Spiel "im Gehen" begonnen und deutlich verloren
Ramírez entschuldigt sich bei Zuschauenden
Die Basketball Löwen Braunschweig haben nach zuletzt drei Siegen in Folge heute eine gute Chance verpasst, näher ans Mittelfeld der easyCredit BBL heranzurücken. Stattdessen entschuldigte sich ihr Headcoach nach der 73:89-Niederlage (35:53) gegen den SYNTAINICS MBC bei den 3.331 Zuschauenden in der Volkswagen Halle vor allem für den pomadigen Start, der spielentscheidend und laut Jesús Ramírez nicht akzeptabel war. Seine Mannschaft ließ da Intensität vermissen und den MBC in einen Dreier-Rausch kommen. Die Weißenfelser und ihr wieder genesener Topscorer Kris Clyburn (18 Punkte) erzielten allein im ersten Viertel 37 Punkte und erspielten sich einen 13-Punkte-Vorsprung, dem die Löwen fortan hinterherliefen und der im dritten Viertel sogar auf 23 Zähler anwuchs. Das lag auch daran, dass die besten Braunschweiger Scorer um David Krämer, Braydon Hobbs und Dustin Sleva von den Gästen aus dem Spiel genommen wurden und auch keinen guten Tag erwischten. Zudem fanden insgesamt nur 19 Prozent der Löwen-Dreier ins Ziel, während der MBC 44 Prozent von „Downtown“ einnetzte. Bei den Wölfen trafen neben Clyburn auch Kostja Mushidi (17) und Martin Breunig (16) zweistellig, bei der Ramírez-Mannschaft war Divine Myles (13) zusammen mit Braydon Hobbs (12) am erfolgreichsten.
Löwen treffen nur 19 Prozent von der Dreierlinie
Bis zum 8:4 schien die Welt noch in Ordnung zu sein, doch dann drehte sich das Spiel. Der MBC nutzte seine Freiräume, legte den offensiven Schalter um und ließ einen Dreier nach dem anderen durch die Reuse rauschen. Das führte zu einem zwischenzeitlichen 10:0-Lauf der Gäste (8:14). Und weil die Löwen zusätzlich zur Treffsicherheit der Wölfe im ersten Viertel auch noch sieben Mal den Ball verloren, konnte der MBC sich Stück für Stück weiter bis auf 24:37 absetzen. „Wir haben das Spiel heute im Gehen begonnen. Das ist nicht akzeptabel (…) es geht einfach nicht, wie wir in das Spiel starten“, ließ sich Löwen-Headcoach Jesús Ramírez seinen Unmut über das erste Viertel und den Highscore des Gegners anmerken.
Sein Team hatte aus dem Zweierbereich immerhin starke 88 Prozent getroffen und stand nach zehn Minuten bei 24 Punkten. Das war ok. Aber es fehlte zu Beginn einfach an Intensität, Körpersprache und defensiven Akzenten. In der Verteidigung wurden die Löwen anschließend etwas wacher und machten die Würfe der Wölfe mit Erfolg schwerer. Zudem stellten Hobbs und Co. im zweiten Viertel ihre Ballverluste ein und waren auch bei den Offensiv-Rebounds mit fünf gefangenen Abprallern gut. Aber: Egal, ob es offene oder aus dem Eins-gegen-Eins kreierte Feldwürfe waren – im zweiten Viertel fanden nur drei das Ziel, die Löwen-Trefferquote sank rapide auf 33 Prozent aus dem Feld ab. Der MBC traf zwar mittlerweile auch nicht mehr so hochprozentig, aber immerhin fast 20 Prozent besser als die Löwen, die zur Halbzeit bereits mit 18 Punkten hinten lagen (35:53).
MBC erzielt im ersten Viertel 37 Punkte
In der Kabine wird Jesús Ramírez versucht haben, seine Mannschaft wachzurütteln. Und die kam etwas verbessert aufs Spielfeld zurück. Zumindest war offensiv nach nur elf erzielten Punkten im zweiten Viertel wieder mehr Rhythmus da. Allerdings beeindruckte die insgesamt dominierenden Gäste das nicht. Die bestimmten weiterhin das Geschehen und blieben bei der Trefferquote weitestgehend konstant. Zumindest bis die Löwen-Verteidigung Mitte des dritten Viertels besser griff. Divine Myles und seinen Kollegen gelangen mehrere Stopps und der Point Guard ging dabei selbst mit Ballgewinn sowie Punkten voran. Er war wesentlich an einem Zwischenspurt seines Teams zum 54:68 beteiligt, der jedoch durch vier Punkte von Charles Callison zum Viertelende wieder verpuffte (54:72).
