Die Geschichte des Magni-Festes
Das Magni-(Fest): eine lange Geschichte
Das Magniviertel als eines der ältesten Stadteile Braunschweigs hat mit seinen historischen Fachwerkhäusern, Gässchen und dem malerischen Magnikirchplatz einen ganz besonderen Reiz. Hier steht sogar das älteste Haus Deutschlands, Baujahr 1432 (!). An fast keinem Ort der Stadt ist Tradition so wunderbar erlebbar und so gekonnt mit neuen Trends vermischt. Zur Würdigung des Viertels und der Tradition findet einmal im Jahr das Magnifest statt. Dieses Jahr übrigens zum 46. Mal vom 06- bis 08. September. Bis auf zwei Ausnahmen findet das Fest traditionell immer am ersten September Wochenende statt. Zweimal bisher Ende August.
In wenigen Tagen ist es soweit. Passenderweise treffe ich mich mit Ausrichter Srdjan Rajkovic im Café Kaffeezeremonie im Magniviertel, um über das Fest, das Viertel und seine Menschen zu plaudern. Schon bei den ersten Schlucken des sehr guten Kaffees, der übrigens ohne Milch genossen werden sollte, erfahre ich, dass "Rajko", wie ihn hier alle nennen, ein Kind des Magniviertels ist. Daher kennt er sich in den Gässchen, Häusern und Lokalen wie in seiner Westentasche aus. Jeder Stein, jeder Baum und fast jeder Tresen sind ihm vertraut. Zumindest von den Läden und Lokalen, die es damals schon gab. Und dass sind, in Anbetracht der heutigen Schnelllebigkeit überraschenderweise einige: das Pfannenrestaurant Anders, der Altstadtfrisör, der Antiquitätenladen Hoffmeister, das Einrichtungshaus Körner, das Magni Boutique Hotel, der Kinderladen Krambambuli, Bäcker Fuckes, der Bücherwurm, der St. Magni Kindergarten und natürlich Ohlendorf zählen zu den "Magni-Urgesteinen".
Ein Fenster ins "gute alte Braunschweig"
Ich stelle mir bildlich vor, wie Rajko als kleiner Pöks die Steinstufen des Kindergartens herunterrannte und auf dem Heimweg noch bei Ohlendorf für seinen Vater ein paar Schrauben mitnahm. So war es wirklich schaut Rajko versonnen. Eine schöne Zeit. "Wir Kinder kannten uns alle und waren in den Wirtschaften ebenso zuhause wie in den Straßen".
"Ohlendorf gab es gefühlt schon immer" so Rajko. "Er wäre auch der beste Ansprechpartner in Sachen Magnifest-Geschichte" als "Vater des Magnifestes". Ich bin sehr neugierig und freue mich auf das Interview mit Michael Elsas von Ohlendorf. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer des Traditionsgeschäfts erfahre ich, dass alles mit dem Neubau vom Kaufhaus Galeria Kaufhof - damals noch "Horten" begonnen hat. "Plötzlich war "das Magni" von der City abgeschnitten, da mussten wir uns etwas einfallen lassen! Das war vor etwa fünfzig Jahren, in den 1970gern - der Geburtsstunde des Magnifests. Damals formierte sich die Werbegemeinschaft Magni um Dipl. Ing. Hannes Körner (Dem Vater des heutigen Geschäftsführers Konstantin Körners des Einrichtungshauses Körner) und Hasso Glockmann, der früher einen Fahrradladen in Ölschlägern hatte."
Das Fest wurde jährlich größer
1993 übernahmen dann Frank Pape (von der damaligen Magniküche, heute in der Schützenstraße) als erster und Michael Elsas als zweiter Vorsitzender der Werbegemeinschaft das Zepter in Sachen Magnifest-Planung. Das Magnifest sollte (wieder) ein richtiges Bürgerfest mit Beteiligung und Initiative der ansässigen Läden werden. Über fünf Jahre bildeten sie ein gutes Team. Das Fest wurde jährlich größer und genoss einen guten Ruf. So gut und groß, dass es ehrenamtlich kaum noch zu stemmen war.
Somit ging die Organisation Ende der 90ger Jahre erfolgreich an die Eventagentur undercover für fast zehn Jahre. Als sich undercover mehr auf Konzerte als auf Stadtfeste spezialisierte, fielen Planung und Organisation erneut an die Werbegemeinschaft unter der Leitung von Michael Rathke und Michael Kumpe. Bis die Organisation wieder aus Kapazitätsgründen und Machbarkeitsgründen 2017 vorletztes Jahr schließlich an Rajkos Eventfirma Northern-Events ging, mit der er pro Jahr circa 800 Veranstaltungen mit Equipment und Know-How ausstattet. Michael Elsas kennt Rajko noch als Kind. "Irre, dass er jetzt das Magnifest ausrichtet". Damals machte sich der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann mit 23 Jahren selbstständig. Wer ihn beruflich nicht kennt, könnte ihn auch aus seiner ehemaligen Zeit als Spieler der New Yorker Lions oder als aktives Karnevalsmitglied im Karnevalsverein der Rheinländer, dem Karneval 111, dem Braunschweiger Klüngel oder der Ritterschaft der Brunonen kennen.
