Eine Branche zeigt Gesicht
11 Monate Lockdown haben Folgen
Was ist einprägsamer und aufrührender als der gerade Blick in ein Gesicht? Das ist der Sinn der Kulturgesichter, eine bundesweite Initiative der Veranstaltungswirtschaft, um auf die Notlage der Kulturbranche aufmerksam zu machen.
5 Tage 400 Gesichter
Denn als sechstgrößter Wirtschaftszweig Deutschlands hat der künstlerische Sektor enorm viele Gesichter. Darunter fallen Eventagenturen, DJs, Messebetreiber, Veranstalter, Theater und Kinobetreiber, Club, Bar und Diskothek Besitzer. Sie alle haben seit 11 Monaten Berufsverbot, kein Einkommen und trotzdem weiterlaufende Kosten. Endlich kann man sich zeigen; seine Not zum Ausdruck bringen - die Resonanz in der Vorwahlregion 053.. ist enorm: innerhalb von fünf Tagen lassen sich 400 Kulturgesichter ablichten.
„Es ist kurz nach Zwölf“
erklärt Bündnisinitiator und geschäftsführender Gesellschafter der WMS-Event GmbH, Dirk Wöhler aus Braunschweig. „Uns wurde der Stecker gezogen. Viele können nicht mehr. Erspartes geht zuneige und die staatlichen Hilfen sind oftmals widersprüchlich, werden der tatsächlichen Schieflage nicht gerecht und lassen beispielsweise Solo-Selbstständige, die zahlreich in der Branche vertreten sind, komplett durch das Hilferaster fallen.“
#kulturistsystemrelevant #ohneunsistsstill #kulturzug
Bereits mit den „#wsdsn (wir schaffen das so nicht), AlarmstufeRot- und AlarmsrufeDunkelrot-Demos“ in Berlin von Juli bis Dezember des letzten Jahres macht Dirk mit Partnern und Betroffenen öffentlich auf die kulturelle Schieflage aufmerksam. Die Bilder von seinem „Sarg“; der Beerdigung der Veranstaltungsbranche, gehen durch die Medien. Der Sarg, die Demos sollen kein Feldzug gegen die Corona-Maßnahmen sein.
„Wir halten uns an Abstandsregeln und Maskenpflicht. Sie sollen die Politik aufwecken, dass es schon fast zu spät ist, dass Kultur systemrelevant ist, so behandelt werden muss und, dass es ohne uns still wird!“ Und zwar lange, schätzt Dirk. Die paar von uns, die den Lockdown überleben, werden auch nicht aus dem Nichts ein buntes, kulturelles Leben, wie wir es von „vor Corona“ kennen, hervorzaubern können.“
Kulturzug am 14.02.2021 ab 12:30 Uhr in Braunschweig, startend von der Volkswagen Halle
„Deshalb gehen wir auch hier auf die Straße. Und nochmal, nicht, um gegen Corona-Maßnahmen zu verstoßen, sondern, um die Politik aufzuwecken. Es wird ein Trauerzug werden. Der Sarg wird vorangehen. Die Kulturgesichter schwarz gekleidet hinterher. Auch die Gesichter des Braunschweiger Karnevals werden mitlaufen. Natürlich mit Maske und Abstand.
Jeder wird sein überlebensgroßes „Kulturgesicht“ auf einem Plakat über sein echtes, mit Maske bedecktes Gesicht halten. Somit müssen die Politiker den Betroffenen ins Gesicht blicken; der Sache ins Gesicht sehen.
„Diese Bilder müssen um die Welt gehen“
und werden hoffentlich endlich für Gerechtigkeit in Form von schnellem und adäquatem finanziellem Ausgleich sorgen!“ unterstreicht der engagierte Braunschweiger, der mit seiner eigenen Eventagentur zu den Betroffenen zählt.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!
Fotos: Veranstalter