RAUM+ZEIT inszenieren »Mädchenmörder :: Brunke«
Theatererlebnis zwischen analogem Spiel und Virtual Reality
Die Uraufführung »Mädchenmörder :: Brunke« des mehrfach preisgekrönten Theaterkollektivs RAUM+ZEIT am 27. Januar lässt den Schriftsteller Thomas Brasch (1945-2001) wiederauferstehen und für eine Lesung nach Braunschweig kommen. Der Fall Karl Brunke, eine wahre Braunschweiger Geschichte, sorgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Aufsehen, da Brunke zwei junge Frauen, angeblich auf deren Wunsch, er¬mordete. Brasch hatte in den 1990er Jahren zurückgezogen und wie besessen zu diesem Verbrechen recherchiert. Mehr als 14.000 Manuskriptseiten sind dabei zusammen¬gekommen und heute archiviert. Braschs Verlag veröffentlichte 1999 daraus einen Band mit gerade mal hundert Seiten Umfang.
Die Inszenierung in der Regie von Bernhard Mikeska entführt das Publikum, das mit VR-Brillen ausgestattet wird, im Verlauf der Lesung immer wieder in die Welt Brunkes und bietet mit dem Wechsel der Erzählebenen ein neuartiges Theatererlebnis: Die Geschichte, mit der Brasch sich seiner eigenen Abgründe vergewissern wollte, verschlingt den alternden Autor. Die Realitäten über¬lagern sich im Lauf des Abends, die Grenze zwischen Brasch und Brunke verschwimmt. Bald wird fraglich, wer von den Beteiligten dieser Geschichte eigentlich zum Opfer fällt.
Thomas Brasch war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker, Dichter, Drehbuchautor und Regisseur. Er wurde als Sohn jüdischer Emigranten in England geboren und zog 1947 mit seiner Familie in die sowjetische Besatzungszone. Seine Texte wurden vermehrt von der DDR-Regierung zensiert. Mitte der 1970er stellte er einen Ausreiseantrag und zog mit seiner Partnerin Katharina Thalbach und deren Tochter Anna nach Westberlin. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Lovely Rita«, »Vor den Vätern sterben die Söhne« und »Der schöne 27. September«. Auch als Filmregisseur machte sich Thomas Brasch einen Namen. Bereits sein Debütfilm »Engel aus Eisen« (1981) wurde mehrfach ausgezeichnet. 2001 starb Thomas Brasch in Berlin an Herzversagen.
RAUM+ZEIT ist ein Theaterkollektiv um den Regisseur Bernhard Mikeska und den Autor Lothar Kittstein. Seit 2009 erarbeitet die Gruppe in wechselnden Konstellationen in der Schweiz und in Deutschland hybride Installationen. Spektakulär gelingt ihnen die Verbindung zwischen neuen Technologien und analogem Theater. Ihre Arbeit »Antigone :: Comeback« wurde zum Schweizer Theatertreffen 2019 eingeladen und war im Sommer 2021 auch als Gastspiel im Staatstheater Braunschweig zu sehen, die Produktion »Berlau :: Königreich der Geister« erhielt den Friedrich-Luft-Preis für die beste Berliner Theaterinszenierung der Spielzeit 2021/2022.
Mädchenmörder :: Brunke
VR-Inszenierung mit Thomas Brasch von RAUM+ZEIT
Uraufführung
Regie: Bernhard Mikeska
Text: Lothar Kittstein
Bühne & Kostüme: Maira Bieler
Sounddesign: Knut Jensen
360° Video: RAUM+ZEIT / Heimspiel GmbH
Dramaturgie: Holger Schröder
Mit: Götz van Ooyen (Thomas Brasch / Karl Brunke), Nina Wolf (Martha), Ana Yoffe (Alma), Saskia Petzold (Die Mutter), Klaus Meininger (Der Vater)
Premiere am 27. Januar 2024, 19:30 Uhr, Kleines Haus
Weitere Vorstellungen: 28. Januar; 01., 04., 08., 15., 18., 23. & 28. Februar; 01. März; 13., 21. & 28. April; 05. Mai; 08. Juni
Tickets über www.staatstheater-braunschweig.de, Telefon 0531 1234 567 und an der Theaterkasse
Quelle: PM 09.01.2024