Im Gespräch mit Thomas Kaphammel
Thomas Kaphammel ist Ur-Braunschweiger und betreibt in der Löwenstadt die "Galerie Thomas Kaphammel" am Ziegenmarkt. Der glücklich verheiratete Familienvater ist ausgebildeter Restaurator und von der IHK Braunschweig öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für nicht museale Malerei des späten 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. In diesem Jahr feiert seine Galerie ihr 60-jähriges Jubiläum, wir haben das zum Anlass genommen, uns mit ihm zu unterhalten.
Herr Kaphammel, Sie betreiben in Braunschweig die "Galerie Thomas Kaphammel", aber sicherlich sind Sie nicht als Galerist geboren worden!?
Ich bin als Kind eines freischaffenden Künstlers aufgewachsen. Mein Vater war ein sehr erfolgreicher, bekannter Maler, weshalb ich schon als kleiner Junge mit der Kunstszene in Kontakt gekommen bin. Nach dem Abitur hatte ich erst vor, im Bereich der Bildenden Kunst zu studieren, habe mich dann aber entschlossen, den Beruf des Gemälde- und Skulpturen-Restaurator zu erlernen. Die Voraussetzung für den Beginn dieser Ausbildung war eine handwerkliche Lehre, daher habe ich im Vorfeld das Malerhandwerk erlernt. Am Institut für Denkmalpflege in Hannover durchlief ich meine insgesamt 6-jährige Ausbildungs- und Studienzeit. Im Anschluss machte ich mich dann mit einem Kollegen als Restaurator selbständig und arbeitete niedersachsenweit für Museen, Privatpersonen und die Denkmalpflege.
Warum sind Sie nicht, wie ihr Vater, Maler geworden?
Mein Vater war ein sehr talentierter, strukturierter und handwerklich sehr gut ausgebildeter Künstler. Wenn aber die handwerklichen Voraussetzungen auf diesem hohen Niveau nicht vorhanden sind, sollte man diesen Beruf nicht ausüben. Zu einem "richtigen" Künstler gehört aber auch die Ambition, sich jeden Tag künstlerisch ausdrücken zu wollen. Und die fehlte mir. Ich wollte zwar eine künstlerisch maltechnische Ausbildung machen, aber nicht gezwungen sein, davon als freier Künstler leben zu müssen. Wenn man Kunst studiert, ist man materiell davon abhängig, jeden Tag kreativ zu sein und Objekte zu schaffen in der Hoffnung, dass diese am Ende auch gekauft werden. Der Beruf des Bildenden Künstlers ist einer der härtesten Berufe überhaupt, denn nur wenige schaffen den großen Durchbruch. Es muss eine innere Motivation oder sogar ein Drang vorhanden sein, jeden Tag etwas Künstlerisches erschaffen zu wollen. Ich denke, dieser Drang fehlt mir schlichtweg.
Wie sind Sie dann zu ihrem jetzigen Beruf als Galerist gekommen?
Anfang der 80er Jahre verstarb meine Mutter und mein Vater heiratete einige Jahre später die Vorbesitzerin unserer Galerie, die zu dem Zeitpunkt noch unter dem Namen "Malerwinkel" betrieben wurde. Irgendwann haben mich mein Vater und seine Frau gefragt, ob ich die Galerie nicht übernehmen wolle und nach dem ersten Zögern habe ich zugesagt. Das war schon eine große Herausforderung, da die Anforderungen im künstlerischen und betriebswirtschaftlichen Bereich, u.a. die Verantwortung für mehrere Mitarbeiter, andere waren, als in meiner bisherigen Selbständigkeit.
Was unterscheidet Ihre Galerie von anderen? Haben Sie eine Philosophie?
Für mich ist Kunstkauf eine Vertrauenssache. Seit 60 Jahren kommen unsere Kunden zu uns und schenken uns ihr Vertrauen in uns, unsere Produkte und Dienstleistungen. Durch das Internet ist der Kunsthandel für Kunden sehr transparent und wir als Galerie sind im besonderen Maße darauf angewiesen, dass sich unsere Kunden gut und fair beraten fühlen. Und diese Erwartung wollen wir gern erfüllen. Eine hervorragende Dienstleistung ist für mich das Maß aller Dinge. Ein Alleinstellungsmerkmal ist unser Portfolio, zu dem unter anderem die umfassende Restaurierungstätigkeit und das Erstellen von Sachverständigengutachten wie z.B. Wertgutachten, häufig auch im Gerichtsauftrag, gehören.
