Mobiler, grüner: Nibelungen-Bikes
Alltagsrevolution auf zwei Rädern
„Mobilität beginnt vor der Haustüre“ – in diesem Sinne hat die Nibelungen-Wohnbau-GmbH in Sachen Mobilität letzten Sommer in Form einer neuen „Sharing-Flotte“ aufgerüstet. Ein Leihangebot an Fahrrädern und E-Bikes sowohl für die eigenen Mieter*innen als auch alle anderen Braunschweiger*innen und Löwenstadtgäste. Eine Fortsetzung und Abrundung der immer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Gestaltung der eigenen Quartiere. Neben Wildblumenflächen oder dem Verzicht von Herbiziden auf den Grünflächen zählt hierzu vor allem eine neu gedachte, (all-)tägliche Mobilität im modernen, urbanen Lebensraum. Das neue Angebot soll mit einfacher Handhabung und besonders günstigen Konditionen für Nibelungen-Mieter*innen einen weiteren Beitrag zum grünen, zeitgemäßen Lebensstil beitragen.
Am 01. Juni 2020 ist das Pilotprojekt Nibelungen-Bike in Braunschweig in Kooperation mit dem Betreiber nextbike gestartet. Seitdem bieten 100 Zweiräder, sechs Lastenräder und zwei E-Bikes Mieter*innen aber auch allen anderen Interessierten eine Ergänzung zu Bus und Bahn direkt vor der Haustüre oder ums Eck. Dazu gehören auch Carsharing-Angebote, die Einrichtung von PKW-Stellplätzen, die bei Bedarf um Ladestationen für Elektrofahrzeuge ergänzt werden können, ein Verleihsystem für Fahrradanhänger und die sogenannten trolleyboys® – praktische Einkaufshilfen für Fußgänger und Radfahrer. Auch diese Angebote befinden sich zurzeit in der Testphase, schwerpunktmäßig in der Nordstadt rund um die neuen Lichtwerk-Höfe.
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Die Idee dahinter:
eine Alltagsrevolution. Grünere und noch dazu gesündere und oftmals praktischere Wege gehen bzw. fahren. Die Nutzung einfach und schnell: via Handy-App kann man mit wenigen Klicks sein Leihfahrrad in Betrieb nehmen. Pausieren (Parken), Abschließen und Bezahlen kann man ebenfalls leicht per dazugehöriger App. Und auch alle Nutzer*innen von noch nicht smarten Telefonen können sich per Hotline ihr Nibelungen-Bike ausleihen. Ausgeliehen und zurückgebracht werden können die Räder an 20 Stationen in der Stadt. Zum Beispiel an den Lichtwerk-Höfen, am Bahnhof oder am Schloss.
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„Mobilität beginnt vor der Haustüre“
Wie ist das Angebot seit letztem Sommer angekommen? Im Interview schildert Nibelungen Geschäftsführer und Mobilitäts-Experte Torsten Voß wie er Nachfrage und Angebot der alternativen Fortbewegungsmittel heute und zukünftig einschätzt:
BS-Live!: Wie wurden Nibelungen-Bikes angenommen?
Torsten Voß: „Trotz Pandemie und dem damit verbundenen stark eingeschränkten Mobilitätsverhalten können wir beobachten, dass die Nibelungen-Bikes bei den Braunschweiger*innen ankommen. Das ist umso erfreulicher, da wir erst im Sommer 2020, also mitten in der Pandemie und damit in Zeiten verminderter Fortbewegungsanlässe, gestartet sind. Wir gehen davon aus, dass die Nutzerzahlen nach der Pandemie weiter zunehmen werden.
Noch erfreulicher ist, dass wir mit dem Angebot nicht nur unsere Mieter*innen erreichen können, sondern auch den Rest der Bevölkerung sowie Gäste der Stadt. Das hat seine Ursache sicherlich darin, dass wir uns für eine optisch auffallende Gestaltung der Räder entschieden haben sowie an der durchdachten Platzierung der Verleih-Stationen innerhalb Braunschweigs.
BS-Live!: Welche Stationen waren am meisten frequentiert?
Torsten Voß: Wie von uns prognostiziert, besteht die größte Nachfrage nach Nibelungen-Bikes in der Nordstadt und dort in den Lichtwerk-Höfen sowie am Bahnhof und am Schlossplatz in der Innenstadt.
