Der Single-Blues
Die Singles unter euch, egal, ob männlich oder weiblich werden ihn kennen den Single-Blues. Es gibt Zeiten, da findet man es einfach endlos geil, Single zu sein. Freiheit pur, alles total easy. Dann wiederum gibt es Zeiten, da überkommt er dich. Manchmal recht plötzlich, hin und wieder aber auch schleichend der Single-Blues. Du siehst nur noch Pärchen um dich herum. Scheinbar gibt es alles und jeden im Doppelpack, nur du gehst allein durch die Welt. Wenn dich dieser Blues erst einmal erwischt hat, dann fällt es dir in jedem Bereich auf. Jede Familienfeier wird zum Spießrutenlauf. Schaut deine Tante nicht mitleidig zu dir herüber und tuschelt mit deiner Mutter? Sicherlich reden sie gerade darüber, warum DU immer noch nicht den Richtigen oder die Richtige gefunden hast. Fragen nicht auch deine Freunde ständig, warum dir einfach niemand begegnet, mit dem du dein Leben teilen möchtest? Und überhaupt hast du doch das Gefühl, dass dir jeder deinen Single-Zustand ansieht, wenn du einfach nur mal allein durch die City bummelst. Fast so, als hättest du einen Stempel in signalrot auf deiner Stirn: Ja, tut mit leid, aber ich bin Single!
Alle, wirklich alle anderen, kommen dir Händchen haltend entgegen, auf dem Dach gegenüber deines Wohnzimmerfensters sitzen sogar die Tauben nur zu Zweit und turteln, selbst deine Nachbarin, die blöde Kuh, hat einen neuen Freund und auch dein Hund hat einen heißen Flirt mit der Terrierdame vom Ende der Straße. Der Frühling ist natürlich ganz besonders schlimm, da gehen die Hormone bei allen Verliebten durch. Es ist doch für dich als Single nahezu ekelhaft, wie sie ihr Liebesglück in aller Öffentlichkeit zur Schau stellen und du so notgedrungen daran teilhaben musst. Denn dann merkst du noch stärker, dass dir etwas fehlt. Ein zärtlich gehauchtes "Mausi" oder "Schatzi" in deiner Gegenwart verursacht dir schnell mal Übelkeit. Selbst der Supermarkt scheint dir nun feindlich gesonnen. Alles gibt es nur noch im Familiensparpack. Was sollst du denn damit? Deine Nachbarin, die blöde Kuh, zum Essen einladen und mal nachfragen, wie sie es geschafft hat, einen Partner abzukriegen?
Nirgendwo bleibst du von diesem "Paarding" verschont. Solltest du aus lauter Frust auf die Idee kommen, du könntest ja mal Schuhe kaufen gehen, dann fällt dir dort sofort auf, dass es auch die nur paarweise gibt. Außer dir gibt es wohl nichts, was alleine ist. Wenn dich der Blues dann voll erwischt hat, kennst du plötzlich auch keine anderen Singles mehr. Alle scheinen liiert und verbandelt zu sein. Und das deprimiert ganz gewaltig.
Doch dann gehst du vielleicht eines schönen Sonntags mit einer Freundin Kaffee trinken. Nein, sie ist zwar kein Single, aber sie ist in einer ganz unglücklichen Beziehung. Irgendwie geht es dir da gleich ein bisschen besser. Nicht, dass du ihr nicht wünschen würdest, glücklich zu sein. Aber irgendwie fühlst du dich nun nicht mehr ganz so alleine. Und am Nachbartisch sitzen zwei Frauen und schütten sich gegenseitig ihr Herz über ihre Männer aus und sind so richtig frustriert und schimpfen. Da plötzlich fällt dir wieder ein, warum es so geil ist, Single zu sein. Keine offenen Zahnpastatuben, kein Krach um das Fernsehprogramm. Niemand, dem seine Hobbys und Kumpel wichtiger sind als du und der dich ständig alleine lässt. Am Wochenende kannst du ohne schlechtes Gewissen bis mittags in deinem Schlafanzug mit den rosa Bärchen drauf rumlaufen, ganz ungeschminkt. Abends auf der Couch liegen und stundenlang mit einer Freundin telefonieren, ohne strafende Blicke dafür zu kassieren. Kommen und gehen wann du willst, immer das tun, wonach dir ist, ohne dich nach jemandem richten zu müssen. Auf jeden Fall gibt es viele Gründe, die das Single-Leben angenehm machen. Natürlich ist es auf Dauer nicht erstrebenswert, allein zu bleiben und wenn der oder die Richtige kommt, verzichtet man gern auf das "Recht" sämtliche Freiheiten für sich in Anspruch zu nehmen. Doch bis es soweit ist, kann man auch als Single `ne gute Zeit haben
Und nach diesem Kaffee am Sonntag ist er verschwunden der Single-Blues.
Ein Beitrag von Tanja Peters