Die Friedenstanne ist heute wichtiger denn je
Die 60. Wolfenbütteler Friedenstanne leuchtet
Traditionell fand die Übergabe an die Stadt samt Illumination am 1. Advent statt. Bürgermeister Ivica Lukanic erinnerte in seiner Rede an die Hintergründe, die zur Tradition der Friedenstanne führten und zog Parallelen zu den heutigen Tagen.
Im Oktober 1962 wurde damals von den Druiden-Logen aus Wolfenbüttel und Drammen der Entschluss gefasst, eine Friedenstanne in Wolfenbüttel aufzustellen. Sie sollte dabei helfen, den Frieden zu wahren und die Deutsche Teilung und damit die Europäische Teilung, ja die Teilung der Welt zu überwinden. Erstmals wurde die Friedenstanne am 1. Dezember 1963 aufgestellt als Symbol für die Völkerverständigung und als Symbol für die Aussöhnung ehemaliger Kriegsgegner über die Gräber unzähliger Gefallener auf beiden Seiten hinweg. Sie war und ist bis heute ein Zeichen der Sehnsucht nach Frieden. „Als vor 59 Jahren 1963 die Kerzen der ersten Friedenstanne auf dem Stadtmarkt leuchteten, begann ihre einmalige Geschichte. Seit damals ist es gute Tradition geworden, diesen schönen Brauch alljährlich zu wiederholen. Bis zum November 1989 verkörperte sie zusätzlich unseren innigsten Wunsch, eines Tages wieder gemeinsam und in Freiheit das schönste aller christlichen Feste begehen zu können“, sagt Lukanic. Dass der Wunsch der Initiatoren der Friedenstanne im November 1989 tatsächlich in Erfüllung ging und die Grenze, die Deutsche von Deutschen trennte, fiel, darauf konnte man seinerzeit nur hoffen. Damit gerechnet haben zugegebener Maßen nach so vielen langen Jahren nur noch die Wenigsten.
Mit der Tanneneinweihung gemeinsames Bekenntnis ablegen
Und heute? „Heute stellen wir die Tanne im Schatten eines in Europa tobenden Krieges auf. 60 Jahre nach der Kuba-Krise und 33 Jahre nach dem Fall der Mauer gehören, immer noch Kriege, Konflikte, Angst, Hunger und auch Hass zwischen den Völkern zum Alltag. Das führen uns täglich die furchtbaren Bilder und Berichte aus der Ukraine auf bedrückende Weise vor Augen. Als am 16. November zwei fehlgeleitete Raketen in Polen einschlugen war der russische Generalstabschef Gerassimov nicht erreichbar – Es gibt kein Rotes Telefon mehr. Es gab auch heute wieder Angriffe auf Cherson. Aber auch die Menschenrechtsverletzungen im Iran. Irans Nationalspieler müssen schlimmste Konsequenzen fürchten. Fußballspieler und Funktionäre die schweigen. All das zeigt uns wie weit wir von einer friedlichen, menschenliebenden und toleranten Weltgemeinschaft entfernt sind und wie wichtig es ist das wir uns hier, wie jedes Jahr zusammengefunden haben. Der Weg zu einem friedlichen Miteinander endet nicht. Er beginnt in jeder und jedem von uns. Wir alle sind aufgerufen, Vorurteile ab- und Toleranz aufzubauen“, mahnt der Bürgermeister.
Und weiter: „Mit der Tanneneinweihung legen wir ein gemeinsames Bekenntnis zu Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit ab. Die Tanne ist viel mehr als ein einfacher Weihnachtsbaum. Sie ist für uns Wolfenbüttelerinnen und Wolfenbütteler das Symbol für Frieden, Völkerverständigung, Humanität und Solidarität. Die Lichter unserer Tanne mahnen uns zu eigener, kritischer Besinnung und zu innerer Einkehr.“
Quelle: PM 28.11.2022