Um 18 Punkte Rückstand in nur noch zehn verbleibenden Minuten aufzuholen, muss schon alles richtig laufen. Und der Start ins letzte Viertel machte diesbezüglich zumindest kurzzeitig Hoffnung. Die Löwen gingen in die Zonenverteidigung über und brachten die Gäste damit für eine kurze Phase aus dem Rhythmus. Braydon Hobbs, der ebenso wie David Krämer über weite Strecken des Spiels vom MBC „kaltgestellt“ wurde und selten zu Abschlüssen kam, nutzte das im Gegenzug und leitete mit seinem ersten getroffenen Dreier einen 9:0-Lauf ein. Das Ramírez-Team war jetzt auf elf Punkte dran (63:74), die Zuschauer in der Volkswagen Halle und der Glaube an sich selbst waren für einen Augenblick da. Doch einige Fehler und strittige Schiedsrichterentscheidungen später war das Momentum schon wieder passé und endgültig klar, dass die Löwen dieses Spiel nicht mehr würden umbiegen können. Dafür waren die Gäste insgesamt auch zu souverän und an diesem Tag einfach besser.
Trainerstimmen
Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Glückwunsch zum Sieg. Als wir zuletzt drei Spiele in Folge gewonnen haben, bin ich ruhig geblieben und wollte sehen, was wir verbessert haben. Und es gab eine Entwicklung und daran glauben wir auch. Wir waren vorher nicht das schlechteste Team auf der Welt und wir sind jetzt auch kein Desaster. Aber was heute in der Volkswagen Halle passiert ist, ist einfach nicht akzeptabel. In den letzten Wochen haben wir zu Hause so viel verloren und die Fans sind dennoch und immer mehr gekommen, um uns zu unterstützen. Letzte Woche gewinnen wir endlich, aber ich habe das Team wohl nicht davon überzeugen können, dass wir heute mehr als der Gegner kämpfen müssen. Wir haben das Spiel heute im „Gehen“ begonnen. Und ich kann mich nur wiederholen: Das ist nicht akzeptabel. Wir gewinnen dann die zweite Hälfte mit zwei Punkten. Glückwunsch. Aber es geht einfach nicht, wie wir in dieses Spiel starten. Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das nicht wieder passiert und es bleibt nicht mehr zu sagen als: Entschuldigung.“
Igor Jovovic (SYNTAINICS MBC): „Ich gratuliere meinem Team zu dem Sieg und der sehr guten Leistung. Wir finden nach der Rückkehr eines sehr wichtigen Spielers zurück zu dem Weg, auf dem wir vor den Verletzungen waren. Wir haben sofort andere Möglichkeiten und Ergebnisse. Heute haben wir guten Basketball gegen eine Mannschaft gespielt, die sich mit drei Siegen in Folge in guter Form zeigte. Wir haben das Spiel aber über weite Strecken kontrolliert. Allerdings hatten wir zwischendrin Phasen, in denen wir im dritten wie auch Mitte des vierten Viertels das Tempo zu sehr rausgenommen und nur versucht haben, das Ergebnis zu verwalten. Daran müssen wir arbeiten. Aber insgesamt bin ich der Meinung, dass wir das Spiel verdient gewonnen haben. Ich wünsche Braunschweig in den kommenden Spielen viel Erfolg und dass sie gesund bleiben.“
Basketball Löwen: Aydinoglu n.e., Krämer 8, N. Tischler 8, van Slooten, Myles 13, Fru 5 (5 Rebounds), B. Tischler 4, Sleva 4 (5 Rebounds), Amaize 10, Gerhardt n.e., Hobbs 12 (6 Rebounds, 8 Assists), Turudic 9 (5 Assists).
SYNTAINICS MBC: Clyburn 18 (10 Rebounds), Breunig 16 (9 Rebounds, 4 Ballgewinne), Mushidi 17, Caisin n.e., Jelks 7 (6 Assists), Reynolds 5, Darden 5, Callison 12 (4 Assists), Ballock, Bryant 9, Hounnou.
Quelle: PM 05.02.2023