Nachhaltiges Weihnachten – (wie) geht das?
Hinterfragen der alljährlichen Weihnachtstraditionen
Black Friday und Cyber-Week sind überstanden und die Adventszeit ist angebrochen. Leider steigt damit abermals der Druck, sich dem städtischen Trubel hinzugeben und auf ausgiebige Weihnachts-Shoppingtour zu gehen. Dabei kann doch eigentlich niemand diesen Kauf-Zwang leiden und die Gründe dafür sind berechtigt. Häufig ist es gar nicht unbedingt Faulheit oder eine muffelige Stimmung gegenüber der Feiertage, sondern vielmehr die Ratlosigkeit, was man eigentlich kaufen soll, sowie die Hinterfragung des Konsumrauschs, der sich als Brauch eingeschlichen hat. Zeitgemäß ist dieses Verhalten schon länger nicht mehr und so haben wir so manche alljährlichen Weihnachtstraditionen mal ein wenig hinterfragt.
Das Fest der (Nächsten-)Liebe
Natürlich ist es schön, einen Anlass zu haben, seinen Liebsten ein hübsch verpacktes Geschenk zu überreichen. Und sind wir mal ehrlich: Im Alltag und einfach mal so schenken die wenigsten, also ist es doch auch ganz gut, ein festes Datum im Jahr zu haben, zu dessen Anlass sich Gedanken über eine nette Aufmerksamkeit gemacht werden. Schließlich ist Weihnachten das Fest der Liebe. Dass Liebe aber auch Nächstenliebe bedeutet, sollte uns allen wieder einmal stärker ins Bewusstsein gerufen werden: Statt unter dem eigenen Weihnachtsbaum eine Präsente-Orgie zu feiern, ist es doch viel schöner, die weihnachtliche Freude zu teilen – insbesondere mit jenen, die keine fette Spielekonsole oder ein neues Smartphone unter dem Baum finden werden.
Etwa im Rahmen der Aktion „Päckchen für Braunschweig“ können Pakete für bedürftige Kinder gepackt, mit einer lieben Botschaft versehen und verschenkt werden. Eine tolle Aktion, die unzähligen Kindern ein Leuchten in die Augen zaubert.
Auch einige hiesige Initiativen und Vereine nehmen sich das Weihnachtsfest zum Anlass, um anderen, sozial Schwachen und Fremden eine Freude zu bereiten. So sammelt etwa der Verein „Weihnachten für alle“ die Wünsche von Wohnungslosen und Hilfsbedürftigen und stellt diese in einer Fotoausstellung aus. Besucher:innen können sich dann ein Foto auswählen und den entsprechenden ganz besonderen Wunsch erfüllen.
Weniger ist mehr
Natürlich sollen auch die Liebsten aus dem engsten Familien- und Freundeskreis nicht zu kurz kommen. Allerdings reicht eine Kleinigkeit völlig aus – schließlich geht vielmehr um die Geste als um den tatsächlichen materiellen Wert des Geschenks. Ein zeitloser Klassiker ist und bleibt Selbstgemachtes: Handgemachte Pralinen, frischgebackene Plätzchen, selbstgemachter Baumschmuck oder einfach eine liebevoll geschriebene Karte sind als persönliches Geschenk nicht zu übertreffen und schlicht unbezahlbar.
Immer häufiger lösen Weihnachtswichtel das Christkind ab und so kann aus dem Schenken und beschenkt werden gleich ein lustiges Spiel werden: Vorab werden Namen gezogen und ein Budget festgelegt – so muss nur diese eine Person beschenkt werden und trotzdem hat am Ende des Abend jede:r eine kleine Überraschung überreicht bekommen. So spart man nicht nur Zeit und Geld, sondern auch jede Menge Geschenkpapier. Um das Wichteln ein wenig aufzupeppen, könnte man auch auf das Namenziehen verzichten und „blind“ ein Geschenk vorbereiten. Anschließend kann gelost oder gewürfelt werden, wer welches Präsent auspacken darf.