Unsere Philosophie, "Wir haben etwas gegen leere Wände" spiegelt sich in der Vielfalt der bei uns in der Galerie vertretenen nationalen und internationalen Künstler wider und einem damit verbundenem "rundum Sorglos-Paket" für unsere Kunden. Räumen, egal ob es private Wohnzimmer, Büros, Praxen oder Hotels sind, mit Hilfe von Kunst einen besonderen Charakter, eine Atmosphäre zu verleihen, ist Herausforderung und Bereicherung zu gleich.
Es gibt mittlerweile extrem gute Kunstdrucke auf den unterschiedlichsten Untergründen. Warum kaufen die Leute noch von Hand gemalte Bilder?
Ich antworte mal mit folgendem Beispiel: Sie können heute Musik, auch ein künstlerischer Ausdruckszweig, in High-End-Qualität zuhause auf CD genießen dennoch besuchen die Menschen Konzerte, geben teilweise 80 bis 100 Euro für eine Karte aus Warum? Weil der Künstler live performt und die Menschen in seinen Bann zieht. Auf die Malerei übertragen könnte man sagen: Der Künstler hat seine Energie, sein künstlerisches Können in das Bild gebracht. Oder anders ausgedrückt: Originalbilder sind die Live-Musik der Malerei.
Was war bislang die spannendste Ausstellung, die Sie organisiert haben?
Wir haben eine Ausstellungsreihe unter dem Motto "Doppelt begabt" ins Leben gerufen und haben mit Günther Grass, der nicht nur Schriftsteller und Zeichner, sondern auch ein ausgezeichneter Koch war, angefangen. Für die Grass-Ausstellung haben wir mit Jens Dannenfeld zusammengearbeitet, der die Rezepte, die Grass in seine Zeichnungen eingearbeitet hat, nachgekocht. Eine tolle Sache für unsere Kunden und die Galerie! In diesem Rahmen gab es zwei Ausstellungen mit Armin Mueller-Stahl, er hat es sich nicht nehmen lassen, jedes Mal persönlich anwesend zu sein. Er ist nicht nur ein hervorragender Schauspieler, sondern auch Konzert-Geiger und Bildender Künstler. Ich muss sagen: Der Mann ist einfach eine Granate. Ein Weltstar mit großem Talent und dabei völlig unkompliziert. Beim ersten Mal haben wir eine Ausstellung und parallel dazu eine Lesung in der Martini-Kirche gemacht. Eine Veranstaltung, die bei allen lange nachwirkte. Im Anschluss daran hatten wir eine Ausstellung mit Dolly Buster. Eine Mitarbeiterin von uns ist darauf gestoßen, dass sie zeichnerische Qualitäten hat. Ich habe dann recherchiert und festgestellt, dass sie wirklich sehr gute Bilder malt, mutig von uns, aber die Ausstellung hatte einen sensationellen Erfolg.
Sie feiern in diesem Jahr das 60-jährige Bestehen Ihrer Galerie am Ziegenmarkt 4. Wird es besondere Aktionen zum Jubiläum geben?
Neben Ausstellungen sind mehrere Kundenaktionen geplant. Wir werden zum Jubiläum drei Künstlerinnen, die schon bei uns ausgestellt haben, "zusammenführen". Das ist eine ganz spannende Sache, unterschiedliche Künstler zusammenzubringen und dann zu schauen, wie sie sich gegenseitig befruchten. Die Kleingruppen-Ausstellungen machen uns persönlich nicht nur viel Spaß, sondern sind auch eine kleine Herausforderung, weil das Kuratieren ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl erfordert. Man muss sehr sensibel an so eine Ausstellung herangehen und den Einzelkünstler als solchen bestehen lassen und dennoch Synergieeffekte herausarbeiten. Was aber in den Ausstellungen genau passieren wird, bleibt erst mal noch unser Geheimnis ;-)
Dann lassen wir uns einfach mal überraschen! Vielen Dank für diesen spannenden Einblick in Ihre Arbeit.
Interview & Fotos: Dipl.-Päd. Kerstin Lautenbach-Hsu