Volker Jäcke zur BRAWO Open
Volker Jäcke im Interview
BRAWO OPEN
In diesem Jahr gehen die BRAWO OPEN mit neuem Hauptsponsor und neuem Konzept an den Start. Was Zuschauende und Sportlerinnen und Sportler erwartet und warum die BRAWO OPEN seit Jahren fester Bestandteil des internationalen Tennis sind, verrät uns Volker Jäcke, Leitung Eventorganisation & Turnierdirektor ATP Challenger Braunschweig.
Herr Jäcke, neues Konzept und neuer Hauptsponsor - was würden Sie sagen: was zeichnet das neue BRAWO OPEN aus?
Wir haben tatsächlich einige Veränderungen in diesem Jahr am Start.
Ich fange mal mit dem sportlichen Teil an. Zum einen gab es ein Preisgeld-Upgrade auf ein ATP Challenger 125, worüber wir uns natürlich freuen. Das ist die höchste Challenger-Kategorie, in der wir jetzt unterwegs sind. 125 Weltranglistenpunkte erhält der Sieger. Heißt, gegenüber den letzten Jahren, knapp 67.000 Euro mehr Preisgeld. Und das ist ja schon eine ganze Menge.
Ein weiterer Punkt ist, dass wir die Kapazitäten für die Tenniszuschauer ausbauen. Die Tribüne am Center Court wird vergrößert, dort haben wir dann für rund 220 Besucher mehr Platz. Wir bauen eine zusätzliche Tribüne an einem der Match Courts auf, für weitere 80 Zuschauer. So sind es rund 300 Tenniszuschauer mehr, die pro Tag zuschauen können. Das freut uns sehr!
Außerdem wird es einen komplett neuen Aufbau im gesamten Gastro- und Entertainment-Bereich geben. Die Bühne wird woanders stehen. Es wird eine größere, spektakuläre Überdachung geben – den Paragu. Mit dieser Eventüberdachung können wir knapp 1000 m² bedecken, sollte im Juli also mal schlechtes Wetter sein, können im Konzertbereich 2000 Besucher darunter Platz finden.
Das VIP-Zelt, beziehungsweise die BRAWO-Lounge, wird sich ebenfalls verändern. Wir planen damit, dass wir mehr Business- und Sponsoren-Gäste bekommen, weil wir uns da natürlich auch ein bisschen größer aufstellen wollen.
Wir haben immer Platzprobleme auf der BTHC Anlage, da wir nur einen Tennisplatz zur Verfügung haben, auf dem man so ein Zelt aufbauen kann. Und deshalb bleibt eigentlich nur die Chance, in die Höhe zu gehen. Und das machen wir, in dem wir ein Doppelstockzelt aufbauen, in diesem Jahr mit Obergeschoss.
Wir verdoppeln so beinahe die Fläche und haben dann ungefähr 500 m² im Erdgeschoss und im Obergeschoss für den VIP-Bereich zur Verfügung, mit etwas mehr als 320 Sitzplätzen. Das ist schon etwas Besonderes, dieses Doppelstockzelt mit Obergeschoss und Blick auf die Bühne zu haben. Bautechnisch ist das natürlich herausfordernd, da wir einen entsprechenden Unterbau auf dem Tennisplatz schaffen müssen.
Wir werden den Aufbau mit der Tribüne schon am 17. Juni, also gut zweieinhalb Wochen vor Start des Turniers, beginnen und mit dem großen Zelt am 20. Juni starten. Das dauert allein mit den vorbereitenden Maßnahmen fünf Tage, bis alles steht.
Tennis wird im BTHC natürlich während des Aufbaus weiterhin nebenbei gespielt. Wir wollen den Verein so wenig wie möglich stören und die Vereinsspieler dort nicht beeinträchtigen. Ein wenig Verkehr zum Beispiel von Gabelstaplern wird es leider geben, das lässt sich nicht vermeiden, aber wir versuchen die Beeinträchtigung für den Verein so gering wie möglich zu halten.
