Wallbox - das neue Must Have für Daheim?
"Auto-Steckdosen" erobern unser Zuhause
Wir befinden uns mitten in einem neuen Schub der Energiewende. Alternative Energien zu fossilen Brennstoffen wie Diesel, Benzin und Erdgas werden auf Hochtouren erforscht. Elektromobilität kommt auf den Straßen immer mehr zum Einsatz! Weniger Abgase, weniger Lärm und ein ganz neues Fahrgefühl! Immer mehr Haushalte überlegen sich daher, auf ein E-Auto umzusteigen und sich eine eigene „Auto-Steckdose“ – eine Wallbox – an ihrem Zuhause anzubringen.
Wie bei jedem großen Technikumbruch, drängen sich auch im Zuge der E-Mobilität viele Fragen auf. Um eine Expertenmeinung rund um die Chancen und aktuelle Risiken einzufangen, treffe ich mich mit Olaf Bothe, Projektmanager im Team Elektromobilität bei der KOM|DIA, einer Tochtergesellschaft von BS|ENERGY mit Schwerpunkt der Entwicklung von neuen Geschäftsfeldern. Er kennt sich aus mit dem Thema Elektromobilität. Im Rahmen des Projektes „Schaufenster Elektromobilität“ wurden bereits die ersten 17 Ladesäulen in Braunschweig aufgestellt. BS|ENERGY ermöglichte den Nutzern das dort kostenlose Laden, um Erfahrungen zu sammeln auf denen das Team jetzt die Weiterentwicklung vorantreiben kann.
Eine besondere Herausforderung
„Der Praxistest ist langsam angelaufen. Aber im letzten Jahr ist die Nachfrage so rasant angestiegen, dass wir das kostenlose Laden nicht mehr lange ermöglichen können. Geladen wird zu achtzig Prozent zuhause oder bei der Arbeit. Daher sind wir aktuell dabei, neue Konzepte umzusetzen. Wie zum Beispiel den Aufbau privater und halböffentlicher Wallboxen und Ladestationen. Halböffentlich bezeichnet dabei Lademöglichkeiten, die beispielsweise Unternehmen oder Geschäfte auf ihrem Gelände öffentlich zur Verfügung stellen. Auch stehen die Netzbetreiber, wie BS|NETZ, aktuell vor einer Herausforderung, das Netz entsprechend der zunehmenden Nachfrage durch die Elektromobilität vorzubereiten und anzupassen. Alle Ladepunkte müssen daher beim Netzbetreiber gemeldet werden. Bei einer Leistung über 11 KW muss sogar auf die Genehmigung durch diesen gewartet werden.
Reicht die Energieversorgung aus, wenn alle E-Auto fahren?
Aus aktueller Sicht reichen die Kapazitäten. Hinsichtlich des Ausbaus der erneuerbaren Energien erwarten wir hier diesbezüglich auch keine Einschränkungen. Für die Energieerzeugung ist die Elektromobilität eine Chance zukünftig mehr Energie aus erneuerbaren Quellen nutzen zu können, grüne Energie sollte immer die Basis für E-Mobilität sein. Durch den Einsatz von Naturstrom wird der Verkehr sauberer und unabhängiger von fossilen Energieträgern.
Mobilität neu denken
Um ein möglichst gutes, flexibles Angebot schaffen zu können, arbeitet BS|ENERGY eng mit der Stadt Braunschweig zusammen und ist via Forschungsprojekten und Kooperationen z.B. mit Automobilkonzernen und Carsharing-Startups vernetzt.
„Die Beschäftigung mit „E“ ist viel mehr"
"Es ist das Hinterfragen bestehender Mobilitätsysteme im Hinblick auf die Reduktion von Kohlendioxid und Stickoxiden sowie das Überdenken des eigenen Mobilitätsverhaltens und alternativer Mobilitätskonzepte. Dazu gehören auch Fahrräder, Zu Fuß gehen und Car-Sharing. Gemeinsam arbeiten wir an ganzheitlichen Lösungen und neuen Produkten, die dem Endverbraucher die Umstellung erleichtern sollen.“
Das „Wallbox-Paket“
Ein konkreter Ansatz sei das „Wallbox-Produkt“, sozusagen als „Rundum-Sorglos-Paket“ für Interessenten. Das Angebot sei im letzten halben Jahr immer mehr nachgefragt worden, da somit die Startschwierigkeiten im Hinblick auf die Auswahl der passenden Wallbox und Installation wegfallen würden. „Unsere Servicepartner aus der Region, die sich auf Elektromobilität spezialisiert haben, kommen zu den Kunden nach Hause und machen einen Technik-Check. Was soll es für ein Automodell sein, welche elektrischen Leistungen werden benötigt und wie steht es mit den Stromleitungen im Gebäude. Die gesamte Koordination übernehmen wir, bis die funktionstüchtige Wallbox an der Wand hängt! Ergibt der Technik-Check, dass eine Installation nicht möglich sein sollte, kann der Kunde vom Kaufvertrag der Wallbox zurücktreten“, erklärt Olaf Bothe.
