BS-Live-Interview mit Bürger Lars Dietrich
Bürger Lars Dietrich im Interview
Der sympathische Entertainer bringt in diesen Tagen sein neues Album "Damenwahl" in den Handel. Unsere Redakteurin Romana Ringel führte für uns das Interview mit Bürger Lars Dietrich, der neben den gesanglichen Qualitäten noch einiges mehr zu bieten hat.
Hallo Lars! Wie geht"s dir und deinem Fuß?
Meinem Fuß geht"s nicht so gut wie mir, dem geht"s schlechter. Das ist natürlich doof, ich habe jetzt ein gebrochenes Bein, fühle mich aber total gut und kann mir noch nicht mal eine Cola aus der Küche holen. (lacht)
Als Tänzer mit Stuntman-Erfahrung sollte dir so etwas ja eigentlich nicht passieren, oder?
Ich habe null Eislauferfahrung gehabt, das war das Problem. Ich habe mich da einfach auf dünnem Eis bewegt (lacht).
Aber trotz der großen Verletzungsgefahr machst du bei Shows wie TV Total Turmspringen, Extreme Activity und eben Stars on Ice mit.
Ja, ich mache das alles mit und fühle mich auch immer wieder herausgefordert. Das ist ja auch gerade toll, jetzt "im Alter" Sachen zu machen, die man sonst nie gemacht hat. Eiskunstlaufen fand ich immer toll und wusste auch, dass es gefährlich ist und habe mich daher niemals auf"s Eis getraut.
Die Gefahr ist aber für dich schon der Reiz daran?
Ja, irgendwie schon. Einfach mal zu gucken wie das ist, sich darauf einzulassen und zu gucken wie weit man kommt. Das hat schon Spaß gemacht, wenn man dann merkt, dass man innerhalb von kürzester Zeit Sachen lernt, von denen man nie gedacht hätte, dass man das überhaupt jemals hinkriegt, rückwärts laufen auf dem Eis und so. Das Ganze ist auf jeden Fall nicht zu unterschätzen und ich bin froh, dass ich mir nur das Wadenbein gebrochen habe und auch keine Operation brauche.
Ich habe gelesen, dass du auch bei dem Kindersender "Nick" (früher Nickelodeon) arbeitest. Leider empfange ich den Sender nicht. Was machst du da?
Das ist eine sehr witzige Sache und wenn man sich das mal anschaut, wird man auch merken, dass das genau mein Ding ist. Ich hab da nämlich die Möglichkeit freestyle eine Sendung zu moderieren, ohne dass mir da irgendeiner groß reinredet. Ich kann wirklich den ganzen Blödsinn, den ich da mache, improvisieren und das ist eigentlich auch das, was mir liegt. Das mache ich total gerne und das kommt auch bei den Kids gut an.
Und denkst du, dass es einfacher ist Kinder zu unterhalten, als Erwachsene?
Nee, das würde ich nicht sagen. Weil ich ja selber noch weiß, welche Ansprüche ich als Kind an denjenigen hatte, der mich unterhält und da ich mir das Kind im Manne ja noch bewahrt habe, kann ich auch sehr gut einschätzen, was die Kinder cool finden und wie weit ich gehen kann. Also ich glaube nicht, dass das jeder kann. Es wird ja immer gern belächelt, wenn man erzählt, dass man beim Kinderfernsehen ist, aber das ist schon eine tolle Sache und ich gehe drin auch total auf. Die Kids sprechen mich auf der Straße an und für die ist es wirklich so, als ob Mickey Mouse vor ihnen steht.
Und Nick ist ja auch für gutes Kinderfernsehen bekannt.
Die haben einfach den Anspruch die Kids zu unterhalten und kommen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, es ist eben Entertainment für Kinder. Die Leute von Nick sind total abgedreht und ich weiß ja auch durch meine eigenen Kindern was gut ankommt. Wir machen da einfach eine Menge Quatsch, bei dem auch Erwachsene Spaß haben können. Die Erwachsenen kennen mich ja eher aus anderen Comedy-Sendungen, aber der Humor ist genau der gleiche, nur dass ich es bei Nick eben für Kinder mache.
Moderation, Schauspielerei und jetzt das neue Album "Damenwahl". Man kann nicht behaupten, dass du faul bist. Erst mal ein großes Lob für das Album, es hat auf jeden Fall Ohrwurm-Charakter. Aber es ist musikalisch schon etwas anderes, als das was du bisher gemacht hast, wenn man sich an Songs wie "Sexy Eis" erinnert. Wie kam es dazu?