Wie einfach oder schwer war es die Volksbank als neuen Hauptsponsoren zu gewinnen?
Gute Frage. Es war ein Glücksgriff, so kann man es schon bezeichnen, dass das so umgesetzt werden konnte. Nachdem im letzten Jahr die Landessparkasse als langjähriger Partner gesagt hat, dass sie ihr Engagement beenden wird, sind wir natürlich auf die Suche gegangen. Harald Tenzer hat ein Gespräch mit Jürgen Brinkmann geführt und überlegt, ob man eine Partnerschaft verwirklichen könne und die beiden sind sich dann relativ schnell einig geworden, dass das ein wichtiges Projekt und vor allem ein Event ist, was wir in Braunschweig halten möchten. Nicht nur das Tennisturnier, sondern auch das gesamte Rahmenprogramm. Viele Besucher kommen insbesondere abends, um die musikalischen Acts zu sehen und in einer einzigartigen Atmosphäre die Gastronomie zu genießen. Wir hatten in den letzten Jahren auch immer mehr Zuschauer beim Tennis.
Von daher ist es großartig, dass wir jetzt einen neuen Partner an der Seite haben. Es ist ja nicht nur die Volksbank BraWo allein, sondern die ganze BraWo-Gruppe, die eingestiegen ist, mit vielen Tochterunternehmen zusammen. Wir sind dankbar, dass es so gut funktioniert.
Was sind die wesentlichen Wünsche des neuen Hauptsponsors an das Turnier?
Sie möchten natürlich nicht nur den Namen und die Farbe ändern, auch ganz bewusst das Turnier, beziehungsweise die gesamte Veranstaltung verbessern, nach vorne bringen und weiterentwickeln. Ich glaube, das merkt man schon, wenn man an den neuen Aufbau und an das höhere Preisgeld denkt. Letztendlich kostet alles viel mehr Geld und sie sind bereit das Geld in die Hand zu nehmen, damit es sich so umsetzen lässt.
Wo stehen denn Sie aktuell mit den Planungen für dieses Jahr? Es ist sicherlich nicht so einfach, das Turnier unter den aktuellen Corona-Bedingungen zu planen.
Im letzten Jahr haben wir mit einer Ausgabe des Turniers starten können, allerdings stark von Corona beeinträchtigt – das war eine Light-Veranstaltung, so will ich es mal nennen.
Wir konnten nur einen Teil der BTHC-Anlage bespielen, daher war das Turnier eher sportlich strukturiert. Wir haben keine Bühne aufgebaut, nur zwei Gastronomen dabeigehabt und durften auch in Hinblick auf die geltende Corona-Verordnung nur 750 Besucher jeden Tag auf die Anlage lassen.
In diesem Jahr gehen wir davon aus – und andere Großveranstaltungen machen es ja schon vor, wie zum Beispiel beim Fußball mit 15.000 bis 20.000 oder mehr Zuschauern ohne Maske – dass wir im Juli hoffentlich so weit sein werden, entweder unter 3G-, von mir aus auch unter 2G-Bedingungen, als Outdoor-Event auch ohne Masken starten zu können.
Welchen Einfluss hat Corona auf die Zusammenstellung der Teilnehmenden? Drückt Corona auf die Reiselust der Tennisspieler?
Bei den Spielern weiß ich das im Moment nicht. Die ATP Challenger Tour und die großen Turniere, die ATP Tour Events finden ganz normal statt. Die Maßnahmen und Einschränkungen sind sehr spezifisch oder regional umgesetzt. Das ist sehr verschieden, je nachdem, wo das Turnier stattfindet.
Die ATP hat strikte Vorgaben und Hygienevorschriften und auch Vorschriften, wie sich die Spieler verhalten dürfen und sollen. Wir haben das im letzten Jahr schon kennen gelernt, das war sehr rigoros. Da waren wir, beziehungsweise das Land Niedersachsen, mit den Regularien wesentlich offener. Die ATP hat das sehr eingeschränkt, zum Beispiel die Bereiche, in die die Spieler gehen konnten. Es herrschte außerdem Maskenpflicht, egal ob drinnen oder draußen. Das war in Niedersachsen an sich gar nicht der Fall.
