Glück
Glücksmomente lassen sich wahrscheinlich am besten beschreiben, als Situationen innerer Ausgeglichenheit, Momente der Zufriedenheit mit sich selbst und seiner Umwelt. Die Krux an der ganzen Sache ist jedoch, dass im Alltagstrott viel zu schnell in Vergessenheit gerät, wann man das letzte Mal eigentlich glücklich war. Denn leider lässt sich dieser Gemütszustand eben nicht festhalten. Kaum ist er erreicht, ist er auch schon wieder fort.
Da trifft offensichtlich die Lebensweisheit zu, dass es mit dem Glück oft wie mit der Brille ist: man hat sie auf der Nase und weiß es noch nicht einmal. Für alle Nicht-Brillen-Träger kann übrigens als Äquivalent das Tragen von Sonnenbrillen gelten, wie man sie derzeit bei den Sonnenanbetern in den Cafés unserer Innenstädte vermehrt sieht. Und das, obwohl es gerade uns Deutschen doch eigentlich gut gehen müsste. Im Glücksatlas der Deutschen Post haben die Verfasser jedenfalls unlängst festgestellt, dass wir uns in Deutschland seit längerem mental auf einem "Zufriedenheitsplateau" befinden. Wir sind sozusagen nicht nur Spitze im Fußball sondern auch Weltmeister im Glücklich sein, eine "Glücksgeneration" eben. Noch erstaunlicher als diese Tatsache ist aber der Befund, dass gerade wir Norddeutschen im bundesweiten Ranking am besten abschneiden, sogar besser noch als die Bayern. Tja, da mag man den Bayern zurufen, seht ihr wir können eben nicht nur in Strom. Aber den wollen sie ja sowieso nicht. Statt Stromleitungen lieber Gaskraftwerke bauen, das bringt"s!
Statt an anderen herumzunörgeln und sich über die eigene Zukunft unnötig Sorgen zu machen, sollte die Devise lauten nach vorne zu schauen und sich trauen auch mal unkonventionell zu sein. Eben dazu stehen, wenn man mit einer roten und einer grünen Socke ins Büro kommt, ist immerhin besser als barfuß! Einfach mal darüber lachen, wenn der Bus einem sprichwörtlich vor der Nase wegfährt. Bedenken sie, der Nächste kommt bestimmt wenn er vielleicht auch zehn bis zwanzig Minuten später fährt. Dafür haben sie jetzt die Zeit und einmalige Gelegenheit Gänseblümchen an der Haltestelle zu zählen oder sich in Sachen Liebe wer liebt wenn bei den zahlreichen Schmierereien auf den neuesten Stand zu bringen ist doch auch was!
Und falls uns der Fahrplan zum Glücklichsein doch einmal versagen sollte, unser wahrgenommenes Glücksniveau sprichwörtlich ins bodenlose fällt, so tief wie eigentlich nur der Dax in Frankfurt abstürzen kann? Sollte in diesen Fällen nicht Glück staatlich oktroyiert werden? Im Sinne eines Ministeriums für Glück und Wohlbefinden, wie es ein Interaktives Kunstprojekt vorschlägt? Einen besonderen Charme hat die Idee ja, wer aber sollte dieses Ministerium leiten?
Das müsste natürlich eine Persönlichkeit übernehmen, die nicht nur durch ihr besonderes Format besticht, sondern auch mit ihrer an den Tag gelegten Fröhlichkeit überzeugt. Kann das also unsere Kanzlerin übernehmen? Format hat sie ja, aber bei der öffentlich zur Schau gestellten Fröhlichkeit hapert es noch gewaltig schieben wir diesen Umstand der Einfachheit halber auf die Tiefe ihrer Gesichtsfalten, die ihren wahren Gemütszustand verschleiern.
Wie ist es also mit Herrn Steinmeier? Er würde bestimmt eine gute Figur in seiner neuen Rolle abgeben. Obwohl so richtig freundlich schaut der auch nicht immer drein. Neulich erst, als er nach zähen Verhandlungen über das Atomprogramm mit dem Iran vor die Mikrofone trat schienen ihm statt sich über die erreichten Verhandlungsergebnisse zu freuen die komplexen Formelkompromisse sprichwörtlich im Hals stecken geblieben zu sein.
Eine erfrischende Ausnahme macht da Andrea Nahles, unsere Arbeitsministerin. In der letzten Zeit ließ sie sich gerne vor Plakaten ablichten mit dem Hinweis der Mindestlohn kommt. Aber auch wenn sie sich innerlich freuen mag, wie ein kleines Kind, ist der Funke auch nach 100 Tagen doch noch immer nicht auf das Volk übergesprungen.
Nein, bevor wir vorschnell Glücksgefühle verstaatlichen, sollten wir vielleicht versuchen die Welt durch Kinderaugen zu sehen die wie beim Ostereiersuchen und finden sich ausgelassen freuen konnten. Dann kommt auch bei uns das Glück vielleicht von ganz alleine vorbei.
In diesem Sinne, bleiben Sie neugierig!!
Text Dirk Exner