Schmerzhafte 87:92-Niederlage gegen Tübingen
„Eine Mannschaft hat Charakter gezeigt, die andere nicht.“
Das war zu wenig. Die Basketball Löwen Braunschweig haben am Samstagabend vor erneut toller Kulisse von 4.513 Zuschauenden in der Volkswagen Halle nicht die erhoffte Reaktion auf die deutliche Niederlage in der Vorwoche bei ALBA BERLIN gezeigt. „Als allererstes möchte ich mich bei den Fans und unserer Organisation für den heutigen Auftritt entschuldigen", sagte Headcoach Jesús Ramírez nach einer schwachen Leistung und der daraus resultierenden 87:92-Niederlage nach Verlängerung gegen die Tigers Tübingen (39:39, 77:77). Seine Mannschaft war mit wenig Energie und dementsprechend schlecht mit 2:11 ins Spiel gestartet. Zwar konnten die Löwen den Rückstand zur Halbzeit wettmachen, spielten aber weiterhin sehr fehlerlastig und ließen vor allem reihenweise Rebounds der Gäste zu. Die waren als reboundschwächstes Team der easyCredit BBL angereist, dominierten aber die Bretter und sammelten 19 Offensiv-Rebounds. Das war zusammen mit 21 Löwen-Ballverlusten eine zu große Hypothek, um gegen die deutlich wacher und physischer spielenden Tigers Tübingen erfolgreich vom Parkett zu gehen.
Die ersten Minuten waren bereits ein Indikator dafür, wie die Partie verlaufen würde. Die Löwen spielten pomadig, energielos und waren meistens einen Schritt langsamer als die von Anfang an bissigeren Tübinger. „Es sind heute zwei Teams aufeinandergetroffen, die letzte Woche deutliche Niederlagen kassiert haben. Eine Mannschaft hat darauf Charakter gezeigt und die andere nicht“, brachte Headcoach Jesús Ramírez nach dem Spiel auf den Punkt, was auf dem Parkett offensichtlich erschien. Mit 2:11 lag seine Mannschaft schnell hinten und hatte nach fünf Minuten erst sechs Punkte erzielt. Sicherlich: Die Tigers verteidigten gut und waren sehr physisch. Aber die Löwen spielten auch zögerlich, nahmen die Intensität des Gegners kaum an und warfen zahlreiche Fahrkarten.
In Anbetracht einer indiskutablen Trefferquote von 25 Prozent war es fast geschmeichelt, dass das Ramírez-Team nach dem ersten Viertel nur mit 15:19 zurück lag. Das hatte sich aber nach dem schwachen Beginn etwas gefangen und konnte durch Fastbreaks sowie einem guten Sananda Fru am Brett positive Akzente setzen. Die verpufften aber schnell wieder. Ein Grund dafür war, dass die Löwen Probleme hatten, ein geeignetes Matchup für Jimmy Boeheim zu finden. Der Forward hatte in den ersten zehn Minuten sechs Punkte erzielt und punktete weiterhin nach Belieben. Er sorgte auch für das 22:31 (16. Min.), woraufhin Jesús Ramírez eine Auszeit nahm. Die hatte Wirkung: Hinten generierten die Löwen Stopps durch geblockte Würfe oder Ballgewinne und vorne fanden der treffsichere Ferdinand Zylka und Co. bessere Lösungen. Zylka war es auch, der zunächst zum Ausgleich und dann zur 38:36-Führung getroffen hatte. In die Pause ging es aber mit 39:39.
Auch wenn die Löwen sich im zweiten Viertel gesteigert hatten und sie mittlerweile etwas besser trafen als die Gäste (41% gegenüber 38%), so konnten sie keinesfalls zufrieden mit den ersten 20 Minuten sein. Vor allem die Tatsache, dass sich die Tigers als bis dato reboundschwächstes Team der Liga schon acht Abpraller am offensiven Brett gegriffen hatten, dürfte überhaupt nicht nach dem Geschmack von Ramírez gewesen sein. Der sah immerhin, dass seine Mannschaft etwas besser in die zweite Halbzeit kam. Die erlebte nach einem sehr harten Foul von Tübingens Jhivvan Jackson an Nicholas Tischler zunächst einen Schreckmoment, hielt aber ein wenig mehr dagegen. Aber insgesamt war das nicht zwingend genug. So belohnten sich die Löwen nach dem 47:43 und guten defensiven Sequenzen von Sananda Fru und Amar Sylla nicht, beziehungsweise waren einfach zu unkonzentriert und verloren mehrfach den Ball. Fünf Turnover waren es im dritten Viertel und die trugen mit dazu bei, dass die Löwen sich keinen Vorteil erspielen konnten.