Naja, das finde ich irgendwie nicht, das ist ja das komische. Ich bin noch immer ich, was man auch auf dem Album hört. Die Lieder die ich auf dem Album singe, sind vom Inhalt her schon Bürger Lars Dietrich-Style, das Augenzwinkern und die leichte Ironie in den Texten sind geblieben. Neu ist eben, dass ich singe! Ich hab ja nicht nur gecoverte Nummern drauf, sondern auch eigene Songs. "Damenwahl" habe ich z.B. selbst geschrieben und das schöne ist, dass meine Songs so gut zu den anderen passen.
Aber Jazz und Swing hast du bisher eigentlich gar nicht gemacht.
Stimmt schon. Die Songs die ich da singe, begleiten mich schon mein ganzes Leben lang und haben mich auch in meinen HipHop-Zeiten schon sehr geprägt. Rap höre und mache ich immer noch gern, aber es sind Künstler wie Heinz Erhardt die mich schon damals beim Schreiben inspiriert haben. Das Augenzwinkern und die Zweideutigkeit in seinen Texten fand ich schon immer toll. Und auch mein sonniges Gemüht kommt nicht zuletzt daher, dass ich schon als Kind, durch meine Eltern und Großeltern, mit dieser Musik konfrontiert wurde.
Du sagst ja auch, dass du in dem Album deine Talente und musikalischen Vorlieben miteinander verbindest. Erfüllst du dir mit "Damenwahl" einen kleinen Lebenstraum?
Ja! Ich sag"s mal so: Ich hätte nie gedacht, dass ich das wirklich mal machen kann, dass mich jemand mal singen lässt (lacht).
Aber es funktioniert doch super.
Ja, es hat echt wunderbar geklappt, obwohl ich nie Gesangsunterricht genommen habe, auch nicht für die Platte. Es sind einfach Songs, die ich schon immer gern unter der Dusche oder vor mich her gesungen habe und es war mir egal, ob ich singen kann oder nicht. Ich wollte singen, es hat mir Spaß gemacht, ich singe gern und das ist das, was man auf der Platte auch so schön raushören kann. Es ist wirklich mit Liebe und aus Überzeugung gemacht. Ich freue mich, dass es durch die tollen Musiker so hochwertig geworden ist.
Mit wem hast du zusammen gearbeitet?
Mein Produzent und Manager Jens Kuphal hat mit Till Brönner viel produziert, das Swing-Album der No Angels hat er gemacht und auch die letzten beiden Platten von Hildegard Knef, er kommt halt aus diesem Umfeld. Und als wir mal zusammen im Auto unterwegs waren, hatte ich wie immer eine "CD-Tüte" mit Rap-Musik und eine mit Unterhaltungsmusik dabei. Ich hab dann auch mal eine von Heinz Erhardt oder Peter Alexander eingelegt und von Anfang bis Ende alle Songs mitgesungen. Da hat er wohl gemerkt, dass mir das ganz gut steht und mich gefragt, ob ich nicht versuchen will so eine Nummer mal selbst zu singen. Ich war natürlich begeistert und mir sind sofort noch tausend andere Songs eingefallen, die ich ihm vorstellen musste. Ja, und so ist die Idee zu dem Album eigentlich entstanden.
Auf Grund des ähnlichen Musikstils, könnten böse Zungen behaupten, dass du nur versuchst einen Roger Cicero oder eine Barbara Schöneberger nachzuahmen.
Ja, dann könnten böse Zungen Roger Cicero aber auch unterstellen, er versuche nur andere, wie z.B. Tom Gaebel, nachzuahmen. Böse Zungen gibt es immer und ich denke mal, wer Ahnung hat, bzw. sich das Album einfach mal anhört, für den wird sich die Frage erübrigt haben, weil es doch sehr speziell ist. Es ist immer noch ein Bürger Lars Dietrich-Album und ich habe einen ganz anderen Anspruch. Roger Cicero kommt vom Jazz, da geht viel über Stimme und Können und ich versuche halt eine Show zu machen. Das ist es auch, was wir mit dem Album erreichen wollen. Wir wollen dieses Jahr eine Tournee machen mit einer richtig coolen Unterhaltungsshow.
Es wird also eine Tour geben?
Ja auf jeden Fall! Das Album ist nur der Vorreiter...zum Anfüttern. Der Stil lässt sich eben wunderbar mit all meinen Talenten, die ich die ganzen Jahre schon mit mir herumschleppe, verbinden. Und die Zeit ist, dadurch, dass die Leute gerade sensibilisiert sind für diese Musikrichtung, natürlich auch ganz gut dafür.
Das stimmt. Jazz, Swing und ähnliches ist im Moment sehr angesagt.
