Interview mit Dieter Nuhr
Comedy Star, Autor, Maler, Fotograf und Moderator. Multitalent Dieter Nuhr zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Künstlern. Seine geistreichen, gehaltvollen Gedanken und Bühnenstücke haben ihm schon Titel wie der "intelligenteste Komiker Deutschlands" eingebracht und Preise wie den Jacob-Grimm-Preis der Deutschen Sprache im Mai 2014. In Vorfreude auf seinen Auftritt am 31. März in der Stadthalle, durften wir dem Künstler im doppelten Sinne (er kennt sich neben Wortwitz nämlich auch gut mit mit Pinsel, Farbe und Objektiv aus) vorab ein paar Fragen rund um seine Lieblingsbücher, Karneval und seine Mission für dieses Jahr stellen.
Am 31. März geht es ja mit dem Programm "Nuhr hier, nur heute" nach Braunschweig. Was verbinden Sie mit Braunschweig und der Region?
Natürlich die alte Kaiserzeit. Ich war damals noch jung, und das Mittelalter war in vollem Gange. Haben wir gefeiert! Wenn nicht gerade Pest war. Ich muss sagen, dass es heute besser ist: Heizung und Antibiotika.
Wussten Sie, dass es hier den viertgrößten Karnevalsumzug der Nation gibt?
Nein, das war mir nicht bekannt, wahrscheinlich weil es geheim gehalten wird. Der Braunschweiger an sich ist ja zurückhaltend. Der Kölner geht gern mit seinem Karneval hausieren, weil er sich für das einzige feierfähige Wesen des Planeten hält, aber offenbar irrt er da.
Sind Sie ein Karnevalstyp?
Eher weniger. Ich bin ja berufsmäßig lustig, da mach ich Karneval frei und gucke miesepetrig in die Gegend. Letztes Jahr allerdings kam ich gerade in dem Moment von der Tournee nach Hause, als die Toten Hosen bei uns in Düsseldorf musizierend vor der Haustür vorbeifuhren. Der Rosenmontagszug geht bei uns vorbei, da habe ich mitgefeiert, noch bevor ich mein Rollköfferchen reinbringen konnte. Ich habe einfach allen erzählt, ich hätte mich als Tourneekünstler verkleidet.
Eigentlich sind Sie ja bildender Künstler beziehungswiese Fotograf - wie ist es damals, 1986 zu ihren ersten Auftritten als Kabarettist gekommen?
Unfall. Andere Leute haben mich mitgeschleppt. Dann bin ich dabei geblieben, und die anderen haben nach und nach aufgehört. Ausstellungen mache ich immer noch. Ein für mich sehr wichtiger Teil meiner Arbeit. Still und zurückhaltend. Sehr schön.
Wo fühlen Sie sich wohler: hinter der Kamera oder auf der Bühne?
Die Abwechslung macht’s. Auf der Bühne erreiche ich mehr Leute. Dafür ist die Arbeit mit der Kamera einsamer und intimer, entspricht also eigentlich mehr meinem Naturell. Aber wenn ich noch 50 Jahre weitermache, werde ich sicher auch irgendwann ein richtiger Bühnenmensch...
Wer ist ihr Lieblingskollege/in und Ihr Lieblingskünstler/in?
Wenn ich da was sage, habe ich auch noch die eigene Branche am Hals, also all jene, die ich nicht genannt habe. Da nenne ich lieber niemanden und verweise darauf, dass in meiner Sendung mit Sicherheit nicht diejenigen immer wiederkommen, die ich nicht leiden kann.
Auf was oder welches Ihrer Werke sind Sie besonders stolz?
Stolz bin ich selten. Aber natürlich bin ich mit der Entwicklung des Ganzen sehr zufrieden, sonst hätte ich längst aufgehört. Wenn ich doch mal stolz bin, dann auf meine Bildwerke, die auf Reisen durch fünf Kontinente entstanden sind, und natürlich darauf, dass ich mich bei dem, was ich auf der Bühne erzähle, immer weiterentwickelt habe. Ich habe dabei durchaus auch Standpunkte gewechselt und Haltungen verändert, wenn ich davon überzeugt war, falsch gelegen zu haben. Es gibt ja Leute, die sind stolz darauf, ihre Meinung seit der Jugend nicht geändert zu haben. Das zeugt zwar von extremer Standfestigkeit, aber leider oft auch von Idiotie. Ich lerne lieber dazu. Die Meinung dem wachsenden Kenntnisstand anzupassen ist für mich ein Zeichen von geistiger Wachheit. Hirntote verzichten darauf.
Wer oder was inspiriert Sie gerade besonders?
Politiker, Künstler, ich finde auch Tiere sehr anregend. Das Erdmännchen steht, guckt, wirkt dabei sehr gelassen und geht dann wieder nach Hause. Vorbildlich.
Welche Bücher lesen gerade / welchen Kinofilm haben Sie zuletzt gesehen?
Im Kino bin ich nicht allzu häufig und wenn, dann weil Torsten Sträter versucht, mich in das Marvel Universum zu integrieren. Im Fantasy Bereich bin ich Vollhonk, aber ich lerne dazu. Im Moment beschäftigen mich ein paar Sachbücher, deshalb kommt Literatur ein bisschen kurz. Aber Slade House von David Mitchell lese ich gerade.
Haben Sie eine besondere Mission für 2019?
Überleben. Sonst hat der Rest gar keinen Sinn.
Vielen Dank für das Interview - wir freuen uns schon auf den Auftritt am 31. März! Mehr Infos rund um sein Bühnenprogramm, seine Kunst und seine Autobiografie "Die Rettung der Welt" findet ihr auf nuhr.de.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!