrieben, sondern Ballettmusik mit doppeltem Boden. So wie das Staatstheater ihr Ringgebiet, dehnen seine Tableaux fortwährend die Grenzen ihrer eigenen Muster […]. Aus diesem Tanztheater dampft eine Körperlichkeit, gegen die die Natur sich schwertut, die Hank Irwin Kittels mit wenigen Mitteln bildgewaltige Bühne fortwährend von den Wänden fallen lässt… Bemerkenswert ausführlicher Jubel« (Leipziger Volkszeitung, 27.01.2023). »Dieses gelungene Tanztheater lässt frisch über den Wagnerschen Helden nachdenken« (Deutschlandfunk Kultur, 31.10.2022). »Auch ohne die großen Weltdialoge Wagners trifft das Tanzstück so in Idee, Weichheit und Kampkraft Intentionen des »Siegfried« gut« (Die deutsche Bühne, 10/2022).
Neben der Tetralogie »Der Ring der Nibelungen« wurde unter dem Motto »Ausweitung des Ringgebiets« ein umfang¬reiches Rahmenprogramm im gesamten Stadtgebiet von Braunschweig geboten – die Musiktheater-Uraufführung »To Fall Safely« im Lokpark, ein Festspielhaus für Kinder im Theaterpark sowie Installationen und Performances entlang der Oker als Auseinandersetzung mit der Person und dem Werk Richard Wagners.
Mehr Informationen, Besetzungen, Pressestimmen und Fotomaterial zu allen Veranstaltungen der Braunschweiger »Ausweitung des Ringgebiets« finden Sie auf www.staatstheater-braunschweig.de.
Quelle: PM 30.06.2023