Es ging mit einer knappen 56:55-Führung in den vierten Spielabschnitt. Boeheim war mittlerweile kaum noch ein Faktor. Dafür drückte Jackson dem Spiel mehr seinen Stempel auf. Der Liga-Topscorer erzielte im vierten Viertel zwölf Punkte und hatte oft die passende Antwort auf erfolgreiche Löwen-Aktionen. So blieb die Partie eng, in der Ahmaad Rorie in der 35. Minute seinen ersten Feldwurf traf. Der Löwen-Point Guard hatte wie fast alle Löwen keinen guten Tag, übernahm jetzt aber Verantwortung und brachte seine Mannschaft mehrfach in Führung. Allerdings unterliefen ihm wie auch allen anderen Löwen immer wieder Ballverluste, die genauso wehtaten wie die nach wie vor zu vielen Offensiv-Rebounds der Gäste. Dennoch hätten die Löwen die Partie in der regulären Spielzeit für sich entscheiden können. Sie hatten nach dem 77:77 durch Jackson den letzten Angriff bei noch fünf Sekunden auf der Uhr. Allerdings traf der entscheidende Wurf nicht das Ziel: Verlängerung.
Die Tigers hatten nach 40 Minuten nur acht Prozent ihrer Dreier getroffen und ihre insgesamt zehn Feldwürfe mehr nicht besonders effektiv genutzt. Doch ausgerechnet in der Overtime fanden sie Rhythmus aus der Distanz und netzten drei Dreier in Folge zum 79:86 ein. Zwar konnten die Löwen diesen Rückstand bis auf drei Punkte bei noch 34 Sekunden auf der Spieluhr verkürzen (87:90). Doch waren die letzten Sekunden ein Spiegelbild des gesamten Spiels. Zuerst schnappte sich Mateo Seric nach vergebenem Dreier von Jackson den Offensiv-Rebound und traf zum 87:92. Und dann verloren die Löwen zum Abschluss nochmal den Ball.
Trainerstimmen zum Spiel
Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Als allererstes möchte ich mich bei den Fans und unserer Organisation für den heutigen Auftritt entschuldigen. Wir müssen daran arbeiten und zwar härter als andere. Wenn das jemand nicht auf unsere Weise machen möchte, dann kann er das sagen. Aber ich will jedes Mal sehen, dass sich alle reinhängen. Es war schon glücklich, dass wir das Spiel erst in der Verlängerung verloren haben. Wir hätten schon im dritten Viertel mit 20 Punkten hinten liegen müssen, was nicht der Fall war, weil Tübingen viele Chancen vergeben hat. Das ist Teil des Sports, aber ich will wenigstens mit unserer Identität verlieren. Es sind heute zwei Teams aufeinandergetroffen, die letzte Woche deutliche Niederlagen kassiert haben. Eine Mannschaft hat darauf Charakter gezeigt und die andere nicht. Stattdessen sind wir mit 2:11 gestartet. Das tut wirklich weh, dass wir zu Hause so aufgetreten sind.“
Danny Jansson (Tigers Tübingen): „Unser Ziel war, Tübinger Basketball zu spielen. Braunschweig hatte offensiv keinen guten Tag, aber wir haben heute eine unserer besseren Defensivleistungen gezeigt. Man konnte wieder unsere defensive Haltung sehen und das hat es dem Gegner schwergemacht. Die letzten vier, fünf Spiele waren ein bisschen hart, aber wir können an jedem Tag jeden Gegner schlagen. Und das heute wird eine gute Erinnerung dafür sein.“
Basketball Löwen: Crockett Jr. 13 (4 Assists), N. Tischler 8 (5 Rebounds, 3 Assists), Aydinoglu n.e., Zylka 15, Bango 16 (11 Rebounds), Fru 9, B. Tischler 8, Rorie 9 (6 Assists), Peterka 5, Njie (4 Assists), Sylla 4 (5 Rebounds).
Tigers Tübingen: Zaccheus, Boeheim 19 (7 Rebounds, 4 Assists), Akobundio-Ehiogu 8 (7 Rebounds), Helmanis 8, Otto 2, Ersek 9, Seric 15 (8 Rebounds), Masters 2, Jönke (5 Rebounds), Keppeler, Jackson 29 (6 Rebounds).
Quelle: PM 19.11.2023