Kulturnacht 2019
Ein Abend für Alle
"Bei gutem Wetter ist in der Kulturnacht eigentlich die ganze Stadt (und die Region) auf den Beinen" schwärmt Sara Kleinwechter vom Kulturinstitut. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Sven Mertens ist sie seit 2017 mit der Planung und Organisation des kulturellen Mammutprojektes betraut.
Ihre Premiere feierte die Kulturnacht 1994 noch in viel kleinerem Rahmen und wurde über die Zeit zur Instanz in Braunschweigs Kulturlandschaft. Seitdem ist sie mit rund 25.000 Besuchern von Nah und Fern ein festes Highlight für die ganze Region. Eine Nacht von der Stadt und der Region für die Stadt und die Region. Unterstützt und ermöglicht wird die besondere Nacht von Sponsoren und dem Pin-Verkauf. Mit dem Pin kann jeder Besucher seinen Beitrag für das Fortbestehen leisten. Für nur 5 Euro erhält er/sie damit nicht nur eine beliebte Trophäe, sondern auch gleichzeitig ein Ticket für den Bus- und Bahnverkehr.
13 Nächte in 25 Jahren
Dieses Jahr feiert sie ihr 25-jähriges Jubiläum, übrigens gemeinsam mit dem 100-jährigen AWO-Jubiläum. Allerdings ist es erst die 13. Kulturnacht, die dieses Jahr am 22. Juni begangen werden soll. Wie passt das zusammen? 107 Locations, 300 Veranstaltungen, 2.500 Künstler und acht Bühnen über die ganze Innenstadt verteilt sprechen für sich. Durch den großen planerischen und finanziellen Aufwand findet die Kulturnacht daher nicht jedes, sondern alle zwei bis drei Jahre statt. Und was für eine Planung: wir treffen Sara und Sven im Konferenzsaal des Kulturinstituts. "Das dauert seine Zeit, alle Locations und Acts zu koordinieren und abzustimmen" schildert Sven, während er seinen Blick über das Meer aus Post-Its an der Wand hinter ihnen schweifen lässt. "Es ist einfach eine unglaublich große Vielfalt. Wir versuchen für jedes Genre und jeden Act den richtigen Ort zu finden. Dieses Jahr hatten wir so viele Bewerber wie noch nie!"
Warum die letzte Kulturnacht 2017 nicht nur ein voller Erfolg, sondern für die Beiden etwas ganz Besonders war und welche Neuheiten sie sich dieses Jahr ausgedacht haben, erfahrt ihr im Interview:
Interview mit Sara und Sven
Die Kulturnacht feiert dieses Jahr 25. Jubiläum, richtig? Wie lange seid ihr schon dabei? Ist das ein Traumjob?
Sven: Genau, die Kulturnacht gibt es jetzt schon seit 25 Jahren, aber dieses Jahr ist es erst die 13. Kulturnacht, da sie nicht jedes Jahr stattfindet. Meine erste Kulturnacht war 2012. Da habe ich gerade meine Ausbildung angefangen (lacht).
Sara: Meine erste Kulturnacht habe ich bereits 2010 im Rahmen meines dualen Studiums miterlebt und 2012 assistiert. 2017 war dann mein / unser erstes Jahr, in dem wir die komplette Planung in der Hand hatten. Neben vielen anderen tollen Projekten wie dem Lichtparcours zählt die Kulturnacht definitiv zu unsren Lieblingsprojekten, da hier Netzwerken und die Förderung von teilweise noch unbekannten oder wenig bekannten Künstlern und Musikern im Vordergrund stehen, was uns beiden große Freude bereitet.
Woher kam die Idee?
Sven: 1994 kam die Idee durch eine Initiativgruppe unter anderem mit Frau Dr. Hesse, der jetzigen Kulturdezernentin und dem damaligen Intendanten des Staatstheaters Jürgen Flügge auf. Braunschweig war damals Vorreiter.
Gibt es das gleiche Format auch in anderen Städten?
Sara: Mittlerweile ja, im Umkreis sind hier Wolfenbüttel und Helmstedt zu nennen. Überregional veranstalten zum Beispiel Osnabrück, Ulm und Magdeburg als Partnerstadt erfolgreiche Kulturnächte. Aber die Braunschweiger Kulturnacht nach unseren Recherchen die Größte
Wie lange dauert die Planung?
Sven: Circa ein Jahr. Ab Oktober laufen die Ausschreibungsvorbereitungen. Daher findet die Kulturnacht auch nur alle zwei Jahre statt - der planerische Aufwand wäre sonst kaum zu stemmen. Vor allem die Programmierung dauert bei 300 Veranstaltungen und 107 Orten seine Zeit.
Wie finanziert sich die Kulturnacht, wenn sie kostenlos ist?
Sara: Ein wichtiges Standbein ist der Pinverkauf. Hier können Gäste - freiwillig - ihren Pin für nur fünf Euro kaufen und damit die Veranstaltung unterstützen. Dieses Jahr ist er erstmals auch digital zu erwerben. Das heißt, man kann ihn nach dem "print at home"-Prinzip vorab online beziehen. Er gilt über die Veranstaltungsdauer hinweg sogar noch als Fahrkarte. Aber auch offline, direkt auf der Kulturnacht via Bauchläden und Co. können die Pins erstanden werden. Viele Stammgäste tragen die Pins der letzten Jahre; Kulturnächte wie Trophäen an Kleidung oder Taschen.