Im Rahmen der Errichtung der Lichtwerk-Höfe als völlig neues Quartier nutzten wir die Gelegenheit, unser umweltfreundliches Mobilitätskonzept mit all seinen ergänzenden Bausteinen – Car-Sharing, E-Lade-Infrastruktur, trolleyboys® und Co – an einem Standort komplett umzusetzen. Entsprechend intensiv sind unsere Mieter*innen an dieser Stelle sensibilisiert und greifen unsere Angebote gerne auf.
Die intensive Nutzung der Nibelungen-Bikes in der Innenstadt und am Bahnhof zeigt uns, dass wir auch hier die Bedarfe der Bürger*innen richtig eingeschätzt haben. Und nicht zuletzt beweisen uns die Braunschweiger*innen und ihre Gäste, dass sie praktische und umweltfreundliche Fortbewegungslösungen zu schätzen wissen, wenn sie sich sinnvoll in ihre Routenpläne integrieren lassen. Eine Verlagerung der Mobilität – weg vom motorisierten Individualverkehr, hin zu umweltfreundlicheren Sharing-Konzepten – scheint möglich zu sein. Eine gute Erkenntnis!
BS-Live!: Wie ist die öffentliche Resonanz?
Torsten Voß: Das große öffentliche Interesse an unserem Mobilitätskonzept und speziell an den Nibelungen-Bikes hat uns überrascht. Wir werden von Verbänden wie beispielsweise dem VCD Verkehrsclub Deutschland e.V., von Universitäten und von anderen Wohnungsbauunternehmen angesprochen, die sich durch unser Engagement inspirieren lassen, in umweltfreundliche Fortbewegungslösungen zu investieren. Das ist ein großer Erfolg – nicht nur für uns, sondern vor allem für den Klimaschutz.
Besonderes Augenmerk legen wir auf die Rückmeldungen der Nutzer*innen der Nibelungen-Bikes. An dieser Stelle entscheidet sich, ob ein Konzept nur kurzfristig für einen Aufmerksamkeits-Hype sorgt oder sich langfristig durchsetzt, und darauf kommt es schließlich an. Dementsprechend glücklich sind wir darüber, dass wir besonders von unseren Mieter*innen, zu denen wir einen engen Kontakt pflegen, viel positive Resonanz erhalten. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die gute Qualität der Räder, die sorgfältige Wartung und die unkomplizierte Buchung. Die Mieter*innen der Nibelungen nehmen natürlich auch die vergünstigten Tarifen, die wir für sie ausgehandelt haben, positiv wahr.
BS-Live!: Woran liegt es womöglich, dass einige Menschen die neuen Angebote (noch) nicht nutzen?
Torsten Voß: Es wird genügend Braunschweiger*innen geben, die auf die Nibelungen-Bikes nicht angewiesen sind, weil sie ihre individuelle Mobilität mit dem eigenen Rad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereits gut organisiert haben. Bei anderen mag es daran liegen, dass Verhaltensänderungen einfach Zeit benötigen. Oft führt erst ein konkreter Auslöser im Alltag dazu, alte Gewohnheiten zu überdenken und zu ändern. Das kann der Umzug in ein neues Quartier sein oder dass das Auto kaputt geht. In diesem Fall sollten Fortbewegungsalternativen zur Verfügung stehen, die niedrigschwellig nutzbar sind. Auf diesen Effekt setzen wir! Wir wollen unsere Mieter*innen nicht bevormunden, sondern ihnen Angebote machen. Wenn diese Angebote sinnvoll und praktisch sind, kommen die Menschen ganz von selbst früher oder später auf den Geschmack.
BS-Live!: Wo sehen Sie Verbesserungspotential?
Torsten Voß: Wir haben das Nibelungen-Bike-Konzept am 1. Juni 2020 als zweijähriges Pilotprojekt gestartet. Auf diese Weise wollen wir Erfahrungen sammeln mit dem Ziel, das System des Bike-Sharings – allein oder mit Kooperationspartnern – auszubauen, wenn es funktioniert. Das tut es. Die von nextbike, dem europäischen Marktführer im Fahrradverleih, zur Verfügung gestellten Räder, sind per App oder telefonisch leicht auszuleihen. Dank Radspezial, der Radwerkstatt der Lebenshilfe, sind sie gepflegt und verkehrssicher. Alle drei Fahrrad-Varianten – normale Räder, Lastenfahrräder und Pedelecs – werden intensiv genutzt.