Der Magni-Spirit - wie eine große Familie
Doch bevor wir Rajko zu den Highlights für das kommende Fest 2019 interviewen, interessieren mich erst einmal die Highlights der Magnifest-Jahre von Michael Elsas. "Ja, da gab es einige" entgegnet er fröhlich. "Einmal, ich glaube 1996 oder 1997 fiel ein Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 Spiel auf das Magnifest - da war was los, alles voller Polizei! In den Jahren 1993 und 1994 hatten wir eine Modenschau mit Kleidung, Schuhen etc. aus den Magni-Läden auf der Bühne. Die kam so gut an, dass wir sie gleich nächstes Jahr wiederholt hatten. Musikalische Highlights gibt es immer. Einer meiner Lieblingsauftritte war von "Sweety Glitter", einer ganz bekannten Braunschweiger Band, in meinem ersten Jahr! Drei Jahre hat auch der Norddeutsche Rundfunk auf der Bühne mitgemischt. Das war auch toll und immer sehr beliebt. Auf meine Frage hin, wie die Anwohner das Fest annehmen schmunzelt Herr Elsass: "neunzig Prozent feiern mit. Wir sind hier alle wie eine große Familie.
Überregionaler Besucher-Magnet
Heute ist das Magnifest mit über 100.000 Besuchern ein überregionaler Magnet für Leute in und außerhalb Braunschweigs und für viele eines DER Feste; Rummel des Jahres. Rajko fühlt sich geehrt, als gebürtiger Magniviertel-Bewohner das Fest dieses Jahr zum dritten Mal ausrichten zu dürfen. "Ich möchte die Tradition im Sinne der Magni-Bewohner und Läden weiterführen. Wie letztes Jahr werde ich wieder jede Menge an Arbeit und Personal investieren. Der Vorteil ist, dass auf diese Weise alles aus einer Hand kommt: wir haben alles - von der Kuchengabel, über Sanitäranlagen, Mobiliar bis hin zu Licht, Zelte, Absperrgittern und Sicherheitspersonal. Je besser das Fest funktioniert und ankommt, umso besser ist dann aber auch natürlich die Werbung für mein Unternehmen. Mein Hauptantrieb ist aber dabei, Kultur und Spaß in der Stadt zu fördern."
Auf was können wir uns vom 06. bis 08. September freuen?
Die besonders Herausforderung ist die Zielgruppe: nämlich Alle! Von Jung bis Alt. Aus den diesjährigen 400 Band-Bewerbungen ist daher ein gemischtes Best Of aus Coverbands, Rock und Pop sowie Showbands entstanden, die für ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm auf der Wolters-, der Klüngel-, und der Fitnessloftbühne sorgen werden. Auch dieses Jahr wird es wieder wie letztes Jahr das Kinderfest, unterstützt von der Sponsorengemeinschaft Karneval 111, am Löwenwall zwischen 11:00 und 19:00 am Samstag und am Sonntag geben. Hier laden wieder Hüpfburgen, ein Quattro-Trampolin, Kinderschminken, Mitmachstationen und Karussells zum Austoben ein. Für die Eltern gibt es natürlich auch direkt vor Ort ein Angebot an Getränken, Snacks und ausreichenden Sitzgelegenheiten, um die Kleinen entspannt in Sichtweite zu haben. Erstmals ist die Nintendo Switch Bulli Tour dabei. Der Mittelaltermarkt wird dieses Jahr sogar etwas größer und wandert zurück an den Ägidienmarkt (wo er viele Jahre war, bevor er an den Klint umzog). Im Klint wird dafür dieses Jahr ein Trödel- und Antiquitätenflohmarkt zu finden sein. Direkt ums Eck wird es in der Langedammstraße bei der Irischen Meile fröhlich zu gehen und in der Kuhstrasse auf der Internationalen Meile können Spezialitäten aus aller Welt bestaunt und probiert werden. Auch die integrierte Streetfoodmeile hinter dem Museum wird dieses Jahr erneut getoppt werden: um die fünfzehn Wägen werden wieder für kulinarische Genüsse auf die Hand sorgen. „Da ist wirklich für Alle etwas dabei. Ein großes Lob und Dank an das Magnifest-Team sowie an das Magniviertel und seine Anwohner an dieser Stelle“ gibt Veranstalter Rajko vorfreudig zu verstehen. Je nach Wetterlage wieder 100.000 bis 150.000 Besucher erwartet.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!