Das Meer - meine große Liebe
Braunschweig ist wirklich eine schöne Stadt. Ich bin hier geboren und lebe nun seit über 23 Jahren hier. Wir haben Parks, einen Fluss, ein paar Seen, und unsere Altstadt ist wirklich schön. Doch es gibt eine Sache, die fehlt in Braunschweig: das Meer. Mir ist natürlich klar, dass die meisten Städte in Deutschland keinen Strand und Wellen aufweisen können. Es wäre wunderbar, wenn das ginge. Also wird meine Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer und den wilden Wellen gestillt, indem ich einfach hinfahre.
Am Liebsten verreise ich nach Dänemark. Seit meiner Kindheit ist Dänemark unser Urlaubsziel. Genauer gesagt fahren wir seit ich denken kann nach Blavand, einem kleinen schönen Ort an der Westküste. In genau diesem Ort schreibe ich nun diese Zeilen. Mein Verlobter und ich sind in einem kleinen Ferienhaus. So eins, was dich wünschen lässt, endlich noch mehr erwachsen zu sein und ein eigenes Haus mit Garten zu besitzen. Draußen fegt der Wind. In der ersten Urlaubswoche hatten wir Glück und das Wetter war fast sommerlich. Es war so warm, dass ich mit den Beinen ins eiskalte Meerwasser ging. Jetzt ist es herbstlich: windig und grau und ein bisschen regnerisch. Ich liebe den Herbst. Hier am Meer noch mehr als in der Stadt. Die Natur schreit nur so nach Veränderung. Blätter fallen von den Bäumen und werden über die Wege gewirbelt. Die Wellen hier werden größer und wilder. Der Sand fegt über den Strand. Hier liegt nun niemand mehr und genießt die Sonnenstrahlen. Alle holen ihre Drachen raus und machen lange Strandspaziergänge.
Am Meer zu stehen und Richtung Horizont zu blicken, das könnte ich ewig tun. Manchmal sieht man ein Schiff in der Ferne. Ich frage mich, wo es hinfährt, wer an Bord ist und wie lange sie schon unterwegs sind. Ob sie eigentlich das Land sehen, von dem aus ich ihr Schiff beobachte. Sich in die Ferne zu wünschen, dort aufs Meer, das habe ich auch schon als Kind getan. Die Fantasie spielen lassen. Pippi Langstrumpf enterte schließlich auch ein Piratenschiff, wieso nicht auch ich.
In der Realität wieder angekommen laufe ich am Strand entlang und sammele Muscheln. Nur die größten, schönsten oder besonderen Muscheln dürfen mit. Meine Tüte ist bald randvoll. Am Strand liegen aber nicht nur Muscheln. Man findet zum Teil auch Krebsteile, Quallen, Seesterne. Und Plastik. So viel Plastik, das ich mich frage, wie es bitte möglich ist, dass der Mensch die Erde noch nicht zum still stehen gebracht hat. Ich mache es mir zur Aufgabe all den Müll zu fotografieren, doch mir vergeht die Lust. Die wunderschöne Natur, die ich abgöttisch liebe und direkt auf und in ihr die Spuren des Menschen.
Ein paar Hundert Meter weiter liegt eine Robbe am Strand. Eine Menschentraube hat sich gebildet und alle gaffen das Tier an. Ich zücke mein Handy und suche im Internet, was zu tun ist, wenn man eine Robbe am Strand findet. Fünfzig Meter Abstand halten, weil das Tier sich sonst bedroht fühlt. Wenn es nicht offensichtlich verletzt ist oder sich seltsam verhält, dann kann es auch sein, dass es nur an den Strand kam, um sich zu trocknen. Wenn es am nächsten Tag immer noch am selben Fleck ist, dann kann man die Küstenwache oder Ähnliches anrufen. Wir gehen weiter, denn wir wollen ja auch nicht beim Entspannen am Strand angegafft werden. Eine halbe Stunde später ist die Robbe übrigens wieder im Wasser. Wie erleichtert ich darüber bin. Gleichzeitig denke ich an meinen Hund, der sich gerade in seiner Hundepension Auehof amüsiert. Er fehlt mir sehr, doch egal wie sehr ich ihn gern habe ein bisschen Urlaub vom Hundemama sein ist auch nicht schlecht.
Es ist erstaunlich, wie sehr die frische Meeresluft die Gedanken sprudeln lässt. Daheim habe ich oft Blockaden, wenn ich schreiben will. Hier klappt es fast wie von selbst. Ein Glas Meeresluft zum Mitnehmen bitte. Oder ich packe mir direkt das ganze Meer ein und bringe es euch mit nach Braunschweig. Ich teile es gerne!
Text: Annika Schwedhelm