Verbesserungspotenzial sehen wir in erster Linie beim Umfang des Angebots. Uns war von Anfang an klar, dass hundert Räder an zwanzig Stationen nicht ausreichen, um Bike-Sharing als Fortbewegungsalternative in ganz Braunschweig und für alle interessierten Braunschweiger*innen zu etablieren. Wir können bereits jetzt, nach gut einem Jahr unter erschwerten Pandemie-Bedingungen feststellen, dass wir das Netz mit mehr Rädern und mehr Stationen ausbauen müssen, um das Potenzial des Bike-Sharings voll auszuschöpfen. Unserer Wahrnehmung nach können die Nibelungen-Bikes einen wesentlichen Beitrag zur Mobilitätswende in Braunschweig leisten: weg vom individuell genutzten Verbrennungsmotor, hin zu mehr umweltfreundlichen, öffentlich zugänglichen Mobilitätslösungen, von denen alle etwas haben.
"Teilen entlastet – nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nutzer*innen"
BS-Live!: Sind sie nach wie vor überzeugt vom Konzept „Sharing“ als Alltagsrevolution und Baustein moderner Wohn- und Lebensräume?
Torsten Voß: Ja, unbedingt. Teilen entlastet – nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nutzer*innen, die nicht jeden benötigten Gegenstand selbst anschaffen, warten und unterbringen müssen. Dabei ist das Prinzip des Teilens alles andere als neu: Schon immer helfen sich Menschen untereinander aus, beispielsweise mit Werkzeug. Teilen trägt dazu bei, im Kontakt mit seinem Umfeld zu bleiben und fördert damit eine gute Nachbarschaft. Das wiederum ist entscheidend dafür, sich in seinem Zuhause wohlzufühlen. Von daher sind die Vorteile des Teilens unbestritten. Wir müssen nur die Gelegenheiten dazu schaffen.
Wir tun das, indem wir nicht nur Fahrräder zum Ausleihen zur Verfügung stellen, sondern mithilfe unserer Kooperationspartner Sheepersharing und greenwheels auch das Teilen von Autos ermöglichen sowie von Einkaufshilfen zum Hinterherziehen fürs Rad oder zu Fuß, die sogenannten trolleyboys®. Dieses Angebot haben wir in den Lichtwerkhöfen jüngst um Haushaltsleiter und Sackkarre erweitert, die unsere Mieter*innen ebenfalls kostenlos nutzen können.
Zurzeit befinden wir uns bei all diesen Angeboten noch in der Testphase, um festzustellen, wie intensiv sie genutzt werden und wo Verbesserungen möglich sind. Für uns steht jedoch bereits jetzt fest, dass wir den Weg weitergehen und unser Sharing-Konzept ausweiten werden.
BS-Live!: Wie sehen Sie die weitere Entwicklung von Mobilität und Lebensraum allgemein und in der Region?
Torsten Voß: Wir sind permanent auf der Suche nach Lösungen für die Probleme unserer Zeit, auf die wir als kommunales Wohnungsunternehmen und Quartiersentwickler Antworten geben können. Wir werden unsere Angebote ausbauen und – wo immer es erforderlich ist – die nötigen baulichen und infrastrukturellen Voraussetzungen dafür schaffen. Dabei arbeiten wir mit Kooperationspartnern aus der Region, aber auch deutschland- und europaweit zusammen. Das gilt nicht nur für den Bereich der Mobilität, sondern ganz allgemein für die Themen CO2-Reduzierung und Nachhaltigkeit. Wichtige Schlagwörter sind in diesem Zusammenhang die Förderung von Elektromobilität sowohl für das Rad als auch für den PKW, inklusive der dafür nötigen Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Stromgewinnung aus regenerativen Quellen. Auch in diesem Bereich werden wir in den kommenden Jahren weitreichende Fortschritte machen.
Uns ist bewusst, dass wir weiterhin aktiv handeln müssen, um unsere Umwelt noch besser zu schützen. Daran arbeiten wir und die Fortschritte, die wir auf diesem Weg machen, erreichen wir immer schneller. Die Nibelungen will mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, was im Bereich Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz alles möglich ist.
Vielen Dank für das Interview!
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!