Das ist ja auch eine tolle Sache. Ich habe mich ja auch nie festgelegt und ernsthaft Jazz und so gehört. Aber wenn ein Song gut ist und der Funke überspringt, dann ist es letzten Endes auch egal, ob das Swing ist oder irgendwas anderes. Das ist dann einfach eine tolle Nummer! Aber Swing ist einfach super, man kann sich das überall anhören. Man kann einen Kaffee dazu trinken, in der Bar dazu abfeiern und sich im Auto gute Laune damit machen. Das finde ich einfach toll an dieser Musikrichtung.
Es ist Musik für unterwegs.
Ja genau, oder eben für die Bühne!
Wie gut sich das auf der Bühne macht, werden wir ja bald erleben können.
(lacht) Genau! Da werde ich dann viel mit Tänzern auf der Bühne arbeiten und auch mit einem großen Orchester. Wie bei einer Revue halt, das wird konsequent durchgezogen.
Kommst du auf deiner Tour denn auch nach Braunschweig oder zumindest in die Umgebung?
Klar gerne! Mit meinem letzten Album war ich ja zusammen mit Stefan Raab auch in Braunschweig, das ist allerdings auch schon 10 Jahre her. Ich würde gerne kommen, aber Termine stehen noch nicht fest. Das stellt sich alles im Frühjahr heraus.
Ich möchte noch mal auf deine Talente zu sprechen kommen. Deine beiden großen beruflichen Lieben sind Musik und Comedy. War für dich schon immer klar, beides miteinander zu verbinden oder kam erst das eine und dann das andere?
Also ich war schon immer vielseitig interessiert, an allen möglichen Bereichen der Kunst. Wollte als Kind immer gern Schauspieler werden, habe dann aber auch Quatsch gemacht...das sowieso, wurde u.a. von Jerry Lewis beeinflusst. Ich fand das alles toll, Leute die andere Leute unterhalten, das war schon immer mein Ding. So wie andere Kinder mit ihrer Eisenbahn aufgewachsen sind und immer Lokführer werden wollten, so hab ich im Fernsehen Entertainer gesehen und wollte auch Entertainer werden.
Und das hat doch wunderbar geklappt.
Ja, das hätte ich selber auch nie für Möglich gehalten. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie das dann doch klappen kann. Man muss ja irgendwie einen Einstieg finden und das habe ich dann halt als Kind durch diese HipHop-Sache, Breakdance hatte ich damals ja als Ausdrucksmittel für mich entdeckt, auch geschafft. Da habe ich aber auch schon meine humorvolle Seite miteingebaut und hab dann auch lustige Breakdance- und HipHop-Nummern gemacht. So habe ich dann ja auch schon entertaint ohne zu wissen, dass dies schon der Grundstein zu meiner beruflichen Laufbahn war. Es hat sich alles schon mehr entwickelt. Dadurch, dass ich dann eine Platte gemacht habe, kamen auch Angebote vielleicht mal was zu moderieren als Co-Moderator. Dann wurde entdeckt, dass ich ja auch ganz lustig bin und es wurde für Comedy-Sachen angefragt. Alles hat sich immer wunderbar aus dem entwickelt, was ich gerade gemacht habe. Es ist immer wieder was neues gewesen und es war auch total spannend, weil ich selber nie wusste was ich im nächsten Jahr mache. Mich hat alles so Stück für Stück ein wenig weiter gebracht.
Und so bleibt der Job ja auch interessant.
Ja eben! Ich bin auch froh, dass es immer so peu à peu vorwärts ging und ich auch immer wieder was neues ausprobieren konnte. Besser so, als von Null auf Hundert.
Auf deiner Homepage steht, du bist "lässig wie ein Tiger". Woher kommt das?
Dass ich lässig bin, wie ein Tiger? (grinst) Ach das kommt wohl von dem tänzerischem, was in mir schlummert. Das ist ein Zitat von Nico Haak aus dem Lied "Schmidtchen Schleicher", dass ich ja auch performe und das passt natürlich auch sehr gut zu mir. Davon konnte man sich ja auch bei "Stars on Ice" überzeugen, dass ich lässig wie ein Tiger über den Tanzboden schleiche (lacht).Wahrscheinlich, weil ich eine besondere, spezielle Art habe mich zu bewegen.
Bist du denn eher der Schmusetiger oder die Raubkatze?
Beides! Eine gute Prise von beidem. Das macht einen Entertainer auch aus, dass er von allem eine Prise hat.
Vielen Dank für das Interview, viel Erfolg für deine Platte und ich hoffe, dass man sich bald in Braunschweig sieht.
Wenn nicht da, dann woanders!
Das Interview führte Romana Ringel.