So viele Outdoor-Turniere haben dieses Jahr noch gar nicht stattgefunden, das geht jetzt erst im April oder Mai los. Im Moment spielen viele noch in Nord- oder Südamerika.
Ich denke, die ATP wird ihre Regularien im Sommer anpassen, aber welche Auflagen es dann geben wird, können wir jetzt noch nicht sagen. Was auch kommen wird – wir können das und wissen damit umzugehen.
Das Turnier hat bei Spielern stets einen guten Ruf. Was schätzen die Spieler an dem Turnier und an Braunschweig besonders?
Ich glaube das Besondere sind die Rahmenbedingungen, die wir haben. Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr wieder das Steigenberger Parkhotel als offizielles Hotel für die Spieler gewinnen konnten.
Das ist schön, wenn die Spieler von der Tennisanlage fußläufig durch den Bürgerpark zum Hotel gehen können und nicht wie bei vielen anderen Turnieren mit einem Shuttlebus eine halbe Stunde oder länger durch die Stadt fahren müssen. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder festgestellt, dass die Spieler das sehr schätzen und viele tatsächlich zu Fuß gehen. Die schultern ihre Tennistasche und sind innerhalb von fünf Minuten durch den Park an der Tennisanlage. Das Hotel ist zudem auch vom Standard her wirklich gut. Viele von den Spielern kommen direkt aus London von Wimbledon, eines der großen vier Grand Slam Turniere. Die sind dort entsprechend in sehr, sehr guten Hotels untergebracht. Wir wollen natürlich, wenn sie dann nach Braunschweig kommen, dass sie qualitativ ähnlich gut untergebracht sind.
Dazu kommt die Tennisanlage an sich. Mitten im Bürgerpark gelegen und besonders im Sommer wunderschön. Die Plätze liegen alle einzeln, das ist für die Spieler gut. Es sind viele Zuschauer da, die sehr nah am Platz dran sind, das ist bei großen Turnieren eigentlich nie der Fall. Da hat man zwar einzelne Courts, aber die Zuschauer sind auf einer Tribüne und eigentlich immer weit weg von den Spielern. Ich glaube, das macht es zusätzlich aus, dass es bei uns sehr familiär zugeht im Tennis und im Spielerumfeld. Dass die Fans direkt am Zaun stehen können und der Spieler in zwei Metern Entfernung spielt oder trainiert. Das schätzen die Tennisfans besonders.
Hinzu kommen bei uns die Abendveranstaltungen, die es in der Form weltweit bei den Turnieren nicht gibt. Es gibt ein paar Turniere die vereinzelte Abendveranstaltungen anbieten. Unser Programm wissen auch die Spieler zu schätzen und das sehen wir jedes Jahr. Die Spieler bleiben abends nicht im Hotel, sondern ziehen sich „zivile“ Klamotten an und kommen auf die Anlage zurück, gucken, was dort los ist, mischen sich unter das Publikum und hören bei den Konzerten zu. Für die Spieler ist das auch etwas Besonderes mal aus diesem normalen Trott von Reisen, Hotel, Tennisanlage, wieder Hotel und dann irgendwohin weiterreisen, ausbrechen zu können. So haben sie neben dem Tennis Abwechslung – das ist schon einzigartig.
Was würden Sie sagen: Könnte man Braunschweig als Sportstadt noch stärker vermarkten? Sehen Sie da Potential?
Ich denke schon. Das Turnier ist ja in diesem Jahr sogar die einzige internationale Sportveranstaltung, die es überhaupt in Braunschweig und der Region gibt. Das Reitturnier hat dieses Jahr nicht stattgefunden, das ist ja auch immer sehr international besetzt. Und es gibt keine andere Sportart hier in der Region, bei der wirklich internationale Sportler am Start sind und dann sogar über einen Zeitraum von einer ganzen Woche. Häufig sind es dann eher Tagesveranstaltungen. Das ist etwas Besonderes und da kann auch die Stadt Braunschweig stolz sein, dass so ein Turnier hier stattfindet. In Tenniskreisen hat Braunschweig wirklich einen sehr guten Namen. Ich komme mit dem Tennis viel rum, höre viel und spreche mit den Tennisspielern. Da hört man immer wieder, dass die Spieler gerne nach Braunschweig kommen. Dass hier alles stimmt.