Positiver angenommen werden sollte auch das Schrottwichteln – hinter dem abfälligen Namen schummert nämlich eigentlich eine ganz wunderbare Idee: Was habe ich zu Hause, das ich nicht brauche, das jemand anderem aber eine Freude bereiten könnte? Vermutlich findet sich da eine ganze Menge, das vielleicht sogar noch ein Preisschild trägt – also wie neu ist. Immer wieder ein Spaß, super stressfrei und absolut nachhaltig.
Ressourcen schonen
Weihnachten ist eine Materialschlacht durch und durch – angefangen beim Fußabdruck des Online-Shoppings über die Geschenke selbst hin zu den Verpackungen. Obendrauf kommen drei bis sieben Tage Völlerei mit Ente, Gans und Rinderbraten en masse. Das Ergebnis: Auf Hamstereinkäufe folgt der Wegwurf von Resten, Mülltonnen quellen über vor lauter Geschenkpapier und Plastikfolien und man selbst sehnt sich erstmal nach einer Woche Heilfasten. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, hier und da auf Nachhaltigkeit zu achten: Wie wäre es beispielsweise, Zeitungspapier statt Geschenkpapier zu verwenden? Wem das optisch nicht zusagt, könnte mit Farbe nachhelfen und seinen Päckchen so einen ganz individuellen Look verleihen. Außerdem könnte man einen Weihnachtsbaum im Topf besorgen, statt einen gefällten Baum zu erstehen. Der Baum kann über das Jahr hinweg draußen in seinem Topf weiterleben und immer wieder verwendet werden.
In vielen Familien ist zudem die Ernährung ein großes Diskussionsthema: Junge Menschen verzichten immer häufiger auf den Verzehr von Fleisch oder tierischen Produkten; wenn sie für das Weihnachtsfest nach Hause kommen machen viele jedoch eine „Ausnahme“. Könnte der Spieß nicht vielmehr umgedreht werden und der Rest der Familie verzichtet für das eine gemeinsame Essen auf Fleisch? Im Internet finden sich unzählige Foodblogs, die super leckere vegetarische oder vegane Lösungen für Kohlrouladen, Gulasch und Co. aufzeigen.
Support Your Locals
Eine weitere Devise für ein nachhaltigeres Weihnachten lautet: Kauf lokal! So werden nicht nur der hiesige Einzelhandel gestärkt und wertvolle Ressourcen geschont, sondern auch Paketboten in der stressigsten Zeit des Jahres entlastet. Auch ein netter Nebeneffekt: Die Geschenke sind pünktlich da. In Braunschweig und der Region gibt es eine Reihe toller Läden zum Stöbern, die Faires, Handgemachtes und Regionales anbieten – schließlich hat die Region weit mehr als Mumme zu bieten. Tolle Anlaufstellen zum Bummeln in Braunschweig ist etwa „Heimatrausch“ in der Schlosspassage. Der kleine Inhaberinnen geführte Laden bietet neben handgemachten Dekoelementen auch eine Vielzahl an Feinkost aus der Region. Gänzlich auf regionale Lebensmittel spezialisiert hat sich „Regionale Landkost“ am Hagenring. Aber auch in Wolfenbüttel gibt es eine Reihe von unabhängigen Geschäften mit nachhaltigem Sortiment. Anlaufpunkt für Naturkost ist beispielsweise „Kornblume“ in der Breiten Herzogstraße oder das traditionsreiche Kaufhaus Bähr, wo es Kunsthandwerk zu bestaunen und erwerben gibt. Es gibt also einiges zu entdecken in den Innenstädten und Fußgängerzonen unserer Region und obendrein macht das Bummeln viel mehr Spaß als Online-Shopping.
Es gibt also vielerlei Möglichkeiten, das Weihnachtsfest ein wenig nachhaltiger und bewusster zu zelebrieren. Mit unseren Tipps an der Hand wünschen wir eine besinnliche Adventszeit und ein frohes Fest!
Louisa Ferch