Eröffnung Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik
Mit einem feierlichen Festakt wurde am Dienstagnachmittag das Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik (PVZ) auf dem Campus Ost eingeweiht. In dem neuen Forschungsgebäude der TU Braunschweig werden zukünftig Expertinnen und Experten aus Pharmazie, Verfahrenstechnik sowie Mikro- und Produktionstechnik interdisziplinär zusammenarbeiten, eine Kombination, die in dieser Form in Deutschland einzigartig ist. Die Kosten des PVZ in Höhe von 28,7 Millionen Euro werden vom Land Niedersachsen und dem Bund im Rahmen des Forschungsbauprogramms getragen.

(v.l.n.r.) Oberbürgermeister Ulrich Markurth, Prof. Dr.-lng. Jürgen Hesselbach, Prof. Dr.-Ing. Arno Kwade und Dr. Gabriele Heinen-Kljajic (Foto: Kerstin Lautenbach-Hsu)
Das Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik befindet sich im Bereich des Campus Ost zwischen Langer Kamp und Franz-Liszt-Straße und steht damit in direkter Nachbarschaft zu den bereits vorhandenen Standorten von Verfahrenstechnik und Pharmazie. Das Grundstück grenzt an das Forschungszentrum für Nanometrologie LENA, das im kommenden Jahr eröffnet werden soll.
Mit einer Hauptnutzfläche von 3.300 Quadratmetern schafft der PVZ-Neubau Raum für insgesamt 121 Arbeitsplätze. Ausgestattet ist der Forschungsbau mit speziellen Technika, Rein- und Sterilräumen, speziellen Laboren sowie Messräumen. Diese sollen, ebenso wie ein interdisziplinärer Forschungsansatz, dazu beitragen, neue Wege in der Erforschung von zukunftsweisenden Produktionsverfahren und analytischen Methoden für individuell an den Patienten angepasste Arzneimittel zu ermöglichen und wirksame Medikamente kostengünstig herzustellen.
Eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist die Behandlung von Herz-Kreislauf-, Krebs- sowie Infektionserkrankungen. Neue erfolgversprechende Wirkstoffe sind aber nicht selten schlecht löslich, werden vom Körper nicht aufgenommen oder weisen insgesamt eine instabile Struktur auf.
Auf der Basis dieser Problemstellung haben sich die Braunschweiger Forscher zum Ziel gesetzt, maßgeschneiderte, produktschonende und kostengünstige Herstellverfahren zu entwickeln, schwer lösliche Wirkstoffe und empfindliche Biopharmazeutika als wirksame Arzneimittel einsetzbar zu machen, sowie miniaturisierte Wirkstoff- und Arzneimittelproduktionsanlagen zu entwickeln, mit denen kleine, patientengerechte Mengen von individualisierten Arzneimitteln hergestellt werden können.
Das PVZ bildet eine Säule der Forschungslinie "Smart BioTecs" der Wissenschaftsallianz Hannover-Braunschweig und ist Kompetenzträger im Bereich der Wirkstoffproduktion,- formulierung und -charakterisierung. Als universitäres Forschungszentrum ist das Institut darüber hinaus Teil der biomedizinischen "Translationsallianz in Niedersachsen" (TRAIN), in der außeruniversitäre und universitäre Forschungseinrichtungen der Wissenschaftsregion Braunschweig-Hannover ihre Forschungsinfrastrukturen zur Weiterentwicklung von Wirk- und Impfstoffen bündeln. Der Forschungsneubau eröffnet jetzt neue Möglichkeiten, aus den innerhalb von TRAIN gefundenen neuen Wirkstoffen wirksame, kostengünstige und individualisierte Arzneimittel zu formen. Seit der Gründung des PVZ im Jahr 2011 arbeiten die Wissenschaftler der verschiedenen Disziplinen bereits in unterschiedlichen Instituten zusammen. Zukünftig wird eine noch engere Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Forschungsgebäude möglich sein.
In Anwesenheit von Dr. Gabriele Heinen-Kljaji (Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur), Ulrich Markurth (Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig), Prof. Dr. med. Julia Stingl (Vizepräsidentin des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte), Prof. Dr. Jörg Breitkreutz, (Präsident der Arbeitsgemeinschaft Pharmazeutische Verfahrenstechnik e.V.), sowie Prof. Dr.-lng. Jürgen Hesselbach (Präsident der TU Braunschweig) eröffnete Vorstandssprecher Prof. Dr.-Ing. Arno Kwade am Dienstag das neue Forschungsgebäude.
Kwade machte in seiner Eröffnungsrede deutlich, dass "die Bereitstellung von bezahlbaren und, wo medizinisch vorteilhaft, individualisierten Arzneimitteln mit hoher Wirksamkeit" eine zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft seien, die durch die deutschlandweit einzigartige Zusammenführung der Kompetenzen aus Pharmazie, Biotechnologie, Verfahrenstechnik sowie Mikro- und Produktionstechnik angegangen werden könne. Auch Tierversuche würden durch die neue Verfahren zukünftig um ein wesentliches reduziert werden.
"Die TU Braunschweig hat mit dem neuen Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik nicht nur den Bereich der Lebenswissenschaften gestärkt, sondern sich auch ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Braunschweig ist der einzige universitäre Standort in Deutschland, der diese Fächerkombination anbietet. Forscherinnen und Forscher des Zentrums leisten künftig einen Beitrag, dass möglichst viele Menschen notwendige medikamentöse Therapien erhalten unabhängig davon, ob sie privat oder gesetzlich versichert sind", sagte Dr. Gabriele Heinen-Kljaji , Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur in ihrer Rede.
"Das PVZ ist kein Solitär", betonte Prof. Dr.-lng. Jürgen Hesselbach. "Es ist strategisch eingebunden in die TU Braunschweig selbst, die Forschungsregion Braunschweig und die Forschungsstrategie des Landes. Wie alle Carolo-Wilhelmina-Forschungszentren repräsentiert es Forschungsschwerpunkte der TU Braunschweig. Es steht auch für die enge Zusammenarbeit mit den außeruniversitären Einrichtungen in der Region und darüber hinaus."
Oberbürgermeister Ulrich Markurth erörterte darüber hinaus die Bedeutung des PVZ für die Region: "Mit dem Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik verfügt die TU Braunschweig nun über einen zentral gelegenen und weithin sichtbaren Ort der Forschung und des Wissensaustausches beim Thema Medikamentenentwicklung. Dies festigt die Position der Wissenschaftsregion Braunschweig als eine der aktivsten und leistungsfähigsten Forschungsregionen in ganz Europa, denn: Auch die Forschung an den Medikamenten der Zukunft findet in Braunschweig statt."
Der Bund und das Land Niedersachsen stellten knapp 28,7 Millionen Euro für den Neubau bereit, aufgeteilt in die eigentlichen Gebäudekosten von 24 Millionen Euro, zuzüglich 2,7 Millionen Euro für Ersteinrichtung sowie 2,1 Millionen Euro für die Anschaffung dreier Großgeräten.
Ein Beitrag von Kerstin Lautenbach-Hsu