Wir kümmern uns ja mit unserem kleinen Team um die Spieler und sorgen dafür, dass es ihnen gut geht. Darauf sind wir auch stolz. Das Niveau muss man aber natürlich halten und der Anspruch ist selbstverständlich jedes Jahr sehr hoch.
Noch einmal zum diesjährigen Turnier: Welche Veranstaltungstage sollte man sich aus Ihrer Sicht besonders vormerken, und warum?
Das hängt davon ab, ob man Tennis oder abendliche Events haben möchte oder beides.
Tennis beginnt am Sonntag, den 3. Juli und endet dann am Finaltag. Ich glaube, wenn man Tennisfan ist, sind gerade die ersten Tage besonders, weil da sehr viele Spiele stattfinden. Viele Matches auf verschiedenen Plätzen und man kann einen guten Einblick gewinnen, was da für Weltklassesportler am Start sind. Wir haben immer einige Top 100 Spieler aus der Welt mit dabei. Wenn sie in Wimbledon verloren haben und dann in der zweiten Wimbledon-Woche keinen Urlaub machen wollen, trainieren oder nach Hause fliegen, dann müssen sie irgendwo weiterspielen. Da führt dann eigentlich kein Weg daran vorbei, sich in den Flieger zu setzen, hier herüber zu kommen und weiter zu spielen. Also, für die Tenniszuschauer sind mit Sicherheit die ersten Tage spannend und wenn es Richtung Halbfinale und Finale geht, sieht man garantiert die besten, die Topspieler, noch mal gegen andere gute Leute spielen. Das lohnt sich.
Was das Entertainment betrifft haben wir in diesem Jahr wieder eine ganz bunte Palette mit unterschiedlichen Künstlern, Bands und Veranstaltungen. Ob das die After Work Party am ersten Donnerstag ist, der erste Hauptact am Samstag mit Glasperlenspiel oder der Finaltag mit dem Konzert von Alice Merton. Ein neues Konzept wollen wir am Dienstag ausprobieren, nämlich eine Sommer Wies’n. Ein kleines Oktoberfest auf der Anlage mit einer original Oktoberfest-Band aus München – Gerry und Gary – die sonst im Käferzelt spielen. Die kommen nach Braunschweig und wollen für Stimmung sorgen, das hat so noch nicht gegeben.
Und wer die Ladies Night am Donnerstagabend nicht kennt, der hat selber Schuld (lacht). Die muss man auf jeden Fall mitnehmen.
Eigentlich kann man jeden Tag kommen. Wir haben auch viele Gäste, die sich eine Dauerkarte kaufen, sich eine Woche Urlaub nehmen und versuchen jeden Tag vorbeizukommen.
Und noch eine generelle Frage: Was erhoffen Sie sich von der diesjährigen Ausgabe?
Wir hoffen, dass wir von den pandemiebedingten Einschränkungen möglichst verschont bleiben. Dass die Situation im Juli dann soweit ist, dass wir ein wenig mehr Normalität leben können und keine großen Beschränkungen mehr haben werden. Dass wir viele Besucher auf der Anlage begrüßen können, dass es ein tolles Sommerevent wird, mit schönem Wetter, möglichst keine Regentage, tolles Tennis, super Spieler und eine positive Grundstimmung bei allen Veranstaltungen, aber die haben wir eigentlich in den letzten Jahren immer gehabt. Das macht das Event aus, dass man hingeht und sich alle freuen, einen tollen Tag verbringen zu können. Das ist es, was das Turnier einmalig macht.
Ein Beitrag von Ronja Neumann für BS-Live!