Kenny kriegt die Krise - Eiweißkrise
Kenny kriegt die Krise
Ostern ist vorbei. Schön ist es gewesen, sich im Kreis der Familie gediegen den Bauch voll zu schlagen, mit allerlei Leckereien, in Eiform oder auch nicht. Damit ist nicht nur schon wieder ein besonders schönes langes Wochenende gegessen, sondern auch der letzte Feiertag vorm Sommer. Langsam wird es Zeit sich Gedanken über die Bikinifigur zu machen, was in diesem Jahr noch nicht einmal besonders metaphorisch gemeint ist, ein Zweiteiler scheint langsam für mich angebracht, denn die niedlichen Rettungsringe der Vergangenheit blasen sich langsam aber sicher auf - zu elegant ausgestatteten Vier-Mann-Seenotinseln.
Wie jedes Jahr hat man die guten Vorsätze schon lange gefasst. Auf dem Küchentisch liegen demonstrativ die letzten drei Beipackheftchen der "Men"s Health": "Beeindruckender Bizeps, nur drei Minuten täglich", "Ein Po zum Nüsse knacken in drei Tagen" und natürlich der Alltime-Classic "Waschbrettbauch in drei Wochen". Im Grunde bin ich also nur noch drei Wochen, drei Tage und drei Minuten von der absoluten Traumfigur entfernt. Das einzige Problem ist, in diesen Ratgebern wird nie erwähnt wann genau diese drei Wochen denn anfangen. Als passionierter Amateurkoch und noch passionierterer, halbprofessioneller Esser, ist es nicht immer leicht den Absprung zu finden, zu Salat, Obst, Gemüse und sonstigem Karnickelfutter. Insbesondere dann nicht, wenn neben einem die Model-bemaßte Freundin steht und einen extra Schuss Sahne in die Sauce Bolognese befiehlt, weil bei ihr "ja sowieso nie was ansetzt ". Es sind nicht nur Frauen, die sich beim Klang dieser Worte mit Mordgedanken tragen.
Mit dem Abnehmen ist es im Grunde wie mit dem Rauchen aufzuhören. Der Anfang ist das Schwerste, nicht zuletzt da von allen Seiten die Versuchung lockt. Wenn man das Rauchen aufgeben will, sind gesellige Abende mit etwaigen potentiellen Rauchern gestorben. Da man selber geraucht hat, ist auch die Raucherdichte im Bekanntenkreis wahrscheinlich recht hoch, womit wir wieder beim Thema Versuchung wären, denn jemanden in der heißen Phase des Kalten Entzugs an einen Tisch mit noch Abhängigen zu setzen, endet wie einem Baby den Schnuller wegzunehmen, entweder mit viel Geschrei oder der Rückkehr zum Originalzustand. Das einzige was noch schlimmer ist als das Rauchen aufgeben, ist die psychologische Abstrafung, dass man nach geglückter Entziehungskur gleich noch auf Diät gehen darf, denn ohne Kippchen schwillt das Rippchen, wie der Volksmund so poetisch bauernregelt. Den ersten schwierigen Schritt habe ich also intuitiv übersprungen um mich gleich der verschärften Situation rund um den Hüftspeck zu widmen.
Alles was grün ist, macht nicht dick, hat meine Mutter immer gesagt. Leider aber meistens auch nicht satt. Um mich erst einmal langsam an den Gedanken zu gewöhnen, habe ich das letzte Wochenende damit verbracht, die grünen M&Ms chirurgisch aus sieben Tüten mit Erdnuss herauszutrennen. Den Rest hab ich dann gegessen, wohin auch damit, wenn die Packung erstmal offen ist. Andere grüne Essbarkeiten kamen mir allerdings nur relativ schleppend in den Sinn. Befasst man sich aber dann doch einmal ernsthaft mit dem Thema, liegen die Möglichkeiten schnell auf der Hand. Gestern Abend gab es bei mir erstmal leckeren Grünkohl, eine Greenland Scholle mit Suppengrün und dazu ein Wernesgrüner Pils. Na gut, vielleicht waren es auch sechs Wernesgrüne. Aber wer wird denn schon knauserig sein, wenn es um die Gesundheit geht.
Text: Hendrik Menz (hendrik@menzmusic.com)