Mit dem Pin-Erlös versuchen wir den Künstlern, die alle ohne Gage spielen (!), eine kleine Aufwandsentschädigung für Anreise und Logis zur Verfügung zu stellen. Den Löwenanteil der Finanzierung tragen aber der Hauptförderer die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK). Außerdem unterstützen zahlreiche Partner, Kooperationspartner, Sachsponsoren und Städtische Mittel.
Die ganze Vielfalt der Region in 300 Auftritten
Welche Kulturnacht ist euch besonders (positiv) im Gedächtnis geblieben?
Sven: Jede Kulturnacht ist etwas ganz Besonderes. 2017 war allerdings für uns beide etwas ganz Besonderes, da wir zum ersten Mal die volle Verantwortung für diese große, wichtige Veranstaltung übernommen haben. Dann mitzuerleben, wie alles aufgeht, wie neue Kooperationen funktionieren und so viele Besucher bei bestem Wetter dabei waren - das hat uns überglücklich gemacht.
Sara: Wir hoffen, dass uns der Wettergott auch dieses Jahr huldig sein wird - obwohl der 22. Juni auch am Wochenende des Hurricane-Festivals liegt - was ja bekanntermaßen, wettertechnisch regelmäßig ins Wasser fällt. Aber dieses Jahr wird es sicher anders werden (Lacht). Also Daumendrücken!
Gibt es Stammgäste bei den Interpreten?
Sara: Ja, sogar sehr viele wie zum Beispiel die "Mascheroder Drehorgelmusiker", die sofort bei der Anmeldung vorne dran sind. Manche sind seit der ersten Stunde dabei. Jedes Mal gibt es daher eine Mischung aus altbekannten und ganz neuen Acts. Die Künstler treten freiwillig auf, um der Stadt etwas zurückzugeben und die Veranstaltung zu unterstützen. Die Kulturnacht bietet vielen Hobbykünstlern die Möglichkeit auf großen Bühnen und vor vielen Besuchern aufzutreten. Das kam sicher der ein oder anderen Band auch bei ihren Karrieren zu Gute.
Wie viele Besucher kommen im Schnitt?
Sven: Schwer zu sagen, da der Pin freiwillig ist und wir keine Besucherzählungen durchführen. Und dann ist die Anzahl an Gästen natürlich sehr stark wetterabhängig, da jede Menge Open-Air stattfindet. Es müssten aber etwa 20.000-25.000 sein.
Seid ihr auch selbst in der Kulturnacht unterwegs?
Sven: Ja unbedingt. Allerdings mehr dienstlich. Es bleibt leider kaum Zeit, um an einem Punkt mal stehen zu bleiben und zu genießen. Bei über 100 Orten passiert immer irgendwo etwas. Sara und Ich werden dieses Jahr mit Rädern unterwegs sein und als Ansprechpartner, vor allem für die neuen Locations und Künstler, zur Verfügung stehen.
Was hört ihr privat am liebsten für Musik?
Sven: Viel und gerne Radio und aufgrund des eigenen Tanzens höre ich oft klassische Tanzmusik.
Sara: ich gehe gerne auf Konzerte und Festivals. Auf ein bestimmtes Genre bin ich nicht festgelegt.
Was sind eure Kulturhighlights / Lieblingsplätze in der Stadt?
Sara: Es ist sehr schön immer neue Orte zu entdecken; neue Kulturnacht-Locations wie z.B. das bellybuttonfood, Okercabana oder der Museumpark.
Auf welche Auftritte freut ihr euch besonders?
Sven: Vor allem auf die Eröffnung auf dem Schlossplatz, das DJ Event und die Vorstellung unserer Partnerstädte im Haus des Staatstheaters.
Was wird es sonst noch Neues geben dieses Jahr?
Sara: Erstmalig kann mit Büssingbus von Ort zu Ort gependelt werden. Außerdem dürfen einige Open Air Bühnen dieses Jahr bis 24:00 Uhr bespielt werden. Und wer anschließend noch Lust hat, weiter zu feiern, kann dieses Jahr erstmals zur Aftershow-Party in einigen Diskotheken, in denen es mit dem Vorzeigen des Pins vergünstigten Eintritt gibt.
Was ist das Ziel; was und wen wollt ihr damit erreichen?
Sara: Die Kulturnacht soll Braunschweig für alle erlebbar machen. Künstler aus der Region sollen die Möglichkeit haben, vor einem großen Publikum auftreten zu können. Das Ziel ist, die ganze Vielfalt der Kultur Braunschweigs in allen Facetten zu zeigen: Orte, Menschen, Musikrichtungen, Kunstarten. Einer der besten Nebeneffekte und auch Voraussetzungen ist das große Netzwerk, wodurch Künstler untereinander und mit möglichen; zukünftigen Auftrittsorten in Kontakt kommen. Alle Zielgruppen sind abgedeckt für fast jeden ist etwas dabei, weil so viele Sparten bedient werden.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!