Was ist denn jetzt genau eine Wallbox?
„Eine Wallbox ist eine sichere Steckdose für das Auto. Sicher heißt, dass Leistung und Kabeldicke stimmen und entsprechende Absicherungen wie ein FI-Schalter eingebaut wurde. Man kann ein E-Auto nicht auf Dauer mit einem Notladekabel an die normale Steckdose in der Garage anschließen! Der benötigte Strom ist ungleich höher als bei üblichen Haushaltsgeräten und Co. und sollte daher in der Installation berücksichtigt werden.“
Kostenfaktor
„Der Kauf von E-Autos schwankt von Modell zu Modell und von Angebot zu Angebot. Bei der Wallbox sind es die Kosten für die Beschaffung der Box, die Prüfung der vorhandenen Leitungen ggf. ein FI-Schalter und die Installation. Da Wallboxen aktuell nur in einigen Fällen lokal gefördert werden, haben wir das „Wallbox-Paket“ auf den Weg gebracht, das preislich zwischen knapp 1.450 bis 1.700 Euro liegt. Das ist erfahrungsgemäß ein realistischer Preis - auch, wenn man unabhängig von unserem Paket Anschaffungs- und Installationskosten addiert. Bei uns haben die Kunden aber auch im Nachgang immer wieder einen Ansprechpartner.
Mit einem E-Auto verbraucht ein Haushalt natürlich mehr Strom pro Monat. Dieser ist über eine Wallbox zu Hause jedoch günstiger, als reines Laden an öffentlichen Stationen. Angenommen man hat einen E-Kleinwagen und eine gängige Wallbox mit 11 KW-Leistung. Pro kWh würde man beim privaten Laden zu Hause aktuell ca. 30 Cent pro KWH zahlen. Das heißt für 15 kWh Verbrauch auf 100 Kilometer wären es 4,50 Euro. An öffentlichen Ladesäulen sind es eher 40 bis 50 Cent pro kWh.
In Verbindung mit einer Photovoltaikanlage kann der Besitzer durch sein E-Auto den Anteil des selbstgenutzten Stroms weiter erhöhen. Das spart Geld und sorgt für umweltfreundliche Mobilität.
Lade- und Fahrdauer
Bei einem kürzlich gehaltenen Vortrag habe Olaf Bothe das Publikum gefragt, wie viele der Anwesenden ein E-Auto hätten und wie viele davon schon einmal liegen geblieben wären. Von einer relativ großen Anzahl an E-Auto-Besitzern habe sich keiner bei der zweiten Frage gemeldet. Bei einer 11 KW-Wallbox braucht es etwa 1,5 Stunden im Normalladebereich bis wieder eine Reichweite von 100 Kilometern geladen ist. Aber natürlich kann der Fahrer auch am Supermarkt, bei seinem Fitnessstudio oder bei der Arbeit immer wieder kurz aufladen. Das heißt, man lädt immer wieder ein wenig auf und kommt dadurch niemals auf null. Das gilt allerdings für kürzere Alltagsstrecken. Bei Urlaubsfahrten oder Berufspendlern sieht das natürlich anders aus! Hier muss auf ein funktionierendes Netz von sogenannten Schnelladern zurückgegriffen werden.
Fazit: Lohnt sich eine Wallbox? Auf was muss ich achten?
Die Anschaffung lohne sich laut Olaf Bothe definitiv, vor allem langfristig. Auch, weil in den nächsten drei bis fünf Jahren Meilensteine in der Batterie-Technologie zu erwarten seien. Vor allem der Einsatz einer Wallbox an einem Einfamilienhaus ist sinnvoll.
Interessenten sollten bedenken, dass ein E-Auto einen deutlichen Mehraufwand im Stromnetz bedeute. Alle Wallboxen müssten bei Installation daher beim Stromversorger gemeldet werden. Wallboxen über 11 KW muss der Netzbetreiber außerdem vorab genehmigen.
Aus Machbarkeits- und Sicherheitsgründen ist es daher unerlässlich, sich bei einem E-Auto bzw. Wallbox-Wunsch von Experten wie BS│ENERGY beraten zu lassen.
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!