Kenny kriegt die Krise - Heiliger Vater
Kenny kriegt die Krise
Heiliger Vater
Da war es also nun soweit, und der Herr hat in seiner unendlichen Güte Karel Wojtila von seinen irdischen Qualen erlöst. Zum Dank für seine verdienstreichen Jahre als Oberhaupt der einzig wahren Kirche braucht er nun auch nicht mehr mitzuerleben, wie niemand geringerer als ein Bayer seine Nachfolge antritt. Eigentlich eine mehr als gerechtfertigte Amtsnachfolge, wo schließlich ist der Katholizismus lebendiger als im Christdemokratischen Bavaria, wo Regierungspolitiker nicht selten von der heidnischen Opposition gar als "katholischer als der Papst" tituliert, pflichtbewusst und gottesfürchtig ihrer Ämter walten. Vorbei, denn wie sich unmissverständlich in Edmund Stoibers N24 - Grinsen lesen ließ, jetzt ist der heilige Vater selbst "einer von uns". Ähnlich wie die weltliche Regierung des Weißwurststaats ist auch der neue "Papa" ein, man könnte wohl sagen, eher konservatives Gemüt. Begriffe wie "Ehe unter Gleichgeschlechtlichen", "Empfängnisverhütung" oder, Gott bewahre, "Kondom" sind beiden also nicht sonderlich vertraut. Wie sehr die Einstellung zu oben genannten Begriffen sich direkt auf die Gläubigen überträgt, könnte man beispielsweise an der nicht unerheblichen Liste unehelicher Kinder der Funktionäre beim FC Bayern ablesen. Dabei hätte das Donnerwetter nach einem kleinen Seitensprung auf der Weihnachtsfeier leicht vermieden werden können, hätte man(n) nur einfach schnell vorher den "Regenschirm" aufgespannt.
Bei genauerer Betrachtung lassen sich hier viele Dinge ableiten. Ist der Verzicht auf die Kautschukartigen am Ende bloß eine willkommene Stolperfalle für Ehebrecher?!
Andererseits, breche ich schon eines der zehn Gebote, wie sehr muss ich mir dann Sorgen machen "nur" eine päpstliche Vorgabe missachtet zu haben. Oder steht am Ende die weltliche Vertretung des Allmächtigen dem Gläubigen als moralische Instanz doch näher als die Gesetze des Herrn? Diesen Gedanken möchte man schnell wieder verwerfen, erinnert man sich an diverse Epochen in denen sich der Klerus selber die eine oder andere weltliche Schwäche erlaubt hatte. Der kleine Witz über die beiden Kardinäle, die sich über die Aufhebung des Zölibats unterhalten ("Meinst Du wir erleben das noch?" "Nein, aber unsere Kinder bestimmt!") ist da noch die Spitze des Eisbergs.
In Zeiten wie diesen ist "geistliche Führung" wertvoller als je zuvor, jedoch denkbar ungeeignet "geistige Führung" zu ersetzen. Inwieweit sich die Denkweise des einzelnen auf die individuellen Vorstellungen eines 78 jährigen Ex-Kardinals stützen sollte, bleibt ein heikles Thema. So heikel de facto, dass die reine Fragestellung wohl bereits die Aufmerksamkeit des einen oder anderen der katholischen Kirche Angehörigen wecken dürfte. Darf man in Frage stellen was nie zuvor in Frage gestellt werden durfte? Andererseits, ist der Papst die irdische Vertretung des Allmächtigen und exklusiv in dessen Auftrag bestellt, warum wird er von anderen Menschen (nun gut, Kardinäle) in mehreren Wahlgängen gewählt und nicht, wie in biblischen Zeiten so schön erprobt "auserwählt"?! Hat in diesem Punkt am Ende gar eine Überlegung gegriffen, die die Geschichte der Auslegung göttlicher Zeichen, insbesondere die, derer offensichtlichen Fehlinterpretationen, als warnendes Beispiel nimmt. Sicher hatte beispielsweise auch die Ära der Inquisition ihre heiteren Momente, aber nicht zuletzt Benedikt XVI. selber räumt ein, dass dort vielleicht der eine oder andere Fehler gemacht wurde.
Viele junge Menschen waren auf den Bildschirmen zu sehen, wie sie Johannes Paul die letzte Ehre erwiesen und den neuen wie einen Popstar auf dem Balkon über dem Petersplatz willkommen hießen. Was erhoffen und erwarten diese Menschen sich von Benedikt XVI.
Welchen Einfluss hat die Kirche auf die Jugend und ist sie sich dessen bewusst? Man möchte es hoffen, der eine oder andere mag sogar dafür beten. Ich für meinen Teil werde das einzige tun was einem Reformierten in so einem Fall übrig bleibt, möchte er denn auch etwas an dem Hype teilhaben, mein Gebot für den alten Golf von Kardinal Ratzinger bei Ebay steht jetzt bei 63.750 Euro. Ich hab mir sogar extra dafür einen neuen Mitgliedsnamen angelegt:
Luther_martin05.
Text: Hendrik Menz (hendrik@menzmusic.com)