Liebesentzug
Weihnachten, so sagt man, sei das Fest der Liebe. In diesen Stunden der kalten Jahreszeit rückt die Familie näher zusammen. Die Großeltern kommen auf einen Adventskaffee vorbei und bei warmen Getränken und selbstgebackenem Keksen scheint doch eine besinnliche Atmosphäre in der Luft zu liegen. Oh wie schön ist es, dass bald wieder Weihnachten ist!
Doch vor dem Fest ist noch so manche Hürde zu nehmen. Ein Beispiel sind die Strapazen beim Kauf von Weihnachtsgeschenken, man will ja schließlich nicht irgendetwas schenken. So schiebt sich der Ein oder Andere noch kurz vor den Festtagen durch das Gedränge der festlich geschmückten Innenstädte und lauscht den süßen Klängen der in Dauerschleife dudelnden Weihnachtslieder in den Kaufhäusern. Da fragt man sich, wie die Angestellten das den ganzen Tag aushalten können und warum sie noch keinen Gehörschutz tragen.
Doch Hand aufs Herz, sind nicht auch Sie froh, wenn spätestens der zweite Feiertag vorbei ist? Weihnachten, so schön es ist, kann nämlich auch ein großes Potential für so manche Ehekrise bergen.
Woran das liegt? Das ist wahrscheinlich so, wie mit dem Sekundenkleber. Mit der Zeit verliert auch er seine klebende Eigenschaft. Dann hält er eben auch nicht mehr zwei unterschiedliche Materialien zusammen. Da fällt dann der Haken mit dem Handtuchhalter von der Badezimmerwand oder das Familienporträt zerspringt auf dem Wohnzimmerboden. Aber auch Liebesentzug kann zu einer nachlassenden Bindungsfähigkeit zwischen Männlein und Weiblein führen.
Das es auch anders seien kann, kann man sich im Fernsehen ansehen. Seit 2005 flimmert beispielsweise die TV Romanze "Bauer sucht Frau" zur besten Sendezeit in die deutschen Wohnzimmer. Gemeinsam mit einem Landwirt begibt man sich hier auf Freiersfüßen auf die romantische Suche nach der großen Liebe. Da scheut Moderatorin Inka Bause keine Strapazen und Mühen, um es auch zwischen jenen ordentlich knistern zu lassen, die von vornherein wissen, dass sie nicht zusammengehören. Leider haben die Produzenten der Show in all den Jahren nicht bedacht, dass Deutschland im 21. Jahrhundert kein Agrarstaat mehr ist. Die hier gezeigte Charmeoffensive also keinen größeren Nachahmerkreis findet.
Ich bin übrigens selber in einer gewissen Art und Weise vom Liebesentzug betroffen. Mir fehlt eine Bestätigung meiner Arbeit. Meine kritischen Denkanstöße scheinen ungehört zu verhallen oder wie in einem schwarzen Loch zu verschwinden. Nur wenige meiner geschätzten Leserschaft also SIE wagen sich aus der Deckung und LIKEN auf Facebook meine Beiträge.
Darum mein Apell an Sie: Fassen Sie sich gerade jetzt in der Weihnachtszeit ein Herz und zeigen Sie Gesicht. Wie Sie das können? Wie wäre es, wenn Sie mir einfach mal einen Leserbrief schreiben?!
In diesem Sinne, bleiben Sie neugierig!!
Text